Wiener Secession
APA/BARBARA GINDL
APA/BARBARA GINDL
Kultur

Secession zeigt Videos und Mikroskulpturen

Die Wiener Secession präsentiert ihr Ausstellungsprogramm für 2021: Neben klassischen Gemälden werden Videoinstallationen und Mikroskulpturen gezeigt. Insgesamt gibt es 13 Ausstellungen im kommenden Jahr.

Aufgrund der derzeitigen CoV-Maßnahmen konnten die für November geplanten Ausstellungen nicht gezeigt werden. Deshalb werden sie erst nach dem Lockdown eröffnet. Die aktuelle Ausstellung „Der Klang der Tuba“ von Edi Hila wird bis ins neue Jahr verlängert. Rund 20 Gemälde aus unterschiedlichen Jahrzehnten spannen einen Bogen: Neben der globalen Migrations- und Fluchtbewegungen der Gegenwart werden auch die politisch motivierten Deportationen in der Frühphase des Kommunismus in Albanien gezeigt. Der Künstler Hila will dadurch Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufzeigen.

Ausstellung Der Klang der Tuba von Edi Hila
Oliver Ottenschläger
In der Ausstellung „Der Klang der Tuba“ stellt Künstler Hila eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart her

Verletzlichkeit der menschlichen Stimme

Zusätzlich werden nach dem Lockdown die Ausstellungen von Lawrence Abu Hamdan und Till Megerle eröffnet und bis Anfang Februar 2021 zu sehen sein. Der aus Jordanien stammende Künstler Abu Hamdan präsentiert seine Ausstellung „Impossible Speech“. Dabei hat der Künstler in den vergangenen zehn Jahren ein Archiv aus Geräuschen zusammengetragen und thematisiert in der Ausstellung die politischen Dimensionen von Sprache und Klang sowie die Verletzlichkeit der menschlichen Stimme.

Die Klang- und Videoinstallationen geben einen Einblick in seine Auseinandersetzung mit Militärschlägen, Grenzen und Gefängnissen im Nahen Osten. Das Ziel des Projekts ist es, Betroffenen die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu Wort zu melden, wo sonst für sie gesprochen wird. Erst 2019 wurde Hamdan mit drei anderen Nominierten mit dem Turner-Preis für Moderne Kunst ausgezeichnet.

Once Removed
Lawrence Abu Hamdan
In Klang- und Videoinstallationen setzt sich Abu Hamdan mit Ungerechtigkeiten auseinander

Die zeichnerischen, fotografischen und filmischen Werke von Till Megerle werden im Grafischen Kabinett der Secession gezeigt. In „To be kind“ vereint der Künstler sowohl kunsthistorische Quellen wie die Bilder von Pieter Bruegel und Matthias Grünewald als auch popkulturelle Referenzen wie Skateboard- und Hip-Hop-Videos. Damit soll das Vertraute ins Unwirkliche verzerrt werden. Megerles Werke zeichnen sich durch Ambivalenz aus: Vor allem die Charaktere spiegeln psychologische Zerrissenheit wider. Bis 7. Februar sind die Ausstellungen von Abu Hamdan und Megerle in der Secession zu sehen.

Mikro-Skulpturen aus Fundstücken

Am 19. Februar 2021 startet das reguläre Ausstellungsprogramm der Wiener Secession. Den Anfang macht mitunter die Künstlerin Tess Jaray, die 1937 in Wien geboren wurde und 1938 mit ihrer Familie nach Großbritannien flüchten musste.

In der zweimonatigen Ausstellung werden ihre formal reduzierten Malereien aus geometrischen und grafischen Mustern im Hauptraum gezeigt. Dabei soll die Beziehung zwischen Malerei und Architektur analysiert werden. Neben den Malereien von Jaray stehen in der Galerie die Werke des konzeptuellen Zeichners und Bildhauers Frantisek Lesak auf dem Programm. Beide Ausstellungen bleiben bis zum 11. April geöffnet.

Die Werke des japanischen Künstlers Yuji Agematsu sind im Grafischen Kabinett sogar bis Mitte Juni zu sehen. Laut Anküdigung ist Agematsu „gewissermaßen ein Chronist unserer Zeit und ein Archivar, der scheinbar belanglose Fundstücke von den Straßen seines Wohnorts sammelt und zu Mikro-Skulpturen zusammenstellt“.

Kooperation mit den Wiener Festwochen

Zwischen dem 23. April und 5. September kann das bildhauerische Werk von Daniel Dewar und Gregory Gicquel betrachtet werden. Das britisch-französische Künstlerduo experimentiert mit einer Vielzahl von Materialien und Techniken. Bislang haben Dewar und Gicquel Werke aus Stein, Keramik oder Textilien vorgestellt. In den vergangenen Ausstellungen haben sich die beiden Künstler Eichenholz gewidmet. Das Ziel der Werke ist es, einen Traditionsbruch zu schaffen.

Werk von Daniel Dewar und Gregory Gicquel
Benjamin Baltus
Die neuen Kunstwerke von Daniel Dewar und Gregory Gicquel wurden aus Eichenholz angefertigt

Ab 13. Mai folgt eine Kooperation der Secession mit den Wiener Festwochen: Die aus Zypern stammende Künstlerin Maria Hassabi präsentiert sich im Hauptraum mit der Auftragsarbeit „Here (2021)“. Die in New York und Athen lebende Hassabi ist zusätzlich als Choreografin und Tänzerin tätig.

Künstler hinterfragen das System

In den Sommermonaten Juli und August sind sowohl im Hauptraum als auch im Grafischen Kabinett Ausstellungen der beiden Videokünstlerinnen Dominique Gonzalez-Foerster und Karimah Ashadu zu sehen. Die englische Künstlerin Ashadu spiegelt in ihren Werken die Lebens- und Arbeitsbedingungen Westafrikas wider.

Im Herbst wird im Hauptraum eine Schau des Künstlers Danh Vo gezeigt. Der aus Vietnam stammende Vo baut oftmals persönliche Lebenserfahrungen in seine Werke ein. Damit will er sowohl politische als auch historische Bedenken äußern und auf weltweite Probleme aufmerksam machen. Der Portugiese Carlos Bunga stellt zeitgleich in der Galerie aus.

Parallel zu den beiden Künstlern bespielt die Libanesin Rana Hamadeh das Grafische Kabinett. Mit ihren Arbeiten hinterfragt sie nicht nur die Infrastrukturen des Rechts und des Militärs, sondern auch die Geschichte des Gesundheitswesens und des Theaters. Alle drei Ausstellungen werden vom 17. September bis Anfang November gezeigt.

Drei Künstlerinnen zum Schluss

Beschlossen wird das Ausstellungsjahr 2021 der Secession mit drei neuen Künstlerinnen. Im Hauptraum wird die Präsentation von der iranischen Künstlerin Nairy Baghramian gezeigt. Sie entwirft eine Antithese zum traditionellen Skulpturenbegriff. Flankiert wird die Schau von den Werkpräsentationen der Engländerin Sarah Rapson und der Kraotin Nora Turato. Die 29-jährige Turato lässt in ihre Kunst vor allem drei Techniken miteinfließen: Stimme, Typographie und Sprache.

Secession von Künstler-Gruppe gegründet

Die Wiener Secession wurde 1897 von einer Gruppe von Künstlern gegründet und wird seither als unabhängige Vereinigung von Künstlerinnen und Künstlern geführt. Zum ersten Präsidenten der Vereinigung wurde damals Maler Gustav Klimt gewählt. Weitere Gründungsmitglieder waren die Maler Kolo Moser und Carl Moll sowie die Architekten Josef Hoffmann und Joseph Maria Olbrich.

Vorstand der Vereinigung bildender Künstlerinnen und Künstler
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Der Vorstand der Vereinigung bildender Künstlerinnen und Künstler entscheidet auf demokratischer Basis über das Programm

Bei der Secession handelt es sich um das weltweit älteste unabhängige Ausstellungshaus, das sich ausdrücklich der zeitgenössischen Kunst widmet. Rund 15 Ausstellungen werden jedes Jahr in der Secession gezeigt: Ein Anliegen ist die Wiedergabe von aktuell relevanten Entwicklungen der internationale sowie österreichischen Kunst. Erst vor zwei Jahren wurde die Wiener Secession aufgrund des 120-jährigen Jubiläums um 3,5 Millionen Euro saniert und modernisiert.