Ausgelegt ist das Angebot vor allem für Oberstufenschüler. Während Pflichtschüler seit Wochenbeginn zumindest wieder in den Präsenzunterricht zurückgekehrt seien, könne die Oberstufe mit Ausnahme der Maturajahrgänge nach wie vor nicht in die Klasse zurück, sagte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS). Viele Schülerinnen und Schüler hätten aber Schwierigkeiten beim Distance-Learning – etwa wegen einer schlechten Internetverbindung, zu wenig Platz, lauter Geschwister oder fehlender Endgeräte.
Zwei Timeslots
Die Lerncafes sollen nun eine ruhige Alternative bieten „für alle, die sagen: Ich halt’s nicht mehr aus im Homeschooling“, wie Wiederkehr erklärte. Drei Kaffeehäuser machen nun einmal bis Weihnachten mit: das traditionelle „Cafe Museum“ auf dem Karlsplatz, das „Cafe Frauenhuber“ in der Inneren Stadt und „The Legends“ (vormals „Cafe Haller“) in Wien-Landstraße. Die Reservierung erfolgt über die Plattform Book Your Room, über die bereits Hotelzimmer für das Lernen gebucht werden können. Die ersten Slots – zur Auswahl stehen 14.00 bis 16.00 und 17.00 bis 19.00 Uhr – werden bereits für Donnerstag vergeben.
Wiederkehr will sich nun bis Weihnachten einmal anschauen, wie das Angebot angenommen wird. Dann werde man entscheiden, ob und wie die Aktion weitergeführt wird. Das hänge natürlich auch davon ab, ab wann die Gastronomie wieder ihren Normalbetrieb aufnehmen kann. Ab 15 Jahren kann man das Kaffeehaus alleine besuchen, so Wiederkehr. „Unter 15 braucht es die Begleitung eines Erziehungsberechtigten.“
Kein Verkauf möglich
Kaffeehausatmosphäre wird man in den Räumlichkeiten, die in herkömmlichen Zeiten wohl hin und wieder auch gerne zum Schulschwänzen besucht werden, allerdings weiterhin schmerzlich vermissen. Denn Getränke und Speisen dürfen laut Verordnung des Bundes nicht verkauft werden. „Man kann aber eine Jause mitnehmen“, sagte Irmgard Querfeld, die das „Cafe Museum“ betreibt.
Sie verwies außerdem auf die coronavirusadäquaten Sicherheitsmaßnahmen wie regelmäßige Desinfektion aller Bereiche und großen Abstand zwischen den einzelnen Sitzplätzen. So bietet das „Cafe Museum“ bei 300 Quadratmeter Fläche gerade einmal 15 Schülerinnen und Schülern gleichzeitig Unterschlupf.
Keine Miete für Gastronomen
In den anderen teilnehmenden Cafes gebe es 18 bzw. zwölf Plätze, berichtete Wolfgang Binder, Kaffeesiederobmann in der Wiener Wirtschaftskammer. Er hofft, dass sich noch weitere Unternehmer an dem Projekt beteiligen. Miete bekommen die Gastronomen dafür nicht bezahlt, wurde versichert: „Der Platz wird gratis zur Verfügung gestellt.“ Lehrpersonal ist übrigens auch nicht anwesend – als Aufsichtspersonen fungieren sozusagen die Lokalbetreiber selbst.