Sichergestellte Waffen
ORF
ORF
Chronik

Polizei deckt riesigen Waffenhandel auf

Unter Federführung der Wiener Polizei haben die Behörden ein Netzwerk zwischen Organisierter Kriminalität, Rechtsextremismus und Waffenhandel aufgedeckt. Selbst Ermittler waren von den Dimensionen überrascht, hieß es am Samstag.

Ausgegangen war die Polizei von einem Hinweis aus Deutschland über ein Drogenhandelsdelikt. Ermittlungen im Bereich Organisierte Kriminalität wurden aufgenommen, berichtete Michael Mimra, stellvertretender Leiter des Landeskriminalamts Wien, am Samstag. Dabei sei es bald klarer geworden, dass die Causa gewaltige Dimensionen annehme. Aus dem Suchtgifthandel im Bereich Organisierter Kriminalität erstreckten sich die Ermittlungsschienen schlussendlich auch auf Waffenhandel und Rechtsextremismus. Ziel sei es gewesen, eine bewaffnete Miliz in Deutschland aufzubauen – mehr dazu in news.ORF.at.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Spektakulärer Ermittlungserfolg im Bereich illegalen Waffen- und Drogenhandels in Verbindung zu rechtsextremen Gruppierungen.
APA/Georg Hochmuth
Spektakulärer Ermittlungserfolg im Bereich illegalen Waffen- und Drogenhandels in Verbindung zu rechtsextremen Gruppierungen.
APA/Georg Hochmuth
Spektakulärer Ermittlungserfolg im Bereich illegalen Waffen- und Drogenhandels in Verbindung zu rechtsextremen Gruppierungen.
APA/Georg Hochmuth
Oberst Michael Mimra, Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl (v.l.n.r.)
APA/GEORG HOCHMUTH
Spektakulärer Ermittlungserfolg im Bereich illegalen Waffen- und Drogenhandels in Verbindung zu rechtsextremen Gruppierungen.
APA/Georg Hochmuth
Spektakulärer Ermittlungserfolg im Bereich illegalen Waffen- und Drogenhandels in Verbindung zu rechtsextremen Gruppierungen.
APA/Georg Hochmuth

Die Polizei konnte einen mutmaßlichen Drahtzieher ausforschen. Laut Mimra handelt es sich dabei um einen 53-jährigen österreichischen Staatsbürger, der einschlägig polizeilich bekannt ist. Er soll den Waffenhandel in großem Stil und organisiert aufgezogen haben.

Derzeit befinden sich laut Mimra fünf Personen in Haft. Es habe fünf Hausdurchsuchungen gegeben. In Deutschland seien zwei Personen festgenommen und zwei Hausdurchsuchungen durchgeführt worden. Dabei sei eine große Menge an Suchtgift sichergestellt worden. Namen und Details wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht nennen. Es befänden sich aber Personen darunter, deren Verbindungen zum Rechtsextremismus bekannt seien.

Lange Ermittlungen haben erst begonnen

Wie groß die Dimensionen sind, versuchte Mimra unter anderem anhand der beschlagnahmten Waffen deutlich zu machen: 76 halbautomatische und automatische Waffen, „schweres Gerät, mit dem man viel Schaden anrichten kann“, so Mimra wörtlich, mehr als 100.000 Schuss Munition der verschiedensten Kaliber, sechs Handgranaten, Zündmittel, Sprengstoff wie etwa TNT, und anderes mehr. Dazu kamen noch Bargeld, eine umfangreiche Sammlung an Wehrmachtsausrüstung, eine Flut an Zubehör wie Waffenstützen, Schaftverlängerungen, Magazinhalterungen oder Gewehrscheinwerfer.

Sichergestellte Waffen
ORF

Mimra betonte, dass nun viel Arbeit auf die Kriminalisten warte. Jedes einzelne Stück müsse kriminaltechnisch untersucht werden. Fingerabdrücke würden gesucht, Waffen müssten beschossen werden, um festzustellen, ob aus ihnen bei einer kriminellen Handlung bereits Schüsse abgefeuert wurden. In Österreich sind laut Mimra quasi alle Behörden inklusive dem Bundesheer in die Aufarbeitung des Falls einbezogen. Man sei erst am Beginn der Ermittlungen, die noch lange dauern würden.

Pürstl: „Einer der größten Waffenfunde“

Der Wiener Landespolizeipräsident, Gerhard Pürstl, sprach von „sicherlich einem der größten Waffenfunde der letzten Jahrzehnte“. Waffen aus dem Balkankrieg hätten via Darknet ihren Weg in die Kriminalität gefunden. Pürstl betonte die gute Zusammenarbeit von Landeskriminalamt, Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung und Bundeskriminalamt sowie ausländischen Behörden und Dienststellen. Es habe sich in diesem Fall einmal mehr bestätigt, dass Kriminelle sich nicht nur in einem „Geschäftsfeld“ betätigten, sondern es große Überschneidungen gebe.

Auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) ging auf die Dimension dieses Falls ein. Er sprach von einem massiven Schlag gegen die rechtsextreme Szene in Österreich und gegen die organisierte Kriminalität, der gezeigt habe, was hinter einem anfangs einfachen Suchtgiftdelikt stecken könne – und das auch noch „mit einem Zweck, die Gesellschaft, die Demokratie, Grund- und Freiheitsrechte anzugreifen“.