Illegale Zigarettenfabrik in Floridsdorf ausgehoben
Bundesministerium für Finanzen
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Chronik

Illegale Zigarettenfabrik ausgehoben

Die Zollfahndung Wien hat, wie heute vom Finanzministerium bekanntgegeben, am 13. November eine illegale Zigarettenfabrik ausgehoben. 13 Tonnen Tabak und zahlreiche Maschinen wurden in einer Lagerhalle in Floridsdorf sichergestellt.

Ein Hinweis führte Beamte der Zollfahndung zu der 1.300 Quadratmeter großen, gut abgeschirmten Halle. Dämmmatten an den Wänden sollten so wenig Geräusche wie möglich nach außen dringen lassen, ein Störsender das Orten von Handys erschweren. Die Beamten konnten erst nach Gewaltanwendung in die Halle eindringen. Darin befanden sich eine komplette Produktionsanlage zum Herstellen von Zigaretten sowie Schlaf- und Wohnräume von Arbeitern. Diese nutzten die Zeit zwischen Öffnen und Eindringen, um durch eine Rigipswand in ein Nachbargebäude zu gelangen und zu fliehen. Ein Mann aus Griechenland konnte aber festgenommen werden.

Illegale Zigarettenfabrik in Floridsdorf ausgehoben
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Komplette Produktionsstraße aufgebaut

In der Halle stießen die Ermittler auf eine Zigarettenherstellungsmaschine, eine Tabakschneidemaschine, einen Zylinder zum Trocknen von Tabak, ein Dieselaggregat und einen Druckluftkompressor. Um durch den hohen Stromverbrauch der Maschinen nicht die Aufmerksamkeit der Elektrizitätswerke zu erwecken, wurden alle Geräte über das Aggregat mit Strom versorgt.

Ein Experte eines Zigarettenherstellers stellte fest, dass die Herstellungsmaschine aus Tschechien stammt, die anderen Geräte kommen aus der Türkei und Asien. Er schätzte, dass die Produktionsmaschine zehn Wochen in Betrieb war und in diesem Zeitraum etwa 52.000 Stangen Zigaretten produziert, weggebracht und veräußert wurden. Das dürfte einen Umsatz von etwa 1,5 Millionen Euro gebracht haben.

Und es hätte noch mehr werden können. Denn die Ermittler stellten auch noch weitere 13 Tonnen Tabak-Feinschnitt sowie zahlreiche Paletten mit Zigarettenfiltern, Papier, Kartons und Folien sicher. Damit hätten noch 65.000 Stangen Zigaretten für den Schwarzmarkt produziert werden können. Das hätte zwei Millionen Umsatz gebracht.

Illegale Zigarettenfabrik in Floridsdorf ausgehoben
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3,5 Mio. Euro Tabaksteuer unterschlagen

Laut Finanzministerium führte die Schließung legaler Zigarettenfabriken in Osteuropa dazu, dass die in Wien sichergestellte Produktionsmaschine in die Hände von Kriminellen gelangte. Diese würden arbeitslos gewordene Arbeiter und Maschinisten für die Produktion in illegalen Fabriken anwerben. Persönliche Gegenstände würden den Arbeitern abgenommen, sie dürfen für die Dauer der Produktion die Hallen nicht verlassen, mitunter auch monatelang.

Alle Geräte wurden beschlagnahmt und abtransportiert. Die Tabaksteuer für den sichergestellten und bereits verarbeiteten Tabak beträgt in Österreich 3,5 Millionen Euro. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Kriminellen über ein Verteilernetz in ganz Europa verfügen. Die Hauptverantwortlichen erwartet neben Steuernachzahlungen in Millionenhöhe ein Gerichtsverfahren wegen bandenmäßiger Abgabenhinterziehung und Betreibens einer illegalen Zigarettenfabrik. Das Strafhöchstmaß beträgt bis zu zehn Millionen Euro Geldstrafe und bis zu fünf Jahre Haftstrafe. Die Fahndung nach den Hintermännern läuft auf Hochtouren.

„Massiver Schlag gegen Zigarettenmafia“

Zuletzt wurde im Jahr 2018 eine ähnliche illegale Produktionsstätte bei St. Pölten entdeckt. „Das ist ein massiver Schlag gegen die international organisierte Zigarettenmafia. Ich danke der Zollfahndung für die großartige Arbeit, die in diesem Fall geleistet wurde, um Konsumentinnen und Konsumenten sowie die redliche Wirtschaft zu schützen“, so Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP).