Baustelle U2 U5 Matzleinsdorfer Platz
ORF.at/Christian Öser
ORF.at/Christian Öser
Politik

U2/U5-Bau soll 2,1 Milliarden Euro kosten

Das erste Teilstück der U-Bahn-Linie U5 und die Verlängerung der U2 werden um je ein Jahr später als geplant eröffnet. Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) rechnet mit Kosten von 2,1 Mrd. Euro, die ÖVP schaltet den Stadtrechnungshof ein.

Wie bereits in den vergangenen Tagen kolportiert, soll der Start des ersten U5-Teilstücks vom Karlsplatz bis zum Frankhplatz 2026 in Betrieb gehen. Das bedeutet auch, dass der Start der verlängerten U2 bis zum Matzleinsdorfer Platz nicht 2027, sondern erst 2028 erfolgen kann – mehr dazu in U5 verspätet sich um ein weiteres Jahr.

Die Verzögerungen für den Betriebsstart erklären sich vor allem dadurch, dass die Wiener Linien 2018 große Ausschreibungspakete für Tiefbauarbeiten gestoppt und wiederholt haben. Die Angebote der teilnehmenden Firmen seien nicht nachvollziehbar gewesen, bekräftigte Günter Steinbauer, Geschäftsführer der Wiener Linien, am Donnerstag. Mit dem nochmaligen Vergabeprozess habe man sich nun rund 200 Mio. Euro erspart, versicherte er.

Baukosten im internationalen Mittelfeld

Bei den Kosten von 2,1 Mrd. Euro handelt es sich um die für das Eröffnungsjahr berechnete Summe, so Finanzstadtrat Hanke. So werde man das auch bei allen künftigen Großprojekten der Stadt handhaben. Bisher habe man stets Angaben auf der Preisbasis des Ausgangsjahres gemacht – also eine Momentaufnahme, die geradezu zwangsläufig nicht eingehalten werden könne, weil Indexierungen nicht berücksichtigt und noch keine Verträge mit Firmen fixiert seien.

Laut Andreas Kropik, Professor für Bauwirtschaft und Baumanagement an der TU Wien, liegt Wien im internationalen Vergleich in puncto Baukosten mit rund 310 Mio. Euro pro U-Bahn-Kilometer „im Mittelfeld“. Städte wie London, Amsterdam oder New York lägen mit 480 bis 600 Mio. Euro deutlich darüber. Berlin, Kopenhagen oder Budapest sind mit 200 bis 240 Mio. Euro hingegen billiger unterwegs.

U2/U5-Bau soll 2,1 Milliarden Euro kosten

Das erste Teilstück der U-Bahn-Linie U5 und die Verlängerung der U2 werden um je ein Jahr später als geplant eröffnet. Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) rechnet mit Kosten von 2,1 Mrd. Euro, die ÖVP schaltet den Stadtrechnungshof ein.

Verlängerung bis Hernals und Wienerberg ohne Zieldatum

Die U5 bis Frankhplatz sowie die U2-Trasse bis Matzleinsdorfer Platz stellen die erste Ausbaustufe des U2/U5-Linienkreuzes dar. In der zweiten Ausbaustufe wollten die Verkehrsbetriebe die türkise Linie bis zum Elterleinplatz weiterführen. Bisher genanntes Zieljahr war hier 2027. Steinbauer sagte allerdings, dass die U5 gleich bis zur Vorortelinie bzw. zur Station „Hernals“ weitergezogen werde. Die U2 wird in der zweiten Stufe wie vorgesehen bis zum Wienerberg führen. Auch hier gibt es derzeit noch kein konkretes Zieldatum. Bisher war von 2029 die Rede.

Steinbauer wies daraufhin, dass für diese Verlängerungsschritte noch Finanzierungsverhandlungen mit dem Bund, der sich traditionell mit 50 Prozent an den Kosten beteiligt, liefen. Außerdem sei man noch in den Planungen für den genauen Trassenverlauf.

Steinbauer betonte, dass der Großteil der Arbeiten für die U5-Trasse bzw. die U2-Südverlängerung sowieso ohne Baugruben – freilich mit Ausnahme der Ein- und Ausgänge – im dicht verbauten Gebiet auskämen. Mit der „Knopflochmethode“ arbeite man sich vom Matzleinsdorfer Platz, den die U2 ab 2028 anfährt, bis ins Stadtzentrum vor. Rund um das Rathaus lägen die Tunnel allerdings sehr „seicht“, weshalb man hier Zugänge von oben brauche.

Arbeiten ab 11. Jänner

Ab 11. Jänner beginnen die U-Bahn-Arbeiten im Bereich Rathaus sowie bei der späteren ersten U5-Endstelle Frankhplatz beim Alten AKH. Beim Rathaus starten Vorbereitungen für die Rohbau- und Tunnelarbeiten. Weil mehrere Baustellenflächen eingerichtet werden, wird es auch zu Einschränkungen und Umleitungen im Verkehr kommen.

So wird die Landesgerichtsstraße ab Felderstraße nur in Fahrrichtung MuseumsQuartier einspurig und durchgängig befahrbar sein. Richtung Alsergrund wird der Verkehr ab Felderstraße über die Ebendorfer Straße umgeleitet. Zwischen Alser Straße und Universitätsstraße wird keine Durchfahrt mehr möglich sein. Die Straßenbahnlinien 43 und 44 werden bis auf Einschränkungen an Wochenenden im Normalbetrieb unterwegs sein.

Mit der Umrüstung der derzeitigen U2-Strecke zwischen Karlsplatz und Rathaus soll im Mai 2021 begonnen werden. Auf diesem Teilstück wird dann die U5 als erste vollautomatische U-Bahn-Linie Wiens unterwegs sein. Die bestehenden Stationen Karlsplatz, MuseumsQuartier, Volkstheater und Rathaus werden modernisiert und umgerüstet. Von Ende Mai 2021 wird die U2 etwa 26 Monate lang nur zwischen Schottentor und Seestadt unterwegs sein. In dieser Zeit wird am Ring eine eigene Straßenbahnlinie zwischen Karlsplatz und Schottenring unterwegs sein, die bestehenden Ring-Straßenbahnen könnten zusätzlich verstärkt werden.

Kritik von ÖVP und FPÖ

Die ÖVP kündigte am Donnerstag eine Prüfung der Kosten und der Verzögerung beim U-Bahn-Ausbau durch den Stadtrechnungshof an. „Wien braucht Licht im U-Bahn-Dunkel“ meinte ÖVP-Klubobmann Markus Wölbitsch in einer Aussendung. Das Milliardengrab Krankenhaus Nord lässt grüßen“, begründet Wölbitsch den Antrag an den Stadtrechnungshof.

Vom „nächsten SPÖ-Milliardengrab“ sprach auch FPÖ-Obmann Dominik Nepp: „Egal, welches Projekt die Wiener SPÖ auch in Angriff nimmt, es endet mit 100%iger Sicherheit in einem Finanzfiasko zu Lasten der Steuerzahler.“