Politik

Holocaust-Überlebende Lotte Brainin ist tot

Die Holocaust-Überlebende Lotte Brainin ist vergangene Woche im Alter von 100 Jahren gestorben. In der NS-Zeit war die geborene Wienerin Teil einer belgischen Widerstandsgruppe. 1944 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Nach dem Krieg war sie als Zeitzeugin in Schulen unterwegs.

Lotte Brainin wurde 1920 als Charlotte Sontag in Wien geboren. 1938 flüchtete sie nach Belgien und wurde Mitglied der Widerstandsgruppe Österreichische Freiheitsfront (ÖFF). Im Juni 1943 wurde sie in Brüssel verhaftet und 1944 nach Isolationshaft, schwerer Folter und Misshandlungen nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde sie Mitglied einer Widerstandsgruppe, 1945 wurde sie nach Ravensbrück verlegt.

Nach der Befreiung war sie Mitbegründerin der Österreichischen Lagergemeinschaft Auschwitz und Ravensbrück und war jahrzehntelang als Zeitzeugin in österreichischen Schulen aktiv. Sie war mit Hugo Brainin verheiratet, der 1938 als Kind nach England flüchten konnte und ebenfalls als Zeitzeuge aktiv ist. Sie starb am 16. Dezember. „Mit Lotte Brainin verliert Österreich eine starke Stimme des antifaschistischen Widerstandes“, sagte die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures in einer Aussendung.

Zeitzeugen Lotte und Hugo Brainin an ihrem 69. Hochzeitstag in ihrer Wohnung in Wien
APA/Gisella Linschinger
Lotte Brainin mit ihrem Mann Hugo im Jahr 2017

100. Geburtstag im November

Erst am 12. November hatte Brainin ihren 100. Geburtstag gefeiert. Der ursprünglich geplante Festakt musste coronavirusbedingt online stattfinden. Zu den Festrednern zählten Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundespräsident a. D. Heinz Fischer. Multimediakünstlerin Marika Schmiedt hat anlässlich des Geburtstags eine digitale Ausstellung gestaltet.

Teil des Festes war auch eine über fünfminütige Grußbotschaft von Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die ihren Text persönlich vor der Kamera las. Den Abschluss des digitalen Festes bildete ein Auszug eines von Lukas Ligeti komponierten Stückes, das 2015 in seiner Zeit als Composer in Residence im POLIN-Museum der Geschichte der polnischen Juden entstanden ist.