Kurzarbeit und damit zehn bis 20 Prozent weniger Einkommen, steigende Arbeitslosigkeit: Für viele wird die finanzielle Last immer schwerer, oft bleibt nur noch der Gang zur Schuldnerberatung, dort herrscht jetzt im Lockdown die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Denn noch greifen die staatlichen CoV-Hilfen, die von der Regierung verlängert wurden.
Schuldnerberatung erwartet Ansturm
Es ist die Ruhe vor dem Ansturm. Die Schuldnerberatung erwartet in den ersten Monaten des neuen Jahres viele neue Betroffene.
Dadurch werden laut Kreditschutzverband von 1870 viele marode Unternehmen künstlich am Leben erhalten. Man ortet eine Insolvenzverschleppung, die 2021 auch viele gesunde Betriebe mitreißen dürfte. Es werde eine „ziemliche Welle auf uns zukommen, allerdings ist es unverändert unklar, wann diese Welle kommen wird“, hieß es am Wochenende gegenüber „Wien heute“.
Insolvenzverfahren nur für Firmen erleichtert
Mitte 2021 sollen laut einer EU-Richtlinie Insolvenzverfahren erleichtert und die Entschuldung von fünf auf drei Jahre verkürzt werden, allerdings nur für Unternehmer und Unternehmerinnen. Dass eine Privatperson anders entschuldet werden soll als ein Unternehmen, ist für die Schuldnerberatung des Fonds Soziales Wien nicht akzeptabel: „Wir sind der Meinung, dass das auch für Private umgesetzt werden müsste, weil es nicht möglich ist, zwischen unternehmerischen Schulden und privaten Schulden zu unterscheiden“, sagte Bernhard Sell von der Schuldnerberatung des Fonds Soziales Wien im „Wien heute“-Interview.
Ein Beispiel: Geht ein verschuldeter Familienbetrieb pleite, bräuchte der Eigentümer drei Jahre, um schuldenfrei zu sein, aber seine Ehefrau oder jede Privatperson, die für den Kredit mithaftet, erst in fünf bis sieben Jahren. Die Schuldnerberatung fordert daher verkürzte und einfache Insolvenzverfahren für alle. In Deutschland wurde das bereits im Parlament beschlossen, in Österreich gibt es derzeit noch keinen Gesetzesentwurf.