Die Outdoor-Ausstellung „face it“ auf dem Karlsplatz kurz nach der Eröffnung
Wien Museum/Klaus Pichler
Wien Museum/Klaus Pichler
Kultur

Schau zu Lockdown vielfach beschmiert

Eine Freiluftausstellung vor dem Wien Museum auf dem Karlsplatz hat seit September Fotoporträts von Menschen mit Mund-Nasen-Schutz gezeigt. Weil die Ausstellung immer wieder beschmiert wurde, ist sie abgebaut worden und nur noch online zu sehen.

Im September war die Bauzaun-Ausstellung „Face it! Porträts aus dem Frühjahr 2020“ eröffnet worden. Zu sehen waren 18 Aufnahmen der Fotografin Elodie Grethen, die im Auftrag des Wien Museums von April bis Juni Personen mit Mund-Nasen-Schutz porträtiert hat. Dazu gab es Interviews über das persönliche Erleben der Situation während des Lockdowns und in den darauffolgenden Wochen. Teilgenommen hatten etwa ein Polizist, eine Supermarktangestellte, ein Lehrer, ein „Augustin“-Verkäufer und eine Busfahrerin.

Als Präsentationsfläche der kostenfrei zugänglichen Schau diente der permanente Bauzaun rund um das Wien Museum. Das Haus aus den 1950er Jahren wird derzeit komplett renoviert und um einen zweigeschoßigen Aufbau erweitert. Doch es kam bei der Schau am Bauzaun immer wieder zu Vandalismus.

Die Outdoor-Ausstellung „face it“ auf dem Karlsplatz wurde beschmiert
Wien Museum/Klaus Pichler
Die Ausstellung wurde immer wieder beschmiert – Ende des Vorjahres wurde sie abgebaut

„Fake“- und Hakenkreuz-Beschmierungen

„Während in den ersten Wochen vereinzelte kritische Kommentare zu lesen waren, die vom Museum bewusst nicht entfernt wurden, und fallweise beschmierte Fotos ausgetauscht werden mussten, wurde die Ausstellung im Oktober vor allem an Wochenenden, an denen auch Demonstrationen gegen die Covid-Maßnahmen in der Innenstadt stattfanden, wiederholt völlig zerstört“, hieß es vom Wien Museum.

Die Schau wurde daraufhin Ende November adaptiert und es gab eine „Ausstellung über die Ausstellung“, in der auf die Beschmierungen Bezug genommen wurde, sagte Wien Museum-Sprecherin Konstanze Schäfer gegenüber wien.ORF.at. Die Porträts wurden etwa mit „fake“ oder Hakenkreuzen beschmiert.

Kurz vor Weihnachten hat sich das Wien Museum dazu entschlossen, die Ausstellung ganz abzubauen und die Fotografien und Statements nur mehr online zu präsentieren. Es sei auch um die Persönlichkeitsrechte der porträtierten Personen gegangen, sagte Schäfer. „Mit dieser virtuellen Ausstellung ist dafür gesorgt, dass die Inhalte auch weiterhin öffentlich zugänglich sind, die Porträtierten aber nicht mehr direkt am Bauzaun zur Zielscheibe anonymer persönlicher Angriffe werden können“, so das Museum.

Neue Ausstellung am Bauzaun geplant

Auf dem derzeit leeren Bauzaun plant das Museum ab Februar eine neue Ausstellung. Dabei sollen Fotografien von Wojciech Czaja gezeigt werden. Dieser machte im ersten Lockdown Fotos mit seinem Smartphone von Orten in Wien, die ihn an fremde Städte und internationale Metropolen erinnerten. So gibt es etwa Havanna am Praterstern oder Paris in der Barnabitengasse zu sehen. Unter dem Titel „Almost. 100 Städte in Wien“ sind sie bereits in Buchform erschienen.