Einschusslöcher im Bereich des Tatorts in der Seitenstettengasse in Wien
APA/Helmut Fohringer
APA/Helmut Fohringer
Chronik

Anschlag: Auch weibliche DNA auf Tatwaffen

Auf den beim Anschlag in Wien verwendeten Waffen sind nicht nur DNA-Spuren des Täters. Laut einem forensischen Gutachten hatte die Waffen eine ganze Reihe von Personen in der Hand, darunter auch zwei Frauen.

Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigte am Donnerstag gegenüber dem ORF einen entsprechenden Bericht der „Kronen Zeitung“. Wer die beiden Frauen sind, weiß man aber noch nicht. Dass Frauen maßgeblich in die Tat involviert waren, ist laut Ermittlerkreisen eher unwahrscheinlich, vermutet wird, dass Frauen bei der Organisation der Waffen eine Rolle gespielt haben. Die Polizei gleicht die DNA-Spuren nun mit nationalen und internationalen Datenbanken ab.

Mindestens sieben verschiedene DNA-Spuren

Bereits zugeordnet wurden laut „Krone“ die genetischen Abdrücke dreier Personen auf der Kalaschnikow, der Faustfeuerwaffe, der Machete und der Sprengstoffgürtelattrappe. Gefunden wurden demnach DNA-Spuren des von der Polizei getöteten Attentäters – und außerdem jene eines 26-jährigen Österreichers mit afghanischen Wurzeln und eines amtsbekannten Tschetschenen.

Die beiden Männer wurden kurz vor Weihnachten in U-Haft genommen. Sie stehen unter dringendem Verdacht, den Attentäter im Vorfeld des Anschlags unterstützt zu haben. Laut dem Gutachten hatten die Waffen jedoch mindestens vier weitere Personen in Händen – neben den zwei Frauen also auch noch zwei weitere Männer. Insgesamt wurden auf den Waffen also mindestens sieben verschiedene DNA-Spuren entdeckt.

Ermittlungen gegen zahlreiche Personen

Bei dem Anschlag in der Wiener Innenstadt wurden am 2. November vier Menschen getötet, ehe der Attentäter von der Polizei erschossen wurde. Noch in derselben Nacht wurden zunächst 14 Personen aus dem Umfeld des 20-jährigen Anhängers der radikalislamischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen. Zehn von ihnen kamen in weiterer Folge in U-Haft.

Drei dieser Männer wurden in der Zwischenzeit wieder enthaftet – wobei einer davon aufgrund einer anderen Verurteilung wegen terroristischer Vereinigung derzeit wieder im Gefängnis ist. In zwei Fällen hatte das Wiener Oberlandesgericht Haftbeschwerden Folge gegeben, weil sie sich „viel zu weit entfernt vom Tatgeschehen befunden“ hätten, wie ein Sprecher des Gerichts erklärte. Im dritten Fall ging die Staatsanwaltschaft Wien von sich aus nicht mehr von hinreichenden Haftgründen aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelte zuletzt gegen knapp zwei Dutzend Personen.

Untersuchung zeigt Pannen im Verfassungsschutz

Nach dem Anschlag wurde auch eine Untersuchungskommission eingesetzt. Ein erster Bericht zeigte kurz vor Weihnachten eklatante Versäumnisse des Verfassungsschutzes im Umgang mit dem späteren Attentäter auf. Die einzelnen Dienststellen hätten suboptimal zusammengearbeitet, sagte Ingeborg Zerbes, Leiterin der Untersuchungskommission. So dauerte eine vom Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung geplante Risikoeinschätzung zu dem 20-Jährigen Monate. Der Endbericht der Untersuchungskommission soll Ende Jänner vorliegen.