Smart Meter Umstellung bei Wiener Netzen
APA/WIENER NETZE/MANFRED TUCHERL
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Chronik

Smart-Meter-Einführung verzögert sich weiter

Mit Ende 2020 hätten in Österreich vier von fünf Stromzählern durch Smart Meter ersetzt sein sollen. Doch große Netzbetreiber wie die Wiener Netze haben gerade erst damit begonnen, Zähler zu tauschen. Wann sie damit fertig sein werden, bleibt vorerst im Dunkeln.

Statt der angestrebten 80 Prozent sind in Wien acht Prozent der Stromzähler ausgetauscht. Laut der Regulierungsbehörde E-Control sind dafür mehrere Gründe verantwortlich. So werden im „Bericht zur Einführung von intelligenten Messgeräten in Österreich 2020“ etwa technische Probleme bei Pilotprojekten und bei der Auslieferung genannt. So habe es Engpässe bei Herstellern gegeben, mancherorts hätten diverse Vergaben neu ausgeschrieben werden müssen. Nicht zuletzt habe auch die Coronavirus-Pandemie ihren Anteil dazu beigetragen, dass die Verzögerungen noch größer geworden sind.

Smart Meter Einbau
Netz Oberösterreich GmbH
Digitaler Stromzähler Smart Meter

Bis wann in Wien die mechanischen Stromzähler durch digitale Geräte ersetzt sein werden, ist offen. Immerhin gibt es hier rund 1,5 Millionen Zählpunkte, also Stromzähler. 95 Prozent davon sollen auf Smart Meter umgestellt werden. Im Bericht heißt es dazu, dass der geplante Ausrollungsgrad von 95 Prozent mit Ende 2022 weit verfehlt werde. Bis ins Jahr 2022 rechnet man etwa bei den Wiener Netzen gerade einmal mit 39 Prozent.

Wichtiger Puzzleteil für „#mission2030“

Die intelligenten Stromzähler sollen es Kunden unter anderem ermöglichen, ihren Energieverbrauch schnell und einfach zu überprüfen. Wer seinen Energieverbrauch kenne, habe auch einen Anreiz, sein Verbrauchsverhalten zu ändern und Energie zu sparen, ist eines der immer wieder genannten Ziele. Allerdings beeinflusst die Verzögerung auch die Ziele der österreichischen Klima- und Energiestrategie „#mission2030“. Denn es wird klarer, dass für den Großteil der Kunden die Smart-Meter-Möglichkeiten noch nicht bereit seien.

Wann es so weit sein wird, hängt davon ab, wie schnell, effizient und flächendeckend Smart Meter montiert werden. Damit kommen auf die Verteilernetzbetreiber in den kommenden Jahren aufgrund des vorgegebenen Zeitplans noch große Anstrengungen zu, um die geforderte Einführung von intelligenten Messgeräten in einem vertretbaren Zeitraum und letztlich für alle Kundinnen und Kunden zufriedenstellend abwickeln zu können, so der Bericht.

Smart Meter sollen viele Vorteile bringen

Laut E-Control bringen Smart Meter Kunden mehrere Vorteile, darunter tagesaktuelle Informationen über Kosten und Verbrauch. Überraschungen etwa durch Nachzahlungen bei der Jahresabrechnung soll es nicht mehr geben, Übersiedlungen funktionieren sozusagen automatisch ohne Ablesung. Smart Meter unterstützen aber auch zukunftsträchtige Gebäudekonzepte, etwa was die Automatisierung betrifft, oder sorgen für Gleichberechtigung gegenüber allen anderen Erzeugern und großen Industriekunden.

Beleuchtetes Windrad
Astrid Knie
Viel Energie fließt durch die Netze bei starkem Wind

Die Netzbetreiber profitieren von Smart Metern vor allem im Bezug auf Netzstabilität. Hier geht es etwa darum, Netze für das akute Einspeisen von Windenergie und das Laden von vielen Elektroautos tauglich zu machen. Stromausfälle können zielgerichteter behoben sowie Verbrauchsspitzen und damit die Netzbelastung durch tarifliche Anreize umgangen werden. Genauso wie für Kunden wird auch für Betreiber alles rund um Ablesung, Abrechnung, Übersiedlung, Ein- und Abschaltung einfacher. Aktuell gibt es etwa pro Jahr allein etwa 500.000 bis 700.000 meist telefonische Rückfragen zu Rechnungen.

Schlussendlich profitieren auch die Lieferanten dadurch, dass sie erstmals genaue Verbrauchsdaten geliefert bekommen. Auf dieser Basis können sie etwa neue Tarifmodelle entwickeln, die durch den einheitlichen Zugang auch neue Wettbewerbschancen eröffnen sollen. Viele Vorteile also aus Sicht der E-Control.

Nicht jeder Kunde ist begeistert

Trotz dieser vielen Vorteile, die genannt werden: Die Verbraucher stehen dem Austausch nicht einfach nur positiv gegenüber. Laut E-Control beziehen sich viele davon nur darauf, wie man die Installation eines Smart Meters umgehen bzw. einen alten Stromzähler behalten kann. Viele Bedenken der Kunden ließen sich durch Beratungen dann aber doch nehmen. So stünden Fragen in puncto Datensicherheit an vorderster Stelle, darunter etwa die Frage, ob Smart Meter ablesen könnten, ob der Fernseher gerade läuft und welches Programm gesehen wird, so die E-Control.

Das wäre aber laut E-Control nur bei einer sekundengenauen Ablesung möglich. In Österreich dürften aber die Daten nur alle 15 Minuten ausgelesen werden, wenn es der Kunde gestattet. Zudem wären solche Daten kaum aussagekräftig in Bezug auf die Lebensgewohnheiten der Verbraucher. Auswirkungen auf die Gesundheit zählen ebenfalls zu den großen Fragen. Dabei geht es vor allem um Risiken durch eine erhöhte Strahlenbelastung. Rein prinzipiell werden digitale Zähler als gesundheitlich unbedenklich eingestuft, heißt es dazu. Informationen im Detail dazu liefern etwa E-Control und Netzbetreiber.

Digital statt mechanisch

Smart Meter sind digitale Stromzähler, die den Verbrauch von Strom in regelmäßigen Zeitintervallen an den Netzbetreiber übertragen. Im Einsatz sind sie schon seit Jahren etwa bei Industrie- und Gewerbekunden mit hohem Verbrauch. Rund 30.000 dieser Lastprofilzähler erheben ebenfalls 15-Minuten-Verbrauchs- und -Leistungswerte und werden in den meisten Fällen fernausgelesen. Dabei sind Smart Meter in Wahrheit technologisch betrachtet keine neue Erfindung, sondern jetzt so günstig in der Herstellung geworden, dass ein flächendeckender Einsatz möglich wird und statt mechanischer Teile eben digitale Komponenten zum Einsatz kommen.