Randale am Reumannplatz
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Politik

Krawalle in Favoriten: Sicherheitsgipfel am Dienstag

Nach den Krawallen in der Silvesternacht in Favoriten wird nun auf einem Sicherheitsgipfel über die Situation beraten. Der Termin steht fest: Das Treffen findet am Dienstag statt.

Polizeipräsident Gerhard Pürstl hatte das Gespräch angekündigt, um über die Lage zu diskutieren. An dem Gipfel nehmen neben der Exekutive auch Vertreter der Stadt und des Bezirks sowie von Sozialeinrichtungen teil, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Nähere Details zu dem offiziell als „Sicherheitsgespräch“ bezeichneten Treffen gab es vorerst nicht. Laut APA-Informationen soll der Gipfel am frühen Nachmittag über die Bühne gehen.

Videoüberwachung wird geprüft

Die Krawalle auf dem Reumannplatz hatten Sachbeschädigungen und einen Großeinsatz der Polizei zur Folge. Ein 21-jähriger Syrer war noch an Ort und Stelle festgenommen worden. Er soll versucht haben, mit einem Mistkübel als Rammbock in ein Juweliergeschäft einzubrechen. Ein zwei Jahre jüngerer Landsmann wurde unter dem Verdacht der Mittäterschaft inhaftiert. Zuletzt wurden auch zwei weitere Personen, ein 18- sowie ein 21-jähriger Österreicher, festgenommen.

Sicherheitsgipfel nach Krawallen zu Silvester

Nach den Ausschreitungen in Favoriten in der Silvesternacht spricht sich jetzt auch Bezirksvorsteher Marcus Franz für eine Videoüberwachung am Reumannplatz aus. Nach einem Sicherheitsgipfel kommende Woche sollen weitere Maßnahmen präsentiert werden.

Aktuell lässt die Landespolizeidirektion Wien rechtlich prüfen, ob nach den Bestimmungen des Sicherheitspolizeigesetzes die Installierung einer mobilen oder auch stationären Videoüberwachung in dem Bereich möglich ist. Auch wurde von der Polizei versichert, dass mit erhöhter Präsenz in Favoriten patrouilliert werde. Der Bezirk hatte nach den Vorfällen mehr Exekutivplanstellen gefordert.

SPÖ-Bezirksvorsteher kritisiert Versäumnisse der Polizei

Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) sprach sich am Freitag außerdem für eine Videoüberwachung auf dem Reumannplatz aus. Er dankte den Einsatzkäften für ihren Einsatz in der Silvesternacht, äußerte zugleich aber gegenüber „Wien heute“ Kritik an der „Führungsebene der Polizei“: „Warum hat man nicht vorsorglich auf dem Reumannplatz vor Silvester, vor Mitternacht, patroulliert oder Wagen aufgestellt? Ich habe da Bildmaterial gesehen vom ersten Bezirk. Da waren einige Polizeibusse präsent.“

Dass Pürstl nach den Vorkommnissen der Silvesternacht nur kurzfristig die Polizeipräsenz verstärken wolle, ist dem SPÖ-Politiker zu wenig: „Auch nach den Vorfällen im Sommer kommen dann immer ein paar Bereitschaftseinheiten, die dann ein paar Wochen vor Ort sind, dann sind sie wieder weg.“

Polizistinnen und Polizisten, die bleiben, den Bezirk kennen und einen multiethnischen Background haben, seien wichtig, so Franz im „Wien heute“-Interview am Montag. Auch speziell geschulte Jugendbeamte innerhalb der Polizei könne er sich vorstellen. Denn Jugendarbeit und Polizei würden im zehnten Bezirk bereits zusammenarbeiten.

Stillstand bei Jugendarbeit im Lockdown

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Polizei vor allem in den letzten Monaten – auch nach den Vorkommnisssen im Sommer – einen sehr aufgeschlossenen Weg auf Augenhöhe mit den Jugendlichen gesucht hat, das war sehr sehr hilfreich“, berichtete Ilkim Erdost, Geschäftsführerin der Wiener Jugendzentren.

Generell sei die Jugendarbeit in den vier Jugendzentren im Bezirk wegen der Lockdowns fast völlig zum Stillstand gekommen. Es fände kaum noch Entlastung statt. „Gerade jetzt in der Pandemie hat sich der Druck stark verschärft, der auf jungen Menschen lastet. Die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt sind schlechter geworden. Keiner kann sagen, wie lange sich das noch hinzieht. Was sind die Perspektiven, auf die sich junge Menschen einstellen sollen“, so Erdost.

Buddy-System für neue Bezirksbewohner

Besonders auffällig für die Jugendarbeiter in Favoriten: ein „sehr tradiertes und überkommenes Männlichkeitsbild, das vor allem junge Männer dazu veranlasst, immer der Starke sein zu müssen“. Der Bezirksvorsteher kann sich deshalb auch ein Buddy-System vorstellen, bei dem Menschen, die gerade erst zugewandert sind, sich mit Alteingesessenen austauschen. Kurzfristig wünsche er sich aber eine Videoüberwachung auf dem Reumannplatz, so Franz, „die dazu beitragen kann, schneller aufzuklären und Täterbilder zu haben“.