Eine Sexarbeiterin mit Wollsocken und Pumps sitzt in einem Studio.
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Chronik

Sexarbeiterinnen weiter in Armutsfalle

Durch die CoV-Pandemie und die damit einhergehenden Lockdowns sind auch Sexarbeiterinnen wirtschaftlich bedroht. Zugangshürden erschweren es, an Geld aus dem Härtefallfonds zu kommen. Eine Domina gründete deshalb eine Berufsvertretung.

„Tote Hose“ – so laufe ihr Geschäft derzeit, beschrieb eine Sexarbeiterin ihre Situation. Seit Anfang November sind die Dienstleistungen von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern in Bordellen, Lokalen und Studios wieder untersagt. Aber auch in den Monaten davor blieben viele Kunden aus. „Weil einfach viele auch von Kurzarbeit und Home Office betroffen waren und es deswegen auch nicht möglich war so oft oder so lang wie gewohnt zu einer Sexarbeiterin zu gehen“, sagte Domina und Aktivistin Shiva Prugger gegenüber Radio Wien.

Hürden für Härtefallfonds

Die Gründerin der Berufsvertretung Sexarbeit sammelt mit der Aktion „Helfen ist sexy“ Spenden für Kolleginnen in Not. Denn sie sind vom Ersatz des Umsatzes ausgeschlossen, weil sexuelle Dienstleistungen nicht der Gewerbeordnung unterliegen.

Als Neue Selbstständige können Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter zwar Geld aus dem Härtefallfonds beantragen, doch oft scheitert es an den Zugangskriterien. „Das ist zum Beispiel auch daran gelegen, dass man keine österreichische Kontonummer hatte und deswegen den Antrag nicht stellen konnte“, sagte Prugger.

„Druck steigt, letztendlich illegal zu arbeiten“

„Viele Frauen haben schon im ersten Lockdown Schulden angehäuft und sind jetzt in einer echten Notlage. Damit steigt auch der Druck, letztendlich illegal zu arbeiten“, sagte Prugger gegenüber dem „Standard“. Seit August gibt es die Berufsvertretung Sexarbeit Österreich (BSÖ), die das Beratungszentrum Sophie der Volkshilfe Wien als Vereinssitz nutzt.

Das Beratungszentrum Sophie hat im vergangenen Jahr rund 1.000 Sexarbeiterinnen im Raum Wien beraten und viele mit Lebensmitteln versorgt, finanziert großteils durch Spenden. Rund 8.000 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter waren Ende des Vorjahres in Österreich registriert, die meisten von ihnen kommen aus den östlichen EU-Ländern, wie Bulgarien, Rumänien und Ungarn.