Kraftwerk Spittelau
Wien Energie/Ian Ehm
Wien Energie/Ian Ehm
Wirtschaft

Blackout-Gefahr: Immer mehr Noteinsätze

Nach dem starken Frequenzabfall im europäischen Stromnetz am Freitag haben Wien Energie und EVN gewarnt, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien die Blackout-Gefahr erhöht. Bei Wien Energie haben die Noteinsätze zum Ausgleich im Stromnetz stark zugenommen.

Der vermehrte Ausbau von erneuerbaren Energien und damit die volatile Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom führt laut Wien Energie zu immer stärkeren Schwankungen in den Stromnetzen. Denn während in Kohle- oder Atomkraftwerken die erzeugte Menge ziemlich genau geplant werden kann, ist das bei erneuerbaren Energien nicht im selben Ausmaß möglich. Geht etwa kein Wind, stehen die Windkraftanlagen still.

Kommt es zu einer Schwankung im Stromnetz erzeugt die Wien Energie im Auftrag der Austrian Power Grid (APG) in den Gaskraftwerken Simmering und Donaustadt zusätzliche Energie, um die Schwankung auszugleichen. Das sei nun immer öfter nötig, bestätigt eine Sprecherin von Wien Energie gegenüber Radio Wien.

„Feuerwehr-Einsätze kein tragfähiges Geschäftsmodell“

„Die Anzahl der Not-Einsätze nimmt drastisch zu. Musste Wien Energie bis vor wenigen Jahren nur rund 15 Mal die Stromerzeugung kurzfristig hochfahren, war dies in den letzten Jahren bis zu 240 Mal pro Jahr für die Netzstabilisierung der Fall.“ Für die Versorgungssicherheit seien Gaskraftwerke essenziell.

„Wie die Feuerwehr stehen unsere Kraftwerke rund um die Uhr bereit und helfen aus, wenn es im heimischen Stromnetz brennt“, so Wien-Energie-Geschäftsführer Michael Strebl. Das Parlament habe zwar kurz vor Weihnachten eine Neuregelung der Netzreserve beschlossen und damit vorerst Rechtssicherheit geschaffen, „für eine langfristige Vorhaltung sind allerdings viele Fragen für die Betreiber offen“, so Strebl.

„Wir brauchen eine faire Regelung, entsprechende Abgeltungen und Sicherheit für Investitionen in die Instandhaltung oder den Neubau von Kraftwerken. Feuerwehr-Einsätze sind langfristig kein tragfähiges Geschäftsmodell“, so Strebl. Denn die Neuregelung der Netzreserve sieht nur vor, dass die APG im Herbst die Verträge für weitere drei Jahre ausschreibt.

EVN: Nicht auf Atom- und Kohlekraftwerke verlassen

Auch der niederösterreichische Stromversroger EVN hat nach dem „Beinahe-Blackout“ Konsequenzen gefordert. „Einige Großkunden haben sich gemeldet, weil sensible Maschinen die Frequenzabsenkung bereits gespürt haben“, sagte EVN-Sprecher Stefan Zach zu wien.ORF.at. „Wenn die Schwankungen zu hoch sind, schalten sich Maschinen aus Selbstschutz ab.“ Das könne Zach zufolge auch bei Kraftwerken passieren, „und dann wird es kritisch“.

In Niederösterreich dient das Kraftwerk Theiß bei Krems als Puffer für Fälle wie am Freitag. Laut Zach würde dieses alleine aber nicht ausreichen: „Österreich verlässt sich bei der Versorgungssicherheit immer stärker auf Atom- und Kohlekraftwerke in unserer Nachbarschaft.“

Die EVN fordert deshalb neue gesetzliche Rahmenbedingungen für den Weiterbetrieb bestehender Gaskraftwerke und Anreize, um neue, flexible und schnellstartfähige Gasturbinen in Österreich zu bauen und im Notfall ohne Stromzulieferungen aus Kohle- und Atomkraftwerken benachbarter Länder auszukommen. Wind, Sonne und Wasserkraft sind Zach zufolge nicht geeignet, um die Produktion binnen kürzester Zeit zu erhöhen, auch wenn „die Zukunft natürlich der Naturenergie gehört“.