Vor Weihnachten zum Schnelltest beim Austria Center Vienna
IAKW-AG/Ludwig Schedl
IAKW-AG/Ludwig Schedl
Coronavirus

Viele offene Fragen zum „Reintesten“

Statt des „Freitestens“ soll nun nach dem Lockdown das „Reintesten“ kommen, wie ein erster Regierungsentwurf vom Wochenende besagt. Es gebe aber noch viele offene Fragen, heißt es vonseiten der Hotellerie und der Veranstalter.

Die Regierung einigte sich am Samstag mit der SPÖ und den Sozialpartnern auf die neue CoV-Teststrategie. An Details wird allerdings noch gefeilt, die Eckpunkte stehen aber fest. So soll ein negatives Testergebnis künftig Voraussetzung für den Besuch von Veranstaltungen, Krankenhäusern und Hotels sein. Bestimmte Berufsgruppen und Schülerinnen und Schüler sollen sich regelmäßig testen lassen.

Wer trägt die Verantwortung?

„Reintesten“ sei besser als nicht aufzusperren, zeigte sich Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hotelliervereinigung, im „Wien heute“-Interview Sonntagabend überzeugt. Doch der Teufel steckt im Detail. Für Reitterer sind viele Fragen offen: „Die Frage wird sein: Kann es auch ein Antikörpertest oder eine Impfbescheinigung sein? Wie wird es sein, haben wir die Verantwortung, ob dieser Test gültig ist oder hat das letztendlich doch der Gast?“

„Reintesten“: Noch viele Fragen offen

Hotels, Kultur- und Sportverantaltungen sollen künftig mit einem negativen CoV-Test wieder besucht werden können. So der Regierungsplan. Aber wenn man in den betroffenen Branchen nachfragt, zeigt sich: Es gibt noch vieles zu klären.

Unklar sei auch, wie lange der Gast dann im Hotel bleiben dürfe, ob er sich nach ein paar Tagen wieder testen lassen müsse. „Das ist eine Menge an Fragen, und wir warten auf die Antworten.“ Am Donnerstag könnte es Gewissheit geben, da soll die neue Regelung im Parlament abgesegnet werden. Reitterer wünscht sich für die Branche Klarheit: „Es ist nicht unsere Intention, ewig am Tropf zu hängen, wir möchten unser Geld wieder selbst verdienen und wir möchten vor allem wieder Gäste empfangen.“

Verhandlungen über Gastronomie laufen

Die Gastronomen wollten die neue Teststrategie am Sonntag auch nicht kommentieren. Man ist betont vorsichtig, denn dass die Restaurants und Wirte von den Zutrittstests ausgenommen sind, ist im vorgelegten ersten Entwurf des Gesundheitsministeriums noch gar nicht enthalten. Bis Dienstag wird hinter den Kulissen noch heftig darüber verhandelt. Einen ersten Entwurf hatte das Gesundheitsministerium in der Nacht auf Samstag den Parlamentsparteien übermittelt.

Darin sind bereits einige der für das „Reintesten“ nötigen Voraussetzungen abgebildet. Die vereinbarte Ausnahme für die Gastronomie findet sich im Entwurf aber noch nicht explizit. Gastronomie und Handel, aber auch körpernahe Dienstleister wie etwa Friseure sollen dafür ihr Personal verpflichtend wöchentlich testen lassen. Schlagend wird das alles aber nur, wenn der Lockdown tatsächlich mit 24. Jänner endet.

Veranstalter: „Fälschungssichere Lösung“

In dem der APA vorliegenden Entwurf ist u. a. eine Erlaubnis zur Kontrolle aktueller CoV-Tests durch Veranstalter vorgesehen. Ebenso beinhalten die Pläne die Möglichkeit, dass diese selbst Tests vor Events anbieten können, die den Veranstaltern zur Verfügung gestellt werden. Antworten vom Gesundheitsministerium erwarten sich nun auch die Kulturveranstalter: Man müsse gemeinsam eine „fälschungssichere Lösung“ finden, hieß es.

„Die Eintrittstests werden angekündigt, ohne dass vorher auch nur mit einem einzigen Vertreter der Branche gesprochen wurde. Solche Tests stellen eine enorme logistische Herausforderung dar, und es bedarf einer einheitlichen und vor allem fälschungssicheren Lösung, die gemeinsam entwickelt werden muss“, so Barracuda-Music-Chef Ewald Tatar am Sonntag.

Die IG Österreichische Veranstaltungswirtschaft sei „gerne bereit, alle Maßnahmen umzusetzen, um Veranstaltungen wieder möglich zu machen. Es braucht aber eine gemeinsame Strategie und nicht nur Ankündigungen von Maßnahmen, die wieder nicht zu Ende gedacht sind und deren Chaospotenzial dann auf unserem Rücken ausgetragen wird“, so Tatar, dessen Firma hinter Musikfestivals wie Nova Rock, Frequency und vielen der größten Konzerte des Landes steht.

Forderung nach klarer Regelung

Neben der Klärung von Haftungsfragen brauche es klare Regelungen dazu, welche Tests anerkannt werden, „standardisierte Formulare und idealerweise eine zentrale, abrufbare und validierbare Speicherung, um sinnvolle Kontrollen möglich zu machen“, heißt es seitens der Veranstalter. An Ort und Stelle könnten Tests nur für „einen sehr überschaubaren Besucherrahmen“ ermöglicht werden. Durchführen müsse diese geschultes medizinisches Personal, das die Unternehmen, „die seit neun Monaten ohne Einnahmen sind“, erst rekrutieren und bezahlen müssten.

„Kleine Kulturveranstalter überfordert“

Kritik von Interessensvertretern gab es am Montag auch am angekündigten „Reintesten“ bei Veranstaltungen mit mehr als 20 Besuchern: Dieses könnten in der bisher bekannten Form lediglich großen Kulturveranstaltern dazu dienen „wenigstens etwas irgendwie zu veranstalten“ und die kleinen Kulturveranstalter überfordern, warnten die IG Autorinnen Autoren, die Musikergilde und die aus 60 Interessensvertretungen und Institutionen bestehende „Allianz Kunst, Kultur und Sport“ in einer Aussendung.

Die Regelung, dass nur bei Veranstaltungen mit maximal 20 Personen die Testverpflichtung entfällt, habe wenig Praxisbezug. „Publikumszahlen in diesen Größenordnungen bringen für freie Künstlergruppen in aller Regel keine Einkommen und sind für Veranstalter ruinös“, warnten Gerhard Ruiss ( IG Autorinnen Autoren) und Peter Paul Skrepek (Musikergilde).