Beschädigte Scheibe eines Geschäfts am Reumannplatz in Favoriten
APA/Hans Punz
ORF
Chronik

Videoüberwachung in Favoriten kommt

Am Reumannplatz in Wien-Favoriten wird eine permanente Videoüberwachung installiert. Dies ist eines der Ergebnisse jenes Sicherheitsgipfels, der nach den Krawallen in der Silvesternacht am Dienstag über die Bühne gegangen ist.

Teilgenommen haben daran Vertreter der Polizei, der Stadt, der Bezirks sowie diverser Vereine und Organisationen. Berichtet wurde dabei unter anderem, dass es offenbar keinen religiösen oder politischen Hintergrund für die Vorfälle gab. Dies würden die bisherigen Ermittlungen des Landeskriminalamts Wien zeigen, teilte die Polizei nach der Sitzung mit.

„Drei Viertel nicht aus Favoriten gekommen“

In der Silvesternacht hatten an die 30 meist jugendliche Randalierer für massive Sachbeschädigungen gesorgt. Die Täter sollen unter anderm Schaufensterscheiben eingeschlagen und Mülltonnen sowie Automaten in Brand gesteckt haben. Polizeibeamte wurden mit Böllern attackiert.

Die Straftaten seien von Personen mit „gesteigerter krimineller Energie“ verübt worden, hieß es beim Sicherheitsgipfel. Insgesamt wurden 16 Personen, darunter die drei Rädelsführer, ausgeforscht. Fünf davon wurden festgenommen und in Untersuchungshaft genommen.

„Drei Viertel der Betroffenen und Aufgegriffenen am Reumannplatz sind gar keine Favoritnerinnen und Favoritner, sondern aus anderen Bezirken dazugekommen“, sagte Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) gegenüber „Wien heute“.

Ludwig: Videoüberwachung in Favoriten denkbar

Für Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ist die Installation einer Videoüberwachung in Teilen von Favoriten ein denkbarer Weg, um dort künftig Ausschreitungen wie in der Silvesternacht zu verhindern. In Favoriten findet am Nachmittag ein Sicherheitsgipfel statt.

Projekt zur Vernetzung von Sozial- und Polizeiarbeit

Mit der Sicherheitsinitiative „Gemeinsam.Sicher“ gehe die Polizei bereits seit längerem erfolgreich auf die Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu, wurde beteuert. Auch die Zusammenarbeit des Stadtpolizeikommandos Favoriten mit den verschiedenen Sozial- und Jugendeinrichtungen beruhe auf jahrelangen intensiven Erfahrungen. Zu den sicherheitspolizeilichen und präventiven Anstrengungen seien aber auch integrations- und lokalpolitische Maßnahmen nötig, hieß es.

Seitens der MA 13 (Bildung und Jugend) werde darum ein Pilotprojekt zur noch engeren Vernetzung von Jugend-, Sozial- und Polizeiarbeit in Favoriten gestartet. Auch der österreichische Integrationsfond habe hier seine Unterstützung zugesagt. Doch auch die erhöhte Präsenz von Polizei im öffentlichem Raum sowie eine stationäre Videoanlage sollten dazu beitragen, für Ruhe und Sicherheit zu sorgen, zeigt man sich bei der Polizei zuversichtlich. Die Videoüberwachung soll spätestens Sommer kommen, hieß es.

Beschädigte Scheibe bei Eingangstür von Geschäft am Reumannplatz in Favoriten
APA/Hans Punz
Bei den Krawallen auf dem Reumannplatz kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen

Bezirk vermisst weiter Zusage für Exekutiv-Planstellen

„Meinem Wunsch nach mehr Polizei-Planstellen wurde nicht zugestimmt“, beklagte hingegen Bezirksvorsteher Franz im Gespräch mit der APA. Der rote Bezirkschef hat bereits wiederholt eine entsprechende Aufstockung urgiert. Favoriten, so sein Argument, habe 207.000 Bewohnerinnen und Bewohner – aber aktuell insgesamt nur 319 Polizeiplanstellen. Im Schnitt würden in Österreich 333 Polizisten auf 100.000 Einwohner kommen. Er fordert, den Bezirk „gerecht“ zu behandeln.

Zufrieden zeigte er sich darüber, dass nun vereinbart worden sei, spezielle Beamte auszubilden, die mit den Jugendlichen im Bezirk Kontakt pflegen sollen. Auch dies ist eine längere Forderung des Favoriten-Chefs. Denn Bereitschaftspolizisten, die im Ernstfall aus anderen Teilen der Stadt herbeigerufen würden, hätten oft keine entsprechenden Kenntnisse der Situation, gab er zu bedenken.

Auch NEOS fordern mehr Polizisten

Die Videokameras sollen nicht nur temporär das Bezirkszentrum ins Visier nehmen, sondern die Überwachungstechnik wird permanent montiert- und zwar auf Lichtmasten. Welches Areal genau betroffen sein wird, werde nun ausgearbeitet, sagte Franz. Nach Angaben des Bezirksvorstehers gab es auch weitere Informationen zu den Tätern. Jene meist jungen Menschen, die in der Silvesternacht randaliert haben, sollen nur zu einem Viertel aus Favoriten gekommen. Der Großteil stammt demnach aus anderen Bezirken.

Jörg Konrad, der Sicherheitssprecher des Rathaus-Koalitionspartners NEOS hielt ebenfalls fest: „Wien hat viel zu wenig Polizistinnen und Polizisten.“ Zwar könne man über eine Videoüberwachung „unter Einhaltung aller gesetzlichen Standards“ reden, es sei aber auch die Erhöhung der Planstellen nötig.

ÖVP: Kameras allein sind zu wenig

„Überwachungskameras und erhöhte Polizeipräsenz sind gute und wichtige Maßnahmen, werden aber alleine nicht ausreichen, um bestehende Sicherheitsprobleme zu lösen“, so Karl Mahrer, Sicherheitssprecher der neuen Volkspartei Wien. Er ortete eine „fehlerhafte Integrationspolitik“. ÖVP-Bezirksparteiobmann Nico Marchetti will eine Sondersitzung des Bezirksparlaments beantragen.