Gartenbau Kino Eingang von außen
APA/Wolfgang Huber-Lang
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Kultur

Gartenbaukino wird groß umgebaut

Das Gartenbaukino erhält ein Facelifting unter dem Motto „Zurück in die Zukunft“. Chef Norman Shetler nützt die CoV-Krise zum groß angelegten Umbau des denkmalgeschützten Hauses am Ring. Rechtzeitig zur Viennale soll er fertig sein.

Noch vor dem Sommer soll es losgehen, wobei Geschäftsführer Norman Shetler für die Arbeiten rund ein halbes Jahr angesetzt hat. Anfang Oktober soll das Gartenbaukino, 1960 erbaut und seit 2018 unter Denkmalschutz, jedenfalls fix wieder offen sein. „Das Konzept sieht eine umfassende Sanierung vor – von der Haustechnik über die Elektrik bis hin zur Denkmalpflege.“ Vieles wird saniert, manches auf den Originalzustand der 1960er rückgeführt. Von einer Deckenmalerei bei der Bar bis zu den Deckenplatten geht es dem Gartenbaukino an den Kragen.

Die 736 Sitze bleiben im Kern erhalten und werden aufgearbeitet. „Im Idealfall werden das Veränderungen, die man nicht nur sieht, sondern auch spürt“, umreißt Shetler das Vorhaben. „Seit Anfang der 80er ist hier nichts Maßgebliches passiert – was aber auch nicht schlecht ist, weil dadurch noch ein Großteil der Originalsubstanz erhalten geblieben ist. Und der Ansporn, es jetzt wirklich anzugehen, ist durch Corona größer geworden.“

Crowdfunding mit Sesselpatenschaften

Für das Sanierungskonzept zeichnet das Architekturbüro von Manfred Wehdorn verantwortlich, der sich wie etwa bei der Hofburg oder dem Museumsquartier als Experte für den Umgang mit denkmalgeschützten Bauten etabliert hat. „Wir wollten jemand, der diese Qualität erkennt und wertschätzt“, unterstreicht Shetler.

Gartenbau Kino Eingang von außen
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Eine Sanierung des großen Kinos am Parkring ist schon länger geplant, jetzt wird sie angegangen

Insgesamt 3,3 Mio. Euro sind für diese Qualität kalkuliert, von denen die Stadt bereits zwei Millionen Euro in Aussicht gestellt hat. Zusätzlich startet man im Februar mit einem Crowdfunding-Projekt in Form von Sesselpatenschaften. Dann könne im Herbst das größte Einsaalkino Wiens in neuem Glanz erstrahlen und damit auch der Stimmung in der gesamten Branche Beine machen, hofft Shetler: „Ich glaube, dass das auch eine gewisse Symbolwirkung haben wird.“

„Ökonomisch ganz gut abgefedert“

Seit 2008 ist Shetler Geschäftsführer des Wiener Gartenbaukinos, eine Rolle, zu der 2017 noch die Leitung des Stadtkinos samt dazugehörigem Verleih kam. Spätestens seit dieser Zeit gehört der 46-Jährige zu den zentralen Proponenten des heimischen Filmgeschäfts – und ist von den aktuellen Unbilden des Lockdowns mithin gleich mehrfach betroffen.

An den Tod des Kinos glaubt Shetler dennoch nicht. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten stünden derzeit zumindest bei den beiden Kinos gar nicht im Vordergrund, so Shetler: „Ökonomisch wurden wir durch den Umsatzersatz und den Fixkostenzuschuss in den vergangenen Monaten ganz gut abgefedert und konnten das Jahr ohne existenzbedrohende Verluste abschließen.“

Wichtig sei, dass man dank Kurzarbeit alle Mitarbeiter habe halten können. Sogar die geringfügig Beschäftigten habe man nicht auf die Straße setzen müssen. „Da haben sich neue Möglichkeiten eröffnet, als sich etwa herausgestellt hat, das einer davon ein großartiger Comiczeichner ist, der gleich eine neue Werbelinie für uns kreiert hat, während wieder andere Social-Media-Kampagnen betreut haben.“

Verleih mit Schwierigkeiten

Ernster sieht es da beim Verleih aus, der als vom Lockdown indirekt betroffene Branche gilt, weshalb zunächst noch keine Hilfsangebote vorhanden waren. Zugleich sei man durch die langen Vorlaufzeiten im Verleihbereich weit unflexibler als im Kino. „Entsprechend war das anstrengender, weil wir permanent damit beschäftigt waren, parallele Strategien für alle möglichen Szenarien zu entwerfen“, so Shetler: „Man lernt zwar damit zu leben und entspannter zu sein. Dennoch ist es zermürbend und frustrierend.“

Entsprechend sei in seinen Augen nun die längerfristige Perspektive das Entscheidende, so gerne man auch wieder die Türen für die Zuschauer öffnen würde. „Wenn die Politik sagt, wir müssen bis März zusperren, dann kann man damit arbeiten und muss sich nicht von Woche zu Woche durchhangeln.“ Auch etwaige Beschränkungen der Zuschauerzahlen seien im Kinobereich – zumindest abseits großer Sonderveranstaltungen – durchaus verkraftbar: „Das Kino hatte in den vergangenen Jahren nie mehr Auslastung als 25 bis 30 Prozent im Regulärbetrieb, weshalb uns das – zumindest hier im großen Gartenbaukino – nicht wehtut, wenn die Kapazität auf 50 Prozent beschränkt ist.“

„Kino ist nicht tot“

Den Tod des Kinos sieht Shetler jedenfalls auch in Zeiten permanenter Lockdowns und eines anhaltenden Streamingbooms nicht heraufdräuen. „Es wird zwar ein Loch geben und Wiederaufbauarbeit brauchen. Aber das Kino ist nicht tot. Ich glaube, dass den Usern das Streaming irgendwann zum Hals raushängen wird und sie froh sind, wenn sie etwas vorgegeben bekommen.“

Er merke das an sich selbst, habe er doch zwar Abos bei den großen Anbietern, „und dann schaue ich doch eher eine Kochshow“, so Shetler, der vor seinem Wechsel ins Gartenbaukino 13 Jahre lang die Videothek Alphaville geführt hatte. Entsprechend plane er auch als Kinobetreiber. „Ich bin da altmodisch: Ich gehe gerne ins Kino und programmiere gerne fürs Kino. Ich denke in der Vorbereitung keine unhaptischen Streamingkanäle mit.“

Rückstau an Filmstarts

Das gilt allerdings nicht für alle Werke, die man als Verleih an die Filmfreunde bringen will. So werde man etwa Daniel Hoesls neuen Dokumentarfilm „Davos“ parallel zum Kinostart auch digital verwerten: „Bei diesem Film funktioniert das gut, aber bei anderen ist das nicht der richtige Weg.“ Das Hauptproblem hierbei sei nun der große Rückstau an Filmstarts, der sich langsam und sicher bei den Verleihern auftürme.

„Alle schauen, wo sie bleiben“

Auf allzu viel Koordination zwischen den Verleihern könne man dabei nicht setzen: „Alle schauen natürlich, wo sie bleiben. Die übergreifende Abstimmung zu finden, ist praktisch unmöglich, weil etwa niemand im Hochsommer starten möchte. Wenn es dann wirklich los geht, werden wohl nicht sieben bis zehn, sondern 15 Filme pro Woche ins Kino kommen.“

Mittelfristig könne sich dabei die heimische Kinolandschaft durchaus grundlegend verändern. „Es besteht die Gefahr, dass sich eine Schere auftut zwischen sehr großen Filmen und den kleineren Werken – und dass dann die Mittelschiene wegfällt.“ Gerade das Gartenbaukino, das Shetler gleichsam als Stadtteilkino für die gesamte Stadt positioniert hat, sieht er dabei aber nicht zentral betroffen.