Nicolodi, Budgen und Wenisch im Radio Wien Studio
ORF/Bachler
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Gesundheit

Alle Fragen zur CoV-Impfung

In Wien kann man sich nun für eine Impfung gegen das Coronavirus vormerken lassen. Auf Radio Wien wurden die wichtigsten Fragen rund um die Impfung beantwortet. Wir haben hier die Antworten zusammengefasst.

In einem Radio-Wien-Spezial zur CoV-Impfung beantworteten Infektiologe Christoph Wenisch und Virologin Christina Nicolodi medizinische Fragen zum Thema Corona-Impfung. In Folge sind die Aussagen der beiden Experten zusammengefasst.

Allgemeine Fragen

Kann man andere Menschen anstecken, wenn man selbst geimpft ist?

Das ist noch nicht hundertprozentig geklärt. Man hat Daten aus den Tiermodellen, etwa beim Moderna-Impfstoff. Da hat man gesehen, dass die geimpften Tiere den Virus nur noch ganz wenig übertragen konnten, aber die Daten bei Menschen fehlen noch. Bei geimpften Affen konnte man einen Tag lang Viren aus der Nase gewinnen, nachdem man das Virus hineingesprüht hatte. Die waren nicht infektiös. Es braucht aber Daten von Menschen, um das final beantworten zu können.

Nachdem ich die erste Impfung bekomme, muss ich mich dann selbst um die zweite kümmern?

Nein, da bekommt man gleich den Termin für die zweite Impfung mit. Es wird drei Wochen nach der ersten Impfung stattfinden beim Pfizer/Biontech-Impfstoff.

Wie lange bin ich geschützt, wenn ich die zweite Teilimpfung habe?

Bislang ist gesichert, dass die Impfung für sechs Monate hält. Das heißt aber nicht, dass sie nicht länger schützt. Diese sechs Monate ergeben sich aus Nachfolgeuntersuchungen von Menschen, die sich in einer Studie impfen haben lassen. Die wurden vor circa sechs Monaten im Zuge der Studie geimpft und der Schutz wirkt noch immer. Die werden auch weiter untersucht und so weiß man zumindest sechs Monate im Voraus, ob die Impfung noch schützt. Wir können jetzt sagen, dass es sechs Monate sind und dann werden wir wissen, ob es zwölf Monate sind oder länger. Ein Wissen, das sich durch die Nachfolgeuntersuchung ergibt.

Kann es passieren, dass man bei der ersten und der zweiten Teilimpfung unterschiedliche Impfstoffe bekommt?

Das soll man nicht tun. Es ist nicht vorgesehen, zwei verschiedene Impfstoffe zu mischen. Das ist nicht vorgesehen, dazu gibt es auch überhaupt keine Daten. Man wird mit dem Impfstoff, den man bei der ersten Teilimpfung hat, auch bei der zweiten Teilimpfung geimpft.

Muss die Impfung ein Arzt machen oder kann das auch medizinisches Personal machen?

Es ist vor der Impfung eine Impftauglichkeitsuntersuchung notwendig. Ein Teil dieser Impftauglichkeitsuntersuchung ist, dass man feststellt – und da braucht man einen Arzt dafür – dass der Mensch keine Infektion hat oder in einem Zustand ist, der die Person von einer Impfung ausschließt. Für die Impftauglichkeits- und Aufklärungssituation braucht es einen Arzt. Das Impfen selbst, das können auch andere Berufsgruppen machen, wie etwa Pflegekräfte.

Ist bei der Abklärung eine Blutabnahme notwendig?

Nein, das ist rein klinisch. Wenn jemand sagt, er hat keine Symptome und auch der Arzt erkennt keine, dann kann er geimpft werden.

Schützen die Impfstoffe vor mutierten Varianten von SARS-CoV-2?

Ja, das ist bestätigt.

Infos zu den Impfstoffen

Was für Unterschiede gibt es zwischen den Impfstoffen AstraZeneca, Moderna und Biontech/Pfizer?

Vorne weg: Es gibt bislang keine Unterschiede in der Schutzdauer. Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna nutzen eine neuartige Technologie von RNA-Impfstoffen. Das Coronavirus ist ein RNA-Virus, also eine Form des Erbgutes. Wir Menschen haben die DNA, Viren können DNA, aber auch RNA haben. Die Impfung enthält einfach einen kleinen Teil dieser RNA, die eben diese Information trägt, um einen bestimmen Bestandteil des Virus zu bilden. Man nutzt diese Systeme, um dieses kleine Partikelchen zu bilden und gegen das wird dann die Immunantwort gerichtet.

Bei AstraZeneca warten wir noch auf die Zulassung, die wird vermutlich Ende Jänner kommen. Der ist ein wenig anders, er benutzt einen Trägervirus, das Adenovirus. Das ist eine ganz gängige Plattform, die benutzt man schon recht lange für Impfstoffe und bei anderen Therapien, wie der Gentherapie. Wo man dieses Trägervirus benutzt, um einen gewissen Teil, eigentlich derselbe Teil der in der RNA drinnen ist, in die Zelle zu transportieren und dort wird wiederum das Partikelchen gebildet.

AstraZeneca wirkt laut Studien zu 70 Prozent. Heißt das, dass man sich dann zu 30 Prozent anstecken kann und schwerer erkranken kann?

Das ist schwierig abzuleiten aus den Studien: Es gibt drei ganz wichtige Charakteristika, die ein Impfstoff haben muss. Er muss sicher sein, er muss einen ausreichenden Antikörpertiter machen – heißt, er muss ausreichend Antikörper produzieren – und er muss wirksam sein. Jetzt haben wir bei SARS-CoV-2 relativ wenig Erfahrung, wie hoch jetzt dieser Antikörpertiter wirklich sein muss, damit man von einem Schutz sprechen kann.

Dann gibt es noch die Wirksamkeit. Da schaut man sich in der Studie an, wie viele Menschen, die geimpft sind im Vergleich zu denen, die nicht geimpft sind, also ein Placebo bekommen haben, erkranken trotzdem. Daraus schließt man dann auf den Wert. Im Prinzip muss man sagen, es sind immer drei Dringe: Nicht nur auf die Wirksamkeit achten, sondern auch ist ein ausreichender Antikörpertiter da und ist er auch sicher.

Ist die Ablehnung von Astrazeneca begründet?

Die Wirksamkeitsreduktion betrifft die ältere Altersgruppe. Die kommen jetzt bereits mit Moderna und Biontech dran und da sollte die Wirksamkeit von 95 Prozent reichen, um die Personengruppe über 70 durchgeimpft zu haben. Die Wirksamkeit von AstraZeneca ist viel höher in den jüngeren Alterskohorten. Wenn man jünger ist, ist es egal was man bekommt.

Haben die Impfstoffe tierische Inhaltstoffe?

Nein, in diesem Fall nicht. Das gibt es bei Ei-basierten Impfstoffen, wie zum Beispiel FSME, die werden auf Ei gezüchtet oder Albumin ist manchmal ein stabilisierender Inhaltsstoff. Die jetzt daliegen, da sind keine tierischen Inhaltsstoffe verwendet worden.

Vorerkrankungen

Ich nehme ein bestimmtes Medikament/habe eine bestimmte Krankheit – kann ich trotzdem geimpft werden?

  • Immunsuppressiva

Bei immunsystembeeinflussenden Medikamenten kann eine Impfung problemlos erhalten werden. Einen Monat nach der zweiten Impfung sollte aber ein Antikörpertest gemacht werden, um sicherzugehen, dass die Impfung funktioniert hat und schützende Antikörper gebildet hat.

Die Sicherheit, dass es auch funktioniert, haben sie nicht, wie in einer Situation, in der sie keine Medikamente nehmen. Ein Antikörpertest kann überall beim praktischen Arzt gemacht werden. Das müssen sie nicht tun, wenn sie keine immunabschwächenden Medikamente nehmen.

  • Bluthochdruck, Diabetes, Asthma

Ja, das macht überhaupt nichts.

  • Migräne

Auch hier ist die Impfung unbedenklich. Eine Nebenwirkung bei Impfstoffen sind Kopfschmerzen generell üblich, auch bei Menschen, die sonst keine Kopfschmerzen haben.

  • Multiple Sklerose

Stellt kein Problem dar, aber der Zeitpunkt ist sehr wichtig. Die Impfung sollte nicht dann stattfinden, wenn es gerade einen Schub der Krankheit gibt.

Werden Menschen mit Autoimmunerkrankungen, wie Hashimoto, einer chronischen Schilddrüsenerkrankung, geimpft?

Ja, werden sie. Das ist eine Geschichte, die sich über das Internet verbreitet hat, dass man mit Autoimmunerkrankung keine Impfung bekommen soll. Diese Personengruppen waren in den Zulassungsstudien dabei, da gibt es kein Problem. Wenn die Schilddrüsenentzündung gerade akut ist, dann soll man sich aber nicht impfen lassen.

Es darf nur eine Personengruppe nicht geimpft werden, sagen die Experten: Jene, die auf Polyethylenglykol einen anaphylaktischen Schock bekommen haben. Das ist die schwerste allergische Reaktion, die man bekommen kann. Diese Personen wissen das aber, das ist eine lebensbedrohliche Situation. Diese Menschen dürfen im Moment keine Impfung bekommen. Beim Impfvorgespräch mit dem Arzt oder der Ärztin sollte über vorliegende Krankheiten gesprochen werden und dabei wird beurteilt, ob eine Impfung problemlos möglich ist.

Wenn mein Körper allergische Reaktionen bei Impfungen zeigt, wie gefährlich sind die Impfstoffe für mich?

Die Inhaltsstoffe sind öffentlich zugänglich. Die stehen in der Gebrauchs- und der Fachinformation drinnen, da kann man sich informieren. Das sind ganz klassische Inhaltsstoffe, zum Beispiel Kaliumdihydrogenphosphat, das ist eine stabilisierende Salzlösung. Es kann Zucker drinnen sein, aber auch das in Konzentrationen, die unbedenklich sind bei Zuckerunverträglichkeit. Man muss sich keine Sorgen machen – mehr dazu in science.ORF.at

Soll man bei Allergien nach der Impfung Kortison nehmen?

Nein, das ist nicht notwendig.

Darf bei einer Krebserkrankung und Chemotherapie geimpft werden?

Der optimale Zeitpunkt wäre in den vier Wochen nach der Chemotherapie. Auch hier muss wieder einen Monat nach der zweiten Impfung ein Antikörpertest gemacht werden.

Ich hatte Krebs, kann ich geimpft werden?

Ja, man muss nicht einmal einen Antikörpertest machen. Menschen, die eine Krebserkrankung gehabt haben und jetzt impfen gehen, müssen sich keine Sorgen machen, dass der Krebs zurückkommen kann. Der Impfstoff ist dazu da, dass das Immunsystem gegen diesen Virus aktiviert wird. Aber es macht nichts mit den Zellen und es verursacht keinen Krebs, da muss man sich keine Sorgen machen. Impfreaktionen innerhalb der nächsten fünf oder sechs Wochen wie etwa Schwellungen der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Gelenkschmerzen sind normal.

Sollen sich Personen, die bereits an Covid-19 erkrankt waren, trotzdem impfen lassen?

Ja, aber nicht sofort. Man sollte lieber den anderen Menschen den Vortritt lassen. Menschen, die bereits das Virus hatten, haben genug Antikörper und sind vorerst geschützt. Sobald mehr Impfstoffe da sind, sollen sich natürlich auch bereits Covid-19-erkrankte Menschen impfen lassen.

Kinder und Schwangerschaft

Kann ich mich als stillende Mama impfen lassen?

Ja. Der Impfstoff geht nicht in die Muttermilch über und macht dem Baby nichts und sie sind gut geschützt. Es ist auch egal, welcher Impfstoff geimpft wird.

Soll ich mich bei Kinderwunsch impfen lassen?

Grundsätzlich sind alle Erkrankungen vor der Schwangerschaft zu verhindern. Es empfiehlt sich ein Impfpasscheck: Man geht zum Doktor und überprüft ob alles passt – Zeckenimpfung, Masern, Keuchhusten und diese Impfungen. Gerade in der jetztigen Situation der Pandemie macht es Sinn, sich zu impfen, bevor man schwanger wird. In Österreich geht man nach den Zulassungsstudien vor und da waren Schwangere nicht eingeschlossen. Andere Länder (USA, Israel) impfen Schwangere trotzdem und es sind bislang keine Nebenwirkungen bekannt. Trotzdem die Empfehlung der Experten: Wenn man schwanger werden möchte, dann zuerst impfen und dann schwanger werden.

Wie sieht es mit Unter-16-jährigen aus?

Jugendliche und Kinder waren bei Studien nicht eingeschlossen. Seit ungefähr zehn, 15 Jahren gibt es in Europa ganz strenge Richtlinien, die die Pharmafirmen in die Pflicht nehmen, die Medikamente an den Kindern zu testen. Früher hat man diese Studien nicht gemacht. Da haben sie einfach Daumen mal Pi an den Kindern die Medikamente angewendet.

Es dürfen keine Studien gemacht werden, wenn das nicht mit den Behörden abgesprochen wurde. In besonderen Fällen, wie eben in der Pandemie, kann man das verschieben, weil es sehr viel Arbeit ist, das in kurzer Zeit zu entwickeln. Die Studienpläne sind vorgelegt und von der Gesundheitsbehörde genehmigt worden, aber es wird noch dauern, bis die Studien kommen. Das wird ein bis zwei Jahre dauern, bis die Studien abgeschlossen sind und dann müssen diese vorgelegt werden und wieder ein Antrag gestellt werden. Vorrangig ist es wichtig, dass die älteren Jugendlichen, die Erwachsenen und Älteren sowie Risikogruppen geimpft werden.

Logistik

Kann man alle gelieferten Impfdosen verimpfen und dann auf die nächste Lieferung für die zweite Teilimpfung warten?

Das ist nicht erlaubt, weil man innerhalb eines gewissen Zeitraums die zweite Teilimpfung injizieren muss. Den Zeitraum darf man nicht individuell ausweiten, weil man dazu auch keine Daten hat. Bei AstraZeneca gibt es sogar Daten zu einem längeren Zeitraum zwischen den Impfungen. Darauf stützen sich die britischen Behörden, das ist aber umstritten, denn diese Daten fußen auf wenigen Probanden. Es kommen noch andere Impfstoffe, die sind auch schon bei der Europäischen Gesundheitsbehörde. Es muss also nicht unbedingt sein, dass man einen Impfstoff von Pfizer oder AstraZeneca bekommt. Der Impfstoff von Janssen hat einen Impfzyklus von 57 Tagen zum Beispiel.

Wäre es dann nicht sinnvoll, vor der Impfung einen Antikörpertest zu machen, um Impfdosen zu sparen?

Man weiß nicht genau, welchen Antikörpertiter man braucht, um geschützt zu sein. Auf der anderen Seite ist das logistisch enorm aufwendig, wenn man das vorher aussortiert und es schadet nicht, auch wenn man eine Erkrankung hatte, die Impfung zu bekommen. Im Gegenteil, man kann höchstens noch mehr Antikörper produzieren.