Mädchen macht Gurgeltest
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Politik

Verzögerte Lieferung von Schul-Testkits

In Wien haben am Montag die wöchentlichen Selbsttests im Bildungsbereich begonnen. Bund und Stadt schicken dazu beide Testkits in die Schulen. Bei den Tests vom Bund gibt es jedoch Verzögerungen – sie blieben großteils in einem Flugzeug in Moskau hängen.

Die Testkits hätten am Wochenende an die Schulen geliefert werden sollen. Das Flugzeug, das sie an Bord hatte, landete laut Bildungsministerium jedoch erst mit einigen Stunden Verspätung in Wien-Schwechat, was zu Verzögerungen bei der Auslieferung führte – und zu Ärger beispielsweise bei den Direktorinnen und Direktoren der Wiener Pflichtschulen.

„Man hat Direktorinnen und Direktoren in ihrer dienstfreien Zeit in die Schule beordert“, ärgert sich der Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG) im Interview Ö1. „Dort haben sie Stunden verbracht. Und im Ministerium ist bis jetzt eigentlich nur ein Achselzucken festzustellen.“ Für die Anlieferung der Testkits war am Wochenende an den Wiener Pflichtschulen ein Zeitfenster von vier Stunden vorgesehen.

Ministerium entschuldigt sich

Das Bildungsministerium bat nun gegenüber Ö1 um Entschuldigung. Auf die Logistik habe man aber keinen Einfluss, wurde erklärt. Man werde Ähnliches aber jedenfalls nicht mehr am Wochenende durchführen. Spätestens Dienstag sollen nun alle Schulen die Tests haben. Ausgenommen sind Berufs- und landwirtschaftliche Schulen, die die Tests nächste Woche bekommen.

Testungen künftig immer am Montag

Bei den Tests vom Bund handelt es sich um „Anterio-Nasal-Tests“. Dabei reicht ein einfacher Abstrich mit einem Tupfer im vorderen Nasenbereich, ein Ergebnis liegt nach rund 15 Minuten vor. Die Testungen sollen künftig einmal pro Woche jeweils am Montag am Programm stehen.

Es wird allerdings noch nicht im großen Ausmaß gebohrt. Volksschüler bekommen die Tests ohnehin immer nach Hause mit, um sie zusammen mit den Eltern zu machen. Bei den Unter-14-Jährigen ist außerdem zunächst eine Einverständniserklärung der Eltern vorzulegen, bevor gemeinsam getestet wird. Im Schnitt werden aufgrund der Umstellung auf Distance Learning an den AHS-Unterstufen und Mittelschulen derzeit auch nur ein bis zwei Kinder pro Klasse betreut. Eine Testpflicht gibt es in beiden Programmen nicht.

Gurgeltests von der Stadt

Neben den Nasenabstrichen kommen an den ab Montag auch die ersten Gurgelkits der Stadt in städtischen Anstalten zum Einsatz – also etwa für jene Personen, die derzeit dort Kinder betreuen. Ab 25. folgen die Privat- und Bundesschulen. In den insgesamt 612 Bildungseinrichtungen sollen rund 28.800 Lehrkräfte und 2.700 Mitarbeiter getestet werden.

Die Betroffenen führen den Test in Eigenverantwortung einmal pro Woche an einem definierten Tag durch – wobei die Teilnahme freiwillig ist, wie beteuert wird. Danach holt ein Botendienst die Proben ab und bringt sie in ein Labor. Bei positiven Fällen folgen weitere Maßnahmen entsprechend der geltenden Covid-Pläne.

Kind steckt sich Stäbchen in die Nase, daneben sitzt sein Vater
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Bei den „Anterio-Nasal-Tests“ reicht ein einfacher Abstrich mit einem Tupfer im vorderen Nasenbereich

Tests auch für Kindergärten

Neben den Schulen legt die Stadtregierung auch einen besonderen Fokus auf die Kindergärten. Kleinkinderbetreuung sei immer mit Körperkontakt verbunden, daher sei es sinnvoll, die entsprechende Berufsgruppe regelmäßig zu testen, hieß es bei der Präsentation der Maßnahmen. Alle rund 7.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den 356 städtischen Kindergärten können dies ab sofort einmal wöchentlich per Gurgeltest tun. Auf die rund 1.300 privaten Einrichtungen wird der Selbsttest ab 25. Jänner ausgeweitet.

Die Teilnahme ist freiwillig. Das Interesse sei aber sehr hoch, versicherte Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) vor Journalisten. Gerade der eben verlängerte Lockdown, den er freilich mittrage, sei für die Bildungseinrichtungen eine große Herausforderung, sagte Wiederkehr. Denn viele Eltern bräuchten wegen ihrer Jobs oder anderer Gründe Betreuung.

Wöchentliche PCR-Tests in Kindergärten

Kindergarten-Pädagoginnen und -Pädagogen können mitunter bei ihrer Arbeit keine Masken tragen. Dafür werden sie jetzt wöchentlich getestet: per Gurgel-PCR-Selbst-Test. Die Teilnahme ist freiwillig, die Bereitschaft sich testen zu lassen sehr hoch.

Hälfte der Kinder in der Kindergärten anwesend

Daniela Cochlar, Leiterin der für Kindergärten zuständigen MA 10, erklärte den Ablauf der Tests. Die Standorte bekommen einmal pro Woche Testkits geliefert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen sich dieses mit nach Hause, führen das Gurgelverfahren wie vorgesehen durch, stecken das Röhrchen mit der Probe in das mitgelieferte Kuvert und nehmen es wieder an ihren Standort mit. Von dort werden die Proben dann abgeholt und in ein Labor gebracht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen das Ergebnis dann direkt auf ihr Handy.

„Wir haben den Ablauf in der Vorwoche an sechs Probestandorten getestet. Es funktioniert ausgezeichnet“, berichtete Cochlar. Damit die dafür notwendigen Laborkapazitäten gleichmäßig verteilt werden, wurden alle Kindergärtenstandorte in fünf Regionen eingeteilt. „Jeden Tag gurgelt ein anderer Teil Wiens“, meinte die MA 10-Chefin.

Laut Bildungsstadtrat waren in den städtischen Kindergärten zuletzt rund 50 Prozent der Kinder anwesend. Bei den Volksschulen lag der Wert bei 30 Prozent, in den Neuen Mittelschulen bei zehn Prozent. Der Ressortchef betonte angesichts des Appells von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und Lehrervertretern an Eltern, die Kinder zu Hause zu lassen, dass dies freilich wichtig für die Wirksamkeit des Lockdowns sei – aber: „Nicht jeder kann das machen. Und das ist auch in Ordnung so.“