Sequenzierung am Forschungszentrum für Molekularbiologie am Gelände des AKH.
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Chronik

CoV-Mutation: Weiteres Heim betroffen

Es ist offenbar ein weiteres Caritas-Heim in Wien von der britischen Coronavirus-Mutation B.1.1.7 betroffen. Nachdem die Mutation in einer Einrichtung am Montagabend bestätigt worden ist, gibt es jetzt Verdachtsfälle in einem anderen Heim.

Es waren nicht nur Proben aus einem Altersheim der Caritas, die auf Wunsch des Betreibers, getestet wurden. Auch Proben aus einer zweiten Einrichtung werden derzeit sequenziert, wie „Wien heute“ berichtet.

Am Montagabend wurde die CoV-Mutation im ersten Heim in 26 Fällen bestätigt – mehr dazu in CoV-Mutation: Verdacht in Pflegeheim bestätigt. Die beiden betroffenen Altersheime liegen in zwei unterschiedlichen Bezirken. Im zweiten Heim handelt es sich noch um Verdachtsfälle, die Sequenzierung soll bis nächste Woche abgeschlossen sein. Allerdings haben, wie schon beim ersten Heim, die sensitiven PCR-Tests angeschlagen.

Möglicherweise weiteres Heim von CoV-Mutation betroffen

Es ist offenbar ein weiteres Caritas-Heim in Wien von der Coronavirus-Mutation B.1.1.7 aus England betroffen. Nach Auswertung der Untersuchungen zeigte sich am Dienstag, dass sich insgesamt 26 Personen in zwei Häusern mit der ansteckenderen Variante infiziert haben.

„Wir haben jetzt erstmals ein nachgewiesenes Cluster“

„Wir haben jetzt erstmals ein nachgewiesenes Cluster in Wien und einige weitere Cluster in einigen Teilen Österreichs“, sagte der Bio-Informatiker Christoph Bock vom Forschungsinstitut für Molekulare Medizin gegenüber „Wien heute“. „Wir sind jetzt in der zweiten Phase. Das Virus verbreitet sich, ist aber wohl noch nicht sehr weit in der Breite angekommen. Das gibt es jetzt zu analysieren, ob sich das Virus so stark wie in Großbritannien durchsetzt, dass es das Originale-Coronavirus, wenn ich das so nennen darf, verdrängt.“

Sequenzierungen sollen Bild der Verbreitung zeigen

Wie weit sich die CoV-Variante schon in der Stadt ausgebreitet hat, sollen die nun laufenden Sequenzierungen zeigen. Dazu werden derzeit 104 Proben aus Wien untersucht, darunter rund 50 positive PCR-Ergebnisse aus den Teststraßen.

Eine Untersuchung des Abwassers hat aus technischen Gründen nicht funktioniert und wird derzeit wiederholt. „Das ist ein sehr anspruchsvoller Prozess, der hat für Wien noch nicht funktioniert. Es gibt noch keine fundierte Einschätzung wie viele Prozent die neue Variante schon haben. Nächste Woche werden wir dann mehr wissen“, so Bock.

Studiogespräch mit Bioinformatiker Christoph Bock

Sequenzierungsfachmann Christoph Bock vom Forschungsinstitut für Molkulare Medizin beschreibt die aktuelle Conronviruslage in Wien.

400 Sequenzierungen gleichzeitig kann die Maschine am Forschungszentrum für Molekulare Medizin am Gelände des AKH analysieren. Nach aufwendigen Vorbereitungen dauert es zwei Tage bis sie die Daten liefert, die die Expertinnen und Experten brauchen, um herauszufinden, ob es sich um eine Virusmutation handelt und wenn ja, um welche.

Wien stehen laut Stadt rund 50 Sequenzierungen pro Woche zu. Der zuständige Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) fordert eine höhere Anzahl vom Bund. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat per Aussendung bereits eine Verstärkung zugesichert.

Positive PCR-Tests werden auf Mutationen untersucht

Um trotzdem mögliche Verdachtsfälle zu erkennen werden nun alle positiven PCR-Tests mittels eines speziellen, sensiblen Vortests auf Mutationen überprüft. Der ist zwar nicht so genau wie die Sequenzierung, aber wichtig, um ein besseres Bild über das Infektionsgeschehen zu bekommen, heißt es aus dem Büro von Hacker.

„Die PCR-Tests ermöglichen nachzuschauen, ob die englische Variante wahrscheinlich ist. Sequenzierung ermöglicht dieses Virus komplett zu charakterisieren, aber auch zu schauen, ob neuen Mutationen kommen“, erläutert Bock den Unterschied zwischen den beiden Methoden. Mittels Sequenzierung lasse sich zum Beispiel auch erkennen, ob es erste Hinweise gibt, dass das Virus sich auch anpasst an Impfungen. „Dieser Blick in die Zukunft ist, was die Sequenzierung leisten kann, was PCR-Tests nicht können“.

Im Gegenzug sei die Sequenzierung relativ langwierig, sie dauert eine Woche. Auf die Frage, ob es mehr Sequenzeirungen brauche, meinte Bock: „Sequenzierung ist sehr wichtig, aber es müssen wirklich die richtigen Proben sequenziert werden“. So lasse sich etwa für Wien kein Prozentsatz zur Verbreitung der englischen Variante nennen, weil vor allem Proben analysiert wurden, „die vorselektiert waren, wo Tests angeschlagen haben auf die englische Variante“.