Reumannplatz
ORF
ORF
Politik

Favoriten: Stadt schnürt Deeskalationspaket

Nach den Randalen in Favoriten in der Silvesternacht hat Wien jetzt ein Deeskalationspaket geschnürt. So soll etwa die Anzahl der Schulsozialarbeiter im Bezirk auf zehn verdoppelt werden. Auch Nacht-Streetwork wird es geben.

Die Ereignisse seien „besorgniserregend“ gewesen, sagte Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs und der Geschäftsführerin des Vereins Wiener Jugendzentren, Ilkim Erdost. „Es gibt Spielregeln, an die sich alle zu halten haben, egal woher man kommt“, bekräftigte er.

Randale zu Silvester

In der Silvesternacht hatten rund 30 meist jugendliche Randalierer für massive Sachbeschädigungen gesorgt. Die Täter sollen unter anderem Schaufensterscheiben eingeschlagen und Mülltonnen sowie Automaten in Brand gesteckt haben. Polizeibeamte wurden mit Böllern attackiert. Mehrere Personen wurden nach den Vorfällen festgenommen – ein 21-jähriger Syrer noch an Ort und Stelle. Er soll versucht haben, in ein Juweliergeschäft einzubrechen.

Ilkim Erdost,  Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) und Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs a
APA/Georg Hochmuth
Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr gab das Deeskalationspaket bekannt

Bei einem Sicherheitsgipfel mit der Polizei wurde zuletzt unter anderem eine Videoüberwachung für den Reumannplatz vereinbart. Der Großteil der Randalierer, so viel ist inzwischen bekannt, stammte nicht aus Favoriten. Der Bezirk selbst äußerte bei dem Gespräch wiederholt den Wunsch nach mehr Polizeiplanstellen. Diese Forderung wurde bereits im Vorjahr erhoben, nachdem Kundgebungen von linken und kurdischen Aktivisten von türkisch-nationalistischen Gruppierungen attackiert worden waren. Bei den Tätern soll es sich unter anderem um Sympathisanten der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ gehandelt haben.

Mehr Sozialarbeiter nach Krawallen

Streetworker auch in der Nacht, Schulsozialarbeiter sollen im Bezirk auf 10 aufgestockt werden. Diese Maßnahmen kündigte Integrationsstadtrat Wiederkehr (NEOS) an.

Wiederkehr für mehr Polizei

Auch Wiederkehr schloss sich der Forderung nach mehr Polizei an. Nötig sei eine Aufstockung von 300 auf 500 Stellen, hielt er fest. Dass bereits eine verstärkte Kooperation von Jugendarbeit und Polizei vereinbart worden sei, bewertete der Ressortchef positiv. Er wolle jedoch auch im Integrationsbereich Maßnahmen setzen. Wiederkehr hat laut eigenen Angaben schon Treffen des Regionalforums Favoriten sowie des Netzwerks Demokratiekultur und Prävention initiiert.

Am Freitag wurde schließlich ein Paket geschnürt, das den Fokus auf den zehnten Wiener Gemeindebezirk legt – aber auch Vorbild für andere Stadtteile sein könnte, wie Wiederkehr betonte. Konkret kommen zu den aktuell fünf Schulsozialarbeiterinnen und -sozialarbeitern weitere fünf dazu. Auch Nacht-Streetwork soll es künftig geben. Bisher waren ab 22.00 Uhr nur mehr vereinzelt Betreuer unterwegs. Das soll sich spätestens im Frühling, wenn die Temperaturen wieder verstärkt zum Aufenthalt im Freien laden, ändern. Im Fokus steht dabei vor allem Innerfavoriten bzw. der Reumannplatz.

Jungen Menschen Unterstützung bieten

Auch die überregionalen Streetworker des „Fair-Play-Teams“ werden verstärkt Kräfte in Favoriten einsetzen. Ausgebaut werden sollen auch bestehende Projekte, wie etwa „Respekt: gemeinsam stärker“. Dieses wird an Mittelschulen angeboten. Das Ziel sei es, vergleichbare Strategien falls nötig auch in anderen Bezirken anzuwenden, hieß es. Dass bei den Silvestervorfällen zahlreiche Personen mit dabei waren, die nicht in Favoriten leben, hängt laut Wiederkehr auch damit zusammen, dass es dort beliebte Treffpunkte im öffentlichen Raum gibt.

Die Maßnahmen sollen nun helfen, den jungen Menschen rechtzeitig Unterstützung anzubieten. Denn wenn diese von Rechtsextremen oder anderen „ideologischen Rändern“ in den Bann gezogen würden, sei es oft zu spät. „Wir müssen schneller sein als Extremisten und Dschihadisten“, sagte Wiederkehr.