Seit 3. November befinden sich die Wiener Bühnen im Corona-Lockdown. Es ist eine harte Durststrecke für alle. Jetzt aber gab es endlich wieder Live-Applaus für Schauspieler auf der Bühne des Theaters Drachengasse, gespendet von einem Live-Publikum bestehend aus rund 25 geladenen Gästen: Journalistinnen und Journalisten, alle mit Mund-Nasen-Schutz und mit negativem Corona-Test, schachbrettartig im Publikumsbereich verteilt. Zu sehen die Premiere von „Das weiße Dorf“ der in Wien lebenden Autorin Teresa Dopler, ein Stück, das mit dem Heidelberger Autorenpreis ausgezeichnet worden ist.
Die Premiere in Deutschland fiel der Pandemie zum Opfer. Die Termine all jener Aufführungen, die in Wien vor Publikum stattfinden sollen, sind einfach noch nicht bekannt. So war die Presse-Premiere vor einigen Tagen so etwas wie ein Lebenszeichen, vielleicht sogar aber auch ein Ausblick in eine mögliche Theaterzukunft.
Eine Kreuzfahrt am Amazonas
Johannes Benecke, Naemi Latzer, Hugo Le Brigand und Julia Müllner sind die Protagonisten des Stücks. Sie sind an Bord eines Kreuzfahrtschiffs, das vorbei an Dörfern und Urwald den Amazonas entlang fährt. Auf dem Schiff begegnen einander Ivan und Ruth wieder. Es sind zwei junge, erfolgreiche Menschen, die einmal beinahe zusammen waren, dann aber wegen ihrer Karrieren ihre eigenen Wege gingen und einander aus den Augen verloren. Nun sind sie mit ihren jeweiligen Partnern unterwegs – und genießen die Gespräche miteinander sehr.
Es geht um den Schein, das Bild, das man für die anderen abgibt, und hinter dem erst ganz langsam und zögerlich der Blick auf das eigentliche Sein freigegeben wird. Vieles bleibt in Schwebe – so wie die Aufführungstermine des Stücks vor Publikum im Theater. Bis dahin behilft man sich mit Technik. Das Theater Drachengasse zeigt „Das weiße Dorf“ am 29. Jänner um 20.00 Uhr als video on demand auf seiner Homepage. Das Ticket kostet zehn Euro.
Vorbericht in „Kultur heute“
In der ORF-Sendung „Kultur heute“ ist am Tag davor, am 28. Jänner, ein Vorbericht zur Streamingpremiere zu sehen. Weiters bildet sich Heinz Sichrovsky in der Rubrik „Sichrovskys Foyer“ am Montag, dem 1. Februar, eine Meinung zur Inszenierung der Kärntnerin Valerie Voigt.