Die Chamäleons waren in Socken in einem Reisekoffer verpackt. Im Tiergarten Schönbrunn versucht das Pflegerinnenteam gerade, so viele Bergchamäleons wie möglich zu retten. Drei Tiere starben während des illegalen Transports, zwei weitere an den Folgen. Alle anderen sind derzeit stabil.
„Einige waren leider sehr dehydriert, das sieht man in den Augen, die in den Kopf, in die Schädel hineinwandern. Wir haben sie künstlich getränkt. Einige haben es nicht überstanden. Den meisten geht es sehr gut und sie fressen und trinken“, sagte Anton Weissenbacher, Leiter des Terrarienhauses im Tiergarten Schönbrunn, am Donnerstag gegenüber „Wien heute“.
Socken im Koffer bewegten sich
Vergangene Woche hatte ein gewerbsmäßiger Schmuggler laut ersten Ermittlungen versucht, rund siebzig Chamäleons von Tansania über Wien nach Tschechien zu bringen, um sie dort auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Der Wert liegt bei rund 37.000 Euro. Obwohl Chamäleons bekannt für ihre gute Tarnung sind, wurden die Zollbeamten auf dem Flughafen Wien fündig und stoppten den Schmuggler.
Tiergarten päppelt Chamäleons auf
70 Chamäleons wurden einem Schmuggler abgenommen, jetzt werden sie im Tiergarten aufgepäppelt. Tansania will die Tiere aber zurück.
„Beim Öffnen des Koffers ist in einem Plastikbehältnis ein einzelnes Tier gesichtet worden, ein einzelnes Chamäleon. Und es wurde auch gesehen, dass sich in Socken und anderen Textilien etwas bewegt und das war Grund genug, um den Koffer wieder zu schließen und die Öffnung in Schönbrunn zu machen“, schilderte Roland Karner von der Reisendenabfertigung Zollstelle Flughafen Wien den bemerkenswerten Fund.
„Gigantischer Pflegeaufwand“
Dort sind die Pflegerinnen und Pfleger seither im Dauereinsatz. Die Chamäleons brauchen täglich große Temperaturschwankungen. Da es keine geselligen Tiere sind, müssen sie außerdem einzeln gehalten und gefüttert werden. Sie werden täglich – jedes Tier einzeln – getränkt und gefüttert – ein „gigantischer Pflegeaufwand“, so Weissenbacher.
Nun heißt es abwarten, wie gut sich die Tiere erholen und ob sie trotz der Transportbedingungen gesund bleiben. Ob die Tiere langfristig ein neues Zuhause in Schönbrunn finden, steht noch nicht fest. Die Regierung von Tansania möchte laut Medienberichten die Tiere zurückhaben.
Neuer Bereich zum Thema Artenschutz im NHM
Grundsätzlich entscheidet in Fällen wie diesen die Artenschutzbehörde, wohin vom Zoll beschlagnahmte Tiere gebracht werden. Tote oder bereits verarbeitete Reptilien landen oft im Naturhistorischen Museum. Hier will man künftig mit einer neuen Vitrine auf das Tierleid aufmerksam machen, das Menschen mitunter in Kauf nehmen, die etwa Schlangenprodukte aus Südostasien kaufen.
„Die Tiere werden mit Wasser gefüllt und bei lebendigem Leib gehäutet und dieses Leder wird zu Taschen, zu Gürtel, zu Schuhen verarbeitet“, so Irina Kubadinow, Sprecherin des Naturhistorischen Museums. Der neue Ausstellungsbereich soll zur Aufklärung über den Schutz dieser Arten beitragen.
Nachfrage nach Reptilienleder steigt
„Reptilienleder hat wieder an Beliebtheit gewonnen. (…) In den letzten 15 Jahren wurden zu diesem Zweck mehrere Millionen Häute und Hautstücke in die EU importiert. Alle in der Vitrine ausgestellten Schlangenlederprodukte wurden vom österreichischen Zoll beschlagnahmt oder stammen aus Nachlässen und sind so ans Naturhistorische Museum Wien gekommen“, so Kuratorin Silke Schweiger, Leiterin der Herpetologischen Sammlung.
Neben unterschiedlichen Schlangenlederprodukten ist ein dunkler Tigerpython (Python bivittatus) in der Vitrine zu sehen. Die kommerzielle Ausbeutung des Tigerpythons für die Lederindustrie hat in zahlreichen Ländern in Südostasien einen signifikanten Populationsrückgang bewirkt.