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Chronik

Leichnam zwei Monate nicht abgeholt

Im November 2020 ist ein 66-jähriger Mann in Wien-Hietzing verstorben. Der Leichnam lag zwei Monate in einer Wohnung und ist erst diese Woche abgeholt worden. Im Magistrat wird die Panne nun intern untersucht.

Seine Nachbarin Monika Szczypinska hatte jeden Tag Kontakt mit dem Verstorbenen, wusch ihn und erledigte etwa Apothekengänge: „Es war kein anderer Mensch für ihn da.“ Ein Vater-Tochter-Verhältnis habe sich entwickelt. Am Tag vor seinem Tod habe er „relativ schlecht ausgesehen“, so Szczypinska gegenüber „Wien heute“. Sie rief ihn am Vormittag des 11. November 2020 an, der 66-Jährige hob aber nicht mehr ab. Monika Szczypinska fand in der Wohnung den Leichnam.

Die Nachbarin verständigte die Polizei und gab den Schlüssel für die Wohnung des Verstorbenen ab: „Es hieß, es kümmert sich jemand anderer drum, es ist nicht mehr meine Aufgabe. Seitdem habe ich von der Polizei keine Informationen mehr bekommen.“

Leiche 78 Tage in Wohnung vergessen

Weil niemand die Bestattung informiert hat, lag die Leiche eines 66-Jährigen in Hietzing 78 Tage lang in einer Wohnung. Beim Gesundheitsamt spricht man von einem Kommunikationsfehler.

Leichenfund bei Begehung mit Notar

In den vergangenen Wochen hatte Szczypinska auch immer wieder nachgefragt: „Es hat geheißen, dass er vielleicht noch in der Obduktion oder schon beerdigt ist.“ Von einem Notar erhielt die Nachbarin dann eine Mitteilung zu einer Begehung in der Wohnung des Verstorbenen. Am 27. Jänner kam es bei dem Termin dann zum Schock: „Als wir die Wohnung betreten wollten, haben wir gesehen, dass der Verstorbene noch immer drin liegt.“

Untersuchung im Magistrat

Von einer „Verkettung unglücklicher Umstände“ und einem „Kommunikationsproblem zwischen verschiedenen Playern – Exekutive, Bestattung und unser Dienst“ sprach Nikolaus Salzer, Leiter des Hygienezentrums der Stadt Wien, gegenüber „Wien heute“: "Ein Teil dieses unglücklichen Vorfalls ist, dass der Verstorbene keine Familie und keine Angehörigen besitzt. Sonst hätte es zu diesem Vorfall nie kommen können.

Im Magistrat laufen nun Untersuchungen zu dem Vorfall. „Die interne Revision ist bereits am Arbeiten“, so Salzer. Bei der Panne handelt es sich um ein Novum, so eine Sprecherin der MA15, auch langjährige Mitarbeiter können sich nicht an einen ähnlichen Fall erinnern. Salzer bestätigt das: „Wir haben rund 8.000 Totenbeschauen im Jahr. Seit Bestehen dieses Dienstes ist kein ähnlicher Fall bekannt.“