Chronik

Seelsorger: „Neue Intensität“ durch Pandemie

Rund 150 Seelsorger arbeiten derzeit in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Durch die Coronavirus-Pandemie haben viele Themen „neue Intensität“ gewonnen, so Seelsorger Pater Marcus Klemens in „Wien heute“.

„Themen, die vor Corona schon wichtig waren, gewinnen mit Corona eine neue Intensität und Dringlichkeit“, sagte Pater Marcus Klemens am Samstag in „Wien heute“. Die Patienten sind dankbar, „Dinge zu besprechen, die im medizinischen Alltag zu kurz kommen könnten“: „Die Sorge um den weiteren Fortgang der Erkrankung, die Angst vor dem Sterben, die Angst um einen ebenfalls infizierten Partner, die Sorge um Folgeschäden der Erkrankung, die Sorge um das wirtschaftliche Fortkommen.“

In den 15 Covid-Stationen der öffentlichen Spitäler herrscht absolutes Besuchsverbot, das nur für Ausnahmen gelockert wird. In der Anfangsphase der Pandemie konnten manche Angehörige nicht Abschied von Erkrankten nehmen und waren auf die Erzählungen des Seelsorgers angewiesen: „Da konnte ich manchmal melden, wie die Person das Sakrament empfangen hat. Wie die Menschen gelegen sind, ob die Sonne geschienen hat. Das hilft Menschen, die nicht Abschied nehmen konnten.“

Marcus Klemens und Patrick Budgen bei „Wien heute“-Interview „Tratschen mit Budgen“
ORF
Auch für die Seelsorger in Spitälern ist die Tätigkeit durch das Coronavirus schwieriger geworden

Letzte Gebete mit Patienten

Die Situation in den Spitälern ist auch für die Seelsorger speziell: „Ich bin natürlich in Schutzkleidung, die Kolleginnen und Kollegen auf der Intensivstation helfen mir. Beim Sakrament der Krankensalbung wird der Sterbende berührt, mit Öl gesalbt, es werden Gebete gesprochen. Manchmal spüre ich auch, dass Sterbende – auch wenn sie nicht mehr bei Bewußtsein sind – bei Texten nochmals reagieren, etwa beim Vater Unser.“

„Die Sterbenden sind meistens nicht mehr bei Bewußtsein. Menschen ringen manchmal nach ihrem Atem, haben Schwierigkeiten beim Atmen. Das sind Szenen, die mir wichtig sind und in Erinnerung bleiben“, sagte Klemens.

Gezielter Einsatz für Seelsorger

Laut Erzdiözese Wien gibt es in Wien etwa 250 Seelsorger in Krankenhäusern und Pflegeheimen, jeweils eine Hälfte sind Haupt- bzw. Ehrenamtliche. Von den Ehrenamtlichen können aus Altersgründen oder aufgrund von Vorerkrankungen derzeit nur wenige im Einsatz sein. Rund 150 Seelsorger sind also derzeit für Patienten, Angehörige und Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen.

In den Spitälern dürfen die Seelsorger auf Covid-Stationen oder Intensivstationen. Sie gehen allerdings nicht von Bett zu Bett sondern sind gezielt im Einsatz, wenn Seelsorge verlangt wird. Dazu kommt weiterhin die Seelsorge abseits von Covid-Erkrankungen. Auch in den Pflegeheimen läuft die Seelsorge weiter, auch wenn die Arbeit durch Schutzmaßnahmen erschwert ist.