Heeresgeschichtliches Museum
APA / Herbert Neubauer
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Kultur

HGM: Kommission zeigt Missstände auf

Die Evaluierungskommission zum Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) hat heute ihren Bericht vorgelegt. Antisemitische oder rechtsextreme Inhalte fand die Kommission nicht – doch sie listet zahlreiche Missstände auf.

Die Installierung der Kommission war die Folge einer Debatte um den Umgang des Museums mit der militärischen Vergangenheit Österreichs sowie Vorwürfen der Offenheit für Rechtsextremismus. Die elfköpfige Kommission zu den Dauerausstellungen war im Vorjahr vom damaligen Verteidigungsminister Thomas Starlinger eingerichtet worden. Nun wurden die Ergebnisse der Experten von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) präsentiert.

„Ansprüche an modernes Museum fehlen“

„Wir haben keine Hinweise auf antisemitische oder rechtsextreme Inhalte gefunden“, machte Kommissionspräsident Wolfgang Muchitsch deutlich. Dennoch bewertet die Kommissionen längst nicht alles positiv. „Die Ansprüche an ein modernes militärhistorisches Museum fehlen“, so Muchitsch. Die Dimension der Gewalt des Krieges werde nicht adäquat gezeigt. „Es geht um die feierliche Erinnerung an Feldherren, nicht an ihre Taten“, so der Kommissionschef. Die Genderperspektive, jene der „einfachen Soldaten“ oder von Zivilisten fehle hingegen.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Museumsbund-Präsident Wolfgang Muchitsch
APA/Robert Jäger
Ein Gesamtkonzept sei beim HGM nicht zu erkennen, kritisiert Muchitsch

„Man hat den Eindruck, wenn man durch das Heeresgeschichtliche Museum geht: Kriege bestehen hauptsächlich aus Waffen und Gemälden“, umriss Muchitsch die aktuelle Situation. Bei einer gesamten Ausstellungsfläche von 7.300 Quadratmetern entfalle hingegen weniger als ein Prozent auf Sonderausstellungen.

Museum habe „besondere Verantwortung“

„Die Kommission kritisiert, dass ein Gesamtkonzept nicht zu erkennen ist“, fasste Muchitsch den Bericht zusammen. Man sehe ein Stückwerk von Fachexperten für ein Fachpublikum. Hinzu komme ein über „Jahrzehnte gewachsener Investitionsrückstau“. Auf der Habenseite sei hingegen die Behandlung zum Ersten Weltkrieg, die sich sehr positiv von den übrigen Ausstellungen abhebe oder auch die Vermittlung und das dichte Veranstaltungsprogramm samt steigender Besucherzahlen.

Dennoch gelte, so Muchitsch: „Wenn man ehrlich ist, ist doch keiner mit diesem Museum zufrieden.“ Zu den Empfehlungen der Kommission gehöre deshalb die Erarbeitung eines Strategieprozesses für ein Gesamtkonzept und eine stärkere Abstimmung mit ähnlichen Einrichtungen in Österreich. Militärgeschichte sei immer auch politische Geschichte. „Daher hat das Haus eine besondere Verantwortung, wie Geschichte vermittelt wird“, so Muchitsch.

Finanzspritze für Modernisierung

Verteidigungsministerin Tanner kündigte eine erste Finanzspritze in Höhe von 4,3 Millionen Euro zur Modernisierung und Digitalisierung der Ausstellungen und die Einrichtung eines ständigen wissenschaftlichen Beirates unter Führung von Muchitsch an: „Aber das kann nur ein erster Schritt sein, dem andere folgen werden und müssen.“

Dazu gehört auch die schon länger anstehende Neuausschreibung der Leitung. Diese solle möglichst bald erfolgen, aber „hier muss Qualität vor der Schnelligkeit gehen“, machte Tanner deutlich: „Wir prüfen derzeit die zusätzliche Implementierung einer Verwaltungseinheit in der Führung.“ Entsprechend habe man im Haus noch erst eigene Hausaufgaben zu erledigen. Der durch den Bericht des Rechnungshofes im Vorjahr unter Beschuss geratene, amtierende Direktor M. Christian Ortner sei dabei nicht von einer Neubewerbung ausgeschlossen. „Jeder kann sich bewerben“, so Tanner.

Auch wenn die Kommission in Summe das Bild eines in jeder Hinsicht renovierungsbedürftigen Hauses gezeichnet habe, freue sie sich über die zahlreichen Wege und Möglichkeiten, die von der Kommission erarbeitet worden seien, zog Tanner Bilanz: „Ich persönlich bin der Meinung, dass wir nun in die Zukunft blicken und Veränderungen voranbringen können.“