Menschen von hinten auf Einkaufsstraße
APA/Helmut Fohringer
APA/Helmut Fohringer
Politik

Handel und Museen über Öffnungen erfreut

Der Wiener Handel und auch die Museen reagieren erfreut auf die angekündigte Öffnung ab 8. Februar. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bezeichnete alle bevorstehenden Lockerungen als „guten Kompromiss“.

„Es ist wirklich eine sehr gute Nachricht“, sagt die Wiener Handelsobfrau Margarete Gumprecht zur Öffnung aller Geschäfte ab 8. Februar. Der Handel sei vorbereitet und das Einkaufen werde sicher sein. „Natürlich, die 20-Quadratmeter-Regel wird für die kleinen Geschäfte sicher eine Herausforderung werden, aber immer noch besser als geschlossen“, so die Spartenobfrau in der Wiener Wirtschaftskammer im Interview mit Radio Wien.

Der Handel öffnet zwar wieder, es können aber weniger Kunden in die Geschäfte, da pro Person 20 Quadratmeter zur Verfügung stehen müssen. Zudem gilt eine FFP2-Maskenpflicht. Die gleichen Regeln sind für Galerien, Museen und Tiergärten vorgesehen. Die Nutzung körpernaher Dienstleistungen wie Friseurbesuche sind zwar wieder möglich, aber nur, wenn ein Test vorgelegt wird, der nicht älter als 48 Stunden ist.

Museen „ungeheuer erleichtert“

„Wir sind ungeheuer erleichtert, dass wir aufsperren dürfen“, so Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig am Montag gegenüber der APA. Dabei sei es eine große Erleichterung, dass die Häuser vom „Reintesten“ nun doch nicht betroffen seien. Die neue Vorgabe von 20 Quadratmetern pro Besucher und Besucherin sei im Belvedere gut umsetzbar. Dies entspreche im Oberen Belvedere 180 Gästen gleichzeitig und im Belvedere 21 dann 120 Personen. „Das liegt sogar etwas über dem Durchschnitt an Besuchern und Besucherinnen, die wir unmittelbar vor dem aktuellen Lockdown hatten“, so Rollig. Hier werde man das System der Time-Slots bei der Buchung weiter beibehalten.

Das Naturhistorische Museum (NHM)
APA/Herbert Neubauer
Neben den Geschäften dürfen auch die Museen wieder öffnen

Hundertprozentig sicher könne man selbstredend nicht sein, dass man nun den letzten Lockdown bei den Museen erlebt habe: „Wenn wir etwas gelernt haben in diesem Jahr, dann, dass man gar nichts vorhersehen kann.“ Zugleich sei nun aber von der Politik allgemein verstanden, dass die Museen sicher seien und als Kraftorte gebraucht würden. „Man kann nicht nur spazieren gehen“, zeigte sich Rollig überzeugt.

Haag: „Rahmenbedingungen machbar“

„Wir sind sehr glücklich“, freute sich gegenüber der APA auch Sabine Haag, Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, über die avisierte Öffnung: „Die Rahmenbedingungen, die genannt wurden, sind für uns absolut machbar.“ Dass Führungen dabei nicht möglich seien, „ist schade, war aber abzusehen“. Und die Quadratmetervorgabe werde für den KHM-Verbund kein Problem darstellen.

Klar sei, dass man jedenfalls das KHM selbst, das Weltmuseum, die Wagenburg oder das Theatermuseum kommende Woche öffnen werde. Ob dies auch für das Innsbrucker Schloss Ambras gelten werde, darüber laufe noch die Abstimmung. In jedem Falle sei wichtig, dass den Museen nun wieder ermöglicht werde, den Menschen ein Angebot gegen die emotionale Verarmung in der Pandemie zu machen.

„Buchteln to go“ im Museum

Um mit der Öffnung einen Museumsbesuch schmackhaft zu machen, gibt es ab Dienstag im Volkskundemuseum „Buchteln to go“. Auch im Belvedere freut mach sich auf das Aufsperren und hat als Attraktion den weitgehend unbekannten Barockmaler Johann Jakob Hartmann entdeckt.

Kritik von Autoren

Über „ein enorm wichtiges Zeichen für die gesamte Kunst- und Kulturbranche“ freute sich in einer Aussendung Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) über die angekündigte Öffnung der Museen, Ausstellungshäuser, Bibliotheken und Archive ab Montag: „Den Menschen fehlen diese Aspekte des Lebens. Ich halte es daher für zentral, dass auch diese Bereiche berücksichtigt werden, wenn wir darüber nachdenken, was unter welchen vorsichtigen Bedingungen wieder möglich gemacht werden kann.“

Kritik kam indes von der IG Autorinnen Autoren. „Wie auch nicht anders zu erwarten, gibt es einmal mehr keine Überlegungen der Regierung zu Kunst und Kultur über den musealen Kulturbereich und das Bibliothekswesen hinaus“, beschied Geschäftsführer Gerhard Ruiss in einer Aussendung: „Wenn es das Ziel der Regierung war, Kultur an den Rand der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken, so ist das mittlerweile geglückt. Niemand, außer den Kunst- und Kulturschaffenden und Kulturverantwortlichen selbst, redet mehr über Kultur.“

Tests an Schulen

In Wien findet ab 8. Februar wieder Unterricht in den Schulen statt. Die Schülerinnen und Schüler sollen jede Woche zweimal auf das Coronavirus gestetet werden. In den Oberstufen ist Schicht-Unterricht geplant. In der Volksschule werden die Klassen nicht einmal geteilt, es gibt also täglichen Präsenzunterricht.

Lockerungen für Handel, Frisöre und Schulen

Nach intensiven Gesprächen der Regierung, der Landeshauptleute und der Experten gibt es Lockerungen für den Handel, die Frisöre und die Schulen. Masken, Tests und Abstandregelungen sind die Voraussetzung.

Ludwig: Schulbereich „besonders wichtig“

Bürgermeister Michael Ludwig verwies am Montagabend in einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Sebastian Kurz und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) auf die Wichtigkeit für Lockerungen im Schulbereich. Nun soll eine Erleichterung für Schüler und Eltern kommen. An den Betreuungszahlen in Schulen habe man gesehen, dass es notwendig war, den Schülern eine Perspektive zu öffnen. Ludwig verwies dabei auch einmal mehr auf Berichte der Kinder- und Jugendpsychiatrie über die erhöhte Belastung für Kinder und Jugendliche in der Pandemie.

Ludwig sprach zu den Maßnahmen von einem „Kompromiss zwischen jenen, die sagen, nichts aufsperren – und jenen, die sagen, alles aufsperren, wir wollen das normale Leben zurück. Für einen Großteil der Bevölkerung sind die Maßnahmen mittragbar.“

Appell an Eigenverantwortung

Um die Infektionszahlen weiter zu senken, appellierte Ludwig so wie Bundeskanzler Kurz an die Eigenverantwortung der Bevölkerung: „Wir können vieles reglementieren, es ist notwendig, dass jeder einzelne sich an den Maßnahmen orientiert.“ Kein Verständnis zeigte Ludwig „für Menschen, die ihren Urlaub jetzt in Südafrika verbringen“.

Statement von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)

Verschärfungen wieder möglich

Das nächste Mal Bilanz zieht die Regierung laut Bundeskanzler Kurz in zwei Wochen. Da wird dann über allfällige weitere Lockerungen entschieden oder aber auch reagiert, sollten sich die Zahlen verschlechtern. Sollte wieder ein exponentielles Wachstum eintreten, was laut Kurz ein realistisches Szenario ist, wird wieder verschärft, kündigte der Kanzler an.

Vor der Verkündung durch Regierung und Landeshauptleute hatte die Regierung sowohl mit der Opposition als auch mit Experten beraten. Die Beschlüsse fielen allerdings erst nach der Runde mit den Landeshauptleuten, dafür mit diesen einstimmig.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hatte davor einmal mehr vor Öffnungsschritten über die Schule hinaus gewarnt, könnte doch sonst in vier bis sechs Wochen der nächste Lockdown drohen. FPÖ und NEOS sind hingegen fürs Aufsperren unter Sicherheitsauflagen, wie der freiheitliche Obmann Norbert Hofer und die NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger klar machten.