Seit Ende Jänner läuft ein entsprechendes Pilotprojekt für bis zu 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Wiener Betrieben und Organisationen und deren Angehörigen. Sie können zweimal wöchentlich einen PCR-Selbsttest mittels Gurgelmethode absolvieren. In der ersten Pilotwoche wurden 5.590 Proben mittels PCR-Verfahren ausgewertet, fünf davon waren positiv. Das entspricht eine Positivitätsrate von 0,09 Prozent.
Heim-Gurgeln mit Videoanleitung und App
Gegurgelt wird mit Videoanleitung und einer WebApp vor dem Computer oder Smartphone. Mittels digitaler Dokumentation wird die Identität der Testpersonen bestätigt, es muss ein Ausweis oder Pass in die Kamera gehalten werden, auch das Gurgeln wird gefilmt. Das stellt sicher, dass Tests eindeutig einer Person zugewiesen werden können. Mit der ausgestellten Bestätigung des Testergebnisses gilt der Test nach den neuen Coronavirus-Regeln des Bundes auch für den Besuch zum Beispiel bei Friseuren.
Die Proben werden über BIPA-Filialen oder die teilnehmenden Firmen gesammelt und von der Post in das Lifebrain-Covid-Labor transportiert, wo die Auswertung erfolgt. Die Testpersonen werden innerhalb von 24 Stunden digital über das Ergebnis informiert. Bei Fragen oder Problemen können sich die Testpersonen an ein eigens eingerichtetes Servicetelefon wenden. Das Service steht auch mehrsprachig zur Verfügung.
„Gurgeln, ausspucken, das war’s“
Der an der Uni Wien und im Vienna BioCenter entwickelte PCR-Test sei kinderleicht durchzuführen, sagte der Mikrobiologe Michael Wagner von der Universität Wien im „Wien heute“-Interview: „Am besten ganz in der Früh, nach dem Aufstehen, vor dem Zähneputzen und vor dem Frühstück – gurgeln, ausspucken, das war’s.“ Im Test habe sich gezeigt, dass schon Volksschüler in der ersten Klasse diesen PCR-Selbsttest richtig anwenden können.
Bund trägt Kosten von acht Euro pro Test
Die PCR-Selbsttests seien eine gute Ergänzung zum Angebot der Teststraßen und der Schnupfen-Checkboxen, betonte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Die Gurgeltests für daheim seien „ein Lückenschließer“ zwischen diesen anderen bestehenden Angeboten. Auch bei einer geplanten breiten Ausrollung sollen die derzeit sechs Teststraßen und Checkboxen in den Bezirken bleiben.
Getestet werden Mitarbeiter in Betrieben und Organisationen des Gesundheits- und Sozialbereichs, insbesondere der 24-Stunden-Pflege. Gemeinsam mit der Wirtschaftskammer wurden Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Handel, Dienstleistungen, Verwaltung und Interessenvertretungen ausgewählt, die ihre Mitarbeiterinnen und deren Haushaltsangehörige regelmäßig gratis testen lassen.
Gratis-Gurgeltests für Private ab März?
Das Projekt „Alles gurgelt“ wird mit den Logistikpartnern BIPA/REWE und der Österreichischen Post AG umgesetzt. Auch bei der Auswertung setzt die Stadt auf die Zusammenarbeit mit österreichischen Unternehmen, betonte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Das verwendete Testkit ist ein patentiertes und behördlich anerkanntes Verfahren, das vom Wiener Start-up Lead Horizon entwickelt wurde und seit Frühsommer 2020 im Einsatz ist. Ausgegeben wurden bisher rund 120.000 Testkits, diese Menge kann fortan bis zum Ende des Pilotprojekts wöchentlich verteilt werden, so die Projektverantwortlichen.
Gratis-Gurgeltests für Privatpersonen wird es vermutlich ab März geben. Die Screenings des Pilotprojekts erfolgen auf Grundlage des Epidemiegesetzes. Die Kosten pro Testkit liegen bei rund acht Euro und werden laut Vereinbarung im Epidemiegesetz vom Bund getragen. Das Projekt wird vom Medizinischen Krisenstab der Stadt Wien begleitet, der die Zielgruppen bei Bedarf ausweiten kann und über die Aufnahme von weiteren Betrieben entscheidet.
Einfache Tests als Grundstein für weitere Öffnungen
Bürgermeister Ludwig bezeichnete rasche Tests als wirkungsvolles Mittel im Kampf gegen das Coronavirus. Die neue Testmethode sei eine Art Schutzschild für die Bevölkerung, bis es ausreichend Impfstoffe gebe. Für Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, ist es oberstes Ziel, weitere Schließungen in der Wirtschaft zu vermeiden: „Ein weiterer Lockdown würde rund 2,1 Milliarden Euro und 30.000 Arbeitsplätze in Wien kosten.“ Die einfachen PCR-Tests legen auch die Basis für weitere, von den Unternehmen dringend benötigte Öffnungsschritte“, sagte Ruck.
Wien testet Gratis-PCR-Tests für daheim
Stadt und Wirtschaftskammer (WK) haben ein Projekt mit dem Titel „Alles gurgelt“ gestartet: ein Coronavirus-Selbsttest soll Betrieben, Mitarbeitern und deren Familien zukommen. Derzeit läuft eine Testphase, das Projekt soll aber deutlich ausgeweitet werden.
295 neue Infektionen gemeldet
Laut Landessanitätsdirektion Wien und dem medizinischen Krisenstab der Stadt sind in Wien seit Beginn der Pandemie 83.531 positive Testungen bestätigt. In den am Freitag gemeldeten 295 positiven Tests sind vier Nachmeldungen der letzten Tage enthalten. Die Zahl der mit dem Virus in Zusammenhang stehenden Todesfälle beträgt 1.532. 79.637 Personen sind genesen. Gestern, Donnerstag, wurden in Wien 23.282 Corona-Tests registriert, insgesamt macht das 2.157.987 Testungen in Wien.