Hofer-Street-Art-Sackerl von Linda Steiner
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Kunst

Street-Art zum Einkaufen und Anziehen

Street-Art-Kunstwerke gibt es längst nicht mehr nur auf Straßen und öffentlichen Plätzen wie dem Donaukanal in Wien zu sehen, sondern auch auf Einkaufstaschen, Getränkeflaschen, Puzzles und Kleidung. Ein Trend, der erst am Anfang steht – und die Stadt noch bunter macht.

„Street-Art bekommt seit zwei Jahren viel mehr Aufmerksamkeit“, sagt Linda Steiner. Die 28-jährige Künstlerin sorgte gemeinsam mit ihrer Rip-Off-Crew bereits für Aufmerksamkeit, als sie ein 300 Quadratmeter großes Wandbild in der Mauthausgasse in Margareten sprayte. Jetzt ergatterte sie einen völlig anderen Auftrag und gestaltete eine Einkaufstasche für einen großen Diskont-Supermarkt. Das kunstvolle Sackerl ist aktuell in jeder Filiale erhältlich.

Street-Art im Supermarkt

„Ich find es total schön, wenn meine Arbeit im öffentlichen Raum getragen wird, vor allem auch von Leuten, die nicht unbedingt zu meinem Kundinnenstamm zählen“, erzählt Steiner. Als Thema war „Liebe“ vorgegeben. Steiner zeichnete zwei androgyne Personen mit unterschiedlichen Hautfarben. „Man kann es lesen als Mann und Frau, aber auch als Frau und Frau.“ Die Entscheidung liegt bei der Person, die das Bild betrachtet.

Linda Steiner Street-Art und Einkaufssackerl
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Ein 300 Quadratmeter großes Mural der „Rip Off Crew“ in Wien-Margareten und das neue Einkaufssackerl von Linda Steiner

Kunst auf Wasserflaschen

Über einen Großauftrag freute sich zuletzt auch der Wiener Künstler Boicut. Der 37-Jährige ist für zahlreiche Murals (Wandbilder) in der Stadt verantwortlich – etwa in der Neudeggergasse und am Donaukanal. Inzwischen zieren seine Kunstwerke aber auch Millionen an Mineralwasserflaschen.

„Für mich ist das bis dato der größte Auftrag gewesen. Ich war inspiriert von Essen, Kaffee und Wein – zu dem man normal immer Wasser trinkt. Darauf basierend habe ich ein großes Artwork erstellt“, so Boicut. Daraus entstanden drei Etiketten für eine Mineralwasser-Marke. Die kunstvollen Flaschen wurden im deutschsprachigen Raum in der Gastronomie ausgegeben. Der Auftrag hat Boicut finanziell „gut durch die Coronazeit gebracht.“

„Street Art“ zum Mitnehmen

Kunst auf der Straßen oder auf Häuserfassaden gibt es jetzt auch zum Mitnehmen – etwa auf T-Shirts, Flaschen oder Taschen.

Apropos Coronavirus – rechtzeitig zu den Lockdowns hat der Street-Art-Künstler ein Puzzle gestaltet, das eine florierende Tierwelt und Flugzeuge am Boden zeigt. Mit dem Tausend-Teile-Puzzle kann man sich zuhause sehr lange mit Kunst beschäftigen – „und sie danach an die Wand hängen.“

Boicut-Street-Art und Wasserflaschen
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Ein Wandbild von Boicut in der Argentinierstraße – und Etiketten von Mineralwasser

Austausch aus beiden Welten

Boicut kommt ursprünglich aus dem Grafikdesign. Für ihn ist es normal, mit Kundschaft und Marken zusammenzuarbeiten. „Ich finde es nicht verwerflich. Das sowas in manchen Kreisen verschrien ist, ist etwas Europäisches. In Amerika gibt es das viel mehr.“ Einer seiner Vorbilder ist KAWS, ein New Yorker Pop-Art-Künstler, „der es geschafft hat mit großen Firmen zu kollaborieren und gleichzeitig auf der ganzen Welt große Museumsshows bekommt. Ich finde den Austausch aus beiden Welten spannend!“ Als nächstes will Boicut einen Swimming Pool bunt anzumalen. "Also falls wer einen Pool hat, komm ich gern vorbei.“

Deadbeat-Hero Mural in der Reindorfgasse und T-Shirt
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Austrianaut in der Reindorfgasse und auf einem T-Shirt von Deadbeat Hero

Street-Art auf Kleidung

Und noch ein Beispiel: Deadbeat Hero aus Texas lebt seit Jahren in Wien und ist mit seinen Charakteren „Austrianaut“, „Sweaterman“ und „Beatbot“ überall auf den Wänden der Stadt präsent. Zusätzlich öffnete der Street-Art-Künstler in der Bäuerlegasse eine Galerie samt Shop, in der man Street-Art verschiedenster Künstlerinnen und Künstler kaufen kann.

Hero von Deadbeat Hero am Donaukanal und am Pullover
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Beatbot von Deadbeat Hero am Donaukanal und Pullover

Angeboten werden Kleidung, Pins, Sticker, Bücher, bedruckte Skateboards und vieles mehr. Graffiti und Street-Art, die man etwa am Donaukanal oder Yppenplatz findet, werden hier als Pullover-Motive angeboten. „Mein Vater hat zu mir gesagt, wenn du etwas findest, das du liebst, dann musst du herausfinden, wie du damit Geld verdienen kannst. Und das mache ich jetzt“, erklärt Deadbeat Hero.

Laut Deadbeat Hero gibt es viele Sprayer, die große Wände in der Stadt vor allem deshalb gestalten, um damit Werbung zu machen. „Viele Leute sehen das, folgen dir auf Instagram und dort kannst du etwas verkaufen.“ Auch er selbst vertreibt jede Menge Merchandising-Produkte. Seinen Austrianaut-Roboter, der auf einer Wand in der Reindorfgasse zu sehen ist, kann man als T-Shirt bestellen. Keine Frage, Kunst ist nicht umsonst. Und was spricht schon dagegen, wenn man Street-Art mit nach Hause nehmen kann.