Schulkind beim Testen
APA/Georg Hochmuth
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Coronavirus

Wenige Schultests positiv: Experte stutzig

Bei den CoV-Selbsttests an den Schulen sind in der ersten Woche in Wien und Niederösterreich insgesamt 198 Fälle entdeckt worden, 142 davon in Wien. Die geringe Zahl macht den Epidemiologen Gerald Gartlehner stutzig. Er plädierte dafür, die Gründe dafür zu erheben.

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann, der Wiener Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) und die niederösterreichische Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) präsentierten am Donnerstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz eine erste Bilanz: Insgesamt waren am Montag und Mittwoch 198 der 470.000 Tests positiv (75 Prozent Auszählungsgrad).

Fast 99 Prozent ließen ihre Kinder testen

Faßmann betonte die große Bereitschaft an der Testteilnahme. Die Eltern hätten in 98 oder 99 Prozent der Fälle die Tests begrüßt, nur rund ein Prozent habe den Test verweigert. Bei den ersten beiden Testdurchgängen am Montag und Mittwoch entfielen 142 positive Fälle unter Schülern, Lehrern und Verwaltungspersonal auf Wien, 56 auf Niederösterreich. 81 positive Fälle gab es bei den Wiener Schülerinnen und Schülern, das sind 0,05 Prozent, resümierte Wiederkehr. 61 positive Fälle gab es bei den Lehrkräften (0,18 Prozent).

Fast 200 positive Schülertests

Seit Montag gehen in Wien und Niederösterreich die Schülerinnen und Schüler wieder in die Schule. Seither gibt es auch die freiwilligen Selbsttests. Nur knapp 200 Tests waren positiv.

Nur wenige falsch positive Ergebnisse

In der Volksschule schlug der Test bei 57 Kindern an, in der Mittelschule und AHS-Unterstufe bei 34, bei den Oberstufen gab es 32 positive Schnelltests und unter Lehrern und Verwaltungspersonal 75. Das Ministerium führt die geringe Zahl entdeckter Infektionen unter anderem auf den Testzeitpunkt zurück: Wegen des bisherigen Lockdowns und der Ferien sei mit einem geringeren Infektionsgeschehen unter Schülern zu rechnen gewesen.

Außerdem seien in der Regel nur asymptomatische Kinder getestet worden, die sich gesund fühlen. Falsch positive Ergebnisse dürfte es unter den 200 nur wenige geben: In Niederösterreich wurden laut Bildungslandesrätin Teschl-Hofmeister bei einer Stichprobenerhebung 80 Prozent der positiven Antigen-Schnelltests bei der Überprüfung mit der PCR-Methode bestätigt. In Wien war das laut Wiederkehr bei 75 Prozent der Fall.

Beide betonten den Stellenwert der Tests als zusätzliche Maßnahme, um die Schulen so lange wie möglich offen halten zu können. Immerhin wären die Infizierten sonst weiter in den Klassen gesessen und hätten andere anstecken können.

Wie gut funktioniert Abstrichnahme?

Geht man nach den Herstellerangaben, müsste man laut Gartlehner allein bei 100.000 getesteten Schülern von 740 Fällen ausgehen, in denen es einen „falschen Alarm“ mit einem falsch positiven Ergebnis gibt. Dass trotz der wesentlich höheren Anzahl an Getesteten nur 198 Tests positiv ausfielen und laut Stichproben der PCR-Nachtests noch dazu kaum falsch positive darunter waren, macht Gartlehner stutzig.

Er vermutet daher, dass die Abstrichnahme durch die Kinder noch nicht optimal funktioniert. Er plädierte dafür, im Rahmen der Gurgelstudie die Aussagekraft der Tests zu prüfen und auch eine Studie zu machen, wie gut die Sekretabnahme durch Kinder tatsächlich durchgeführt wird.

„Erwischen die dicken Fische“

Wichtig seien die Schultests aus epidemiologischer Sicht aber auf jeden Fall, so Gartlehner. Immerhin würden sich Kinder anders als lange Zeit vermutet ebenso oft mit Covid-19 anstecken wie Erwachsene, und die Tests seien ein wichtiger Baustein, um Infektionen in den Schulen zu vermeiden.

Großer Monitor im Hintergrund mit der Aufschrift „Erste Bilanz der Selbsttests an den Schulen“, Menschen an Redepulten bei Pressekonferenz
APA/Herbert Neubauer
Insgesamt waren am Montag und Mittwoch 198 der 470.000 Tests positiv

Auch Faßmann betonte den Nutzen der „Nasenbohrertests“, auch wenn diese Infizierte nicht so zuverlässig identifizieren können wie ein PCR-Tests. „Wir erwischen bei unseren Tests die dicken Fische (mit einer hohen Viruslast, Anm.), die kleineren entgehen uns.“ Allerdings könne man Letztere aufgrund der hohen Testfrequenz alle zwei Tage vielleicht beim nächsten Mal entdecken, wenn auch sie zu „dicken Fischen“ geworden sind.

Neue Plättchentests für Oberstufenschüler

Regelmäßige Tests mit der zuverlässigeren PCR-Methode hält Faßmann nicht nur wegen der fehlenden Laborkapazitäten für unrealistisch. Schon jetzt wird die Teststrategie allerdings um ein neues Produkt erweitert: Vor allem an den Oberstufen sollen nun auch „Flowflex“ genannte Plättchentests zum Einsatz kommen, die bereits in den Teststraßen großflächig im Einsatz seien.

Faßmann verwies auf Daten der AGES, wonach in der Gruppe der Null- bis 19-Jährigen zuletzt 180 CoV-Infektionen pro Tag registriert wurden, nun seien es an zwei Tagen in Wien und Niederösterreich, die ein Drittel aller Schüler umfassen, rund 200 gewesen. „Das ist eine Größenordnung, die die AGES-Zahlen ganz gut ergänzt, weil hier Asymptomatische identifiziert wurden.“

„Gurgelstudie“ wieder ab Ende Februar

Dazu komme, dass die Tests keine alleinige Maßnahme seien, sondern durch Maskenpflicht, Abstandhalten, Schichtbetrieb, Hygieneregeln und ab Ende Februar auch wieder durch die Schul-„Gurgelstudie“ ergänzt würden, bei der stichprobenartig per PCR-Verfahren das unerkannte Infektionsgeschehen an den Schulen überprüft wird.

Ansturm auf CoV-Tests

Einen Ansturm auf CoV-Tests brachte der seit Montag gelockerte Lockdown samt Schulbeginn im Osten Österreichs mit sich: 1.096.621 Tests wurden in den vergangenen fünf Tagen von den Bundesländern an den Krisenstab gemeldet. Insgesamt wurden in Österreich seit Beginn der Pandemie knapp elf Millionen Tests durchgeführt, hieß es am Donnerstag aus dem Bundeskanzleramt.

Die Tendenz ist weiterhin stark steigend. Der enorme Zulauf war durch die Voraussetzung eines negativen CoV-Tests verursacht, der seit Montag etwa beim Besuch der wieder geöffneten Friseure notwendig ist. Die Nachfrage sorgte dafür, dass das Drive-in beim Austria Center in Wien schon am Samstag bis inklusive Montag ausgebucht war. Am Donnerstag stockte Wien die CoV-Testkapazitäten mit zwei neuen Teststraßen weiter auf.