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Coronavirus

Infoveranstaltung im AKH nach Impfprotest

Ärzte und vor allem Pflegekräfte am Wiener AKH haben mit einer Petition gegen die Verwendung des AstraZeneca-Impfstoffs mobilisiert. Die Klinikleitung versuchte mit einer Informationsveranstaltung die Bedenken auszuräumen.

Rund 120 Spitalsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter nahmen an der rund einstündigen Veranstaltung Donnerstagmittag teil, rund 750 verfolgten die Veranstaltung online. Geladen waren vier Experten, die die Belegschaft über den umstrittenen Impfstoff informieren und Bedenken zerstreuen sollten.

Experte Markus Zeitlinger im Gespräch mit Franz Dürnsteiner

„Fehlinformation“ und „Überinformation“

Zum Teil habe es „Fehlinformation“ gegeben, sagte einer der geladenen Experten, Markus Zeitlinger, Klinikleiter an der Pharmakologie der MedUni Wien, gegenüber „Wien heute“ am Nachmittag: Denn nicht erst nach zwölf, sondern bereits nach drei Wochen habe man beim AstraZeneca-Vakzin Immunität aufgebaut. Zum Teil seien die Menschen durch die Berichterstattung schlicht auch „überinformiert“, so Zeitlinger weiter. Man habe eigentlich noch gar keine Daten, um zu sagen, dass ein Produkt besser sei als das andere.

Jedenfalls seien alle drei zugelassenen Impfstoffe – von AstraZeneca, Biontech/Pfizer und Moderna – „massiv effektiv in der Prävention von schweren Erkrankungen und Todesfällen“. Die Aufgabe der Veranstaltung sei es gewesen, die „Daten auf den Tisch zu legen“. Grundsätzlich sei die Impfbereitschaft am AKH „riesengroß“.

„Fast alle wollen sich impfen lassen“

Die Infoveranstaltung sei wichtig für die Belegschaft gewesen, berichtete Wolfgang Hofer, Vorsitzender der AKH-Personalvertretung, im „Wien heute“-Interview. Die Experten hätten die Bedenken entkräften können. Die Stimmung bei der Veranstaltung sei „interessiert“, nicht „erbost“ gewesen.

Personalvertreter Wolfgang Hofer im Interview mit Franz Dürnsteiner

Wichtig sei nun, dass alle, die das wollen, geimpft werden können, so der Personalvertreter. Die Impfstraße sei wieder voll in Betrieb, seit Dienstag wird der AstraZeneca-Impfstoff verimpft. Es gebe knapp 9.000 Anmeldungen bei knapp 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, so Hofer. „Fast alle wollen sich impfen lassen, ich hoffe jetzt auch mit AstraZeneca.“

Angepasster Impfplan sorgte für Protest

In einer an die Klinikleitung gerichteten Onlinepetition, die am Donnerstagvormittag bereits über 500 Pflegemitarbeiter unterschrieben hatten, wird dagegen protestiert, dass am AKH derzeit ausschließlich dieser Impfstoff und nicht mehr das ursprünglich vorgesehene Produkt von Biontech/Pfizer verimpft wird. Der Impfplan war angepasst worden, nachdem es bei Biontech/Pfizer zu Lieferengpässen gekommen war.

In der Petition der Pflege wird gegen das britisch-schwedische Vakzin ins Treffen geführt, es habe „im Idealfall eine Wirkung von 58 bis 82 Prozent“ gegen leichte Verläufe und sei damit deutlich weniger effektiv als jene von Biontech/Pfizer oder Moderna, die hierzulande schon länger im Kampf gegen das Coronavirus verimpft werden. Das „nächste Übel“ sei „die lange Dauer bis zur Wirksamkeit“, denn bei AstraZeneca trete diese erst zwölf Wochen nach der Impfung ein, bei den anderen beiden Impfstoffen schon nach drei, heißt es.

„Impfaufstand“: AKH beruhigt

Ärzte und vor allem Pflegekräfte am Wiener AKH mobilisieren mit einer Petition gegen die Impfung mit dem AstraZeneca-Vakzin. Bei einer Infoveranstaltung der Klinikleitung sollten die Bedenken Großteils ausgeräumt werden.

Forderung nach Abkehr von aktuellem Impfplan

„Personal, das erst jetzt die Möglichkeit einer Impfung bekommt, wäre erst Mitte Mai geschützt – ein unerträglich langer Zeitraum, wenn man die Arbeit am Patienten und die entstandenen Mutanten berücksichtigt“, heißt es in der Petition, in der eine Abkehr vom aktuellen Impfplan gefordert wird. Die Mitarbeiter müssten „die hochwirksamen Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna“ bekommen, um bestmöglich geschützt zu sein, heißt es in dem Schreiben weiter.

In einem Rundschreiben forderte Hofer vom Management eine Lösung in der Impfstoffdiskussion sowie eine klare Teststrategie. Es sei „untragbar, dass es Kolleginnen und Kollegen mit engem PatientInnenkontakt gibt, die noch immer nicht geimpft sind“.