Aufbahrung der Urne bei der Trauerfeier für  Arik Brauer
APA/Herbert Pfarrhofer
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Kultur

Abschied von „nobler Stimme“ Arik Brauer

Auf dem Zentralfriedhof ist der am 24. Jänner verstorbene Universalkünstler Arik Brauer verabschiedet worden. Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach von einer „noblen Stimme“, die verstummt ist.

Van der Bellen würdigte den Verstorbenen für dessen lebenslangen „Willen zu einem aufrechten Gang“. „Eine Stimme ist verstummt. Und es war nicht irgendeine Stimme“, sagte Van der Bellen. Brauer habe stets Stellung bezogen, aber ohne, dass seine Stimme laut oder aggressiv gewesen wäre. „Sie war gut vernehmbar, aber sie war leise – früher hätte man gesagt: nobel. Und nobel war seine ganze Person“, so der Bundespräsident.

Er erinnerte an Brauers Kindheit, die von Verfolgung durch die Nationalsozialisten geprägt gewesen sei. „Eine solche Kindheit kann niemand vergessen und soll auch niemand vergessen.“ In Brauers Fall sei sie „der Ausgangspunkt für eine Lebenshaltung, die von einem unerschütterlichen Humanismus geprägt war“, gewesen.

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Timna, Talia und Ruth Brauer bei der Trauerfeier für Arik Brauer
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Timna, Talia und Ruth Brauer nahmen Abschied von Arik Brauer
 Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Trauerfeier für  Arik Brauer
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Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte Arik Brauer mit „Nobel war seine ganze Person“
Aufbahrung der Urne bei der Trauerfeier für  Arik Brauer
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Die Trauerfeier am Zentralfriedhof fand in kleinem Rahmen statt
Arik Brauer  im Mai 2014 bei einer Gedenkveranstaltung anl. der Befreiung vom NS-Regime und der Beendigung des Zweiten Weltkriegs in Europa im Bundeskanzleramt
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Arik Brauer bei einer Rede im Bundeskanzleramt
Arik Brauer im Mai 2018 beim Festakt zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des Zweiten Weltkrieges im Bundeskanzleramt i
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2018 sprach Brauer beim Festakt zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des Zweiten Weltkrieges im Bundeskanzleramt
Arik Brauer bei Pressekonferenz zum ."25. Life Ball, Life+ Celebration Concert, Life Ball Next Generation"
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2018 wurde auf der „Life+ Solidarity Gala“ ein signiertes Plakat von Brauer versteigert
Arik Brauer bei einer Feier zum 88. Geburtstag von Otto Schenk
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Arik Brauer bei einer Feier zum 88. Geburtstag von Otto Schenk
Arik Brauer bei einem Interview im Dezember 2018
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Brauer bei einem Interview im Dezember 2018
Arik Brauer im März 201 bei den Amadeus Austrian Music Awards
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2015 erhielt Brauer einen Amadeus Award für sein Lebenswerk
Mit Arik Brauer (rechts) bei der  Ausstellung „Arik Brauer – Gesamt.Kunst.Werk“ im Leopold Museum 2014
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Mit Gustav Preichl bei der Ausstellung „Arik Brauer – Gesamt.Kunst.Werk“ im Leopold Museum 2014
AriK Brauer im Dezember 2009
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Arik Brauer 2009
Andreas Mailath-Pokorny (L) und Arik Brauer 2011 bei der Überreichung des „Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien“
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2011 wurde Brauer vom damaligen Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien überreicht
ROMY-GALA 2007: Arik Brauer und Danielle Spera
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Brauer mit Danielle Spera bei der Romy-Gala 2007
Arik Brauer (r.) und Thomas Klestil im Oktober 2002 in der Wiener Hofburg
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2002 wurde Arik Brauer vom damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil mit dem Ehrenkreuz 1. Klasse ausgezeichnet

Familienmitglieder lasen Gedicht

Bei der etwa halbstündigen Trauerfeier, die wegen der coronabedingten Personenhöchstzahl von 50 unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, waren vorrangig Familienmitglieder anwesend. Brauers Töchter Timna, Talia und Ruth lasen während der Zeremonie „Die Freiheit“, ein Gedicht ihres Vaters, der auch Musiker, Maler, Grafiker und Bühnenbildner war.

Pianist Rudolf Buchbinder verneigte sich ebenfalls. „Freundschaft ist so selbstverständlich, wenn sie da ist. Wenn ich mir vorstellen soll, dass diese Selbstverständlichkeit nicht mehr möglich sein soll, erst dann spürt man, wie unselbstverständlich es ist, einen Freund zu haben“, sprach er zur Trauergemeinde. Er habe Arik Brauer immer für sein „Menschsein“ bewundert. Dieser sei für ihn wie ein Regenbogen gewesen – und ein Regenbogen sei auch mit Freundschaft zu vergleichen: „Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Und es sind viel zu viele Farben, um sie zu beschreiben.“

Abschied von Arik Brauer

Drei Wochen nach seinem Tod haben sich am Dienstag Freunde und Familie von Arik Brauer verabschiedet. Bei der Trauerfeier am Zentralfriedhof war auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen anwesend.

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, das Ehepaar Samy und Haya Molcho und Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien, fanden sich ebenfalls unter den geladenen Trauergästen. Im Anschluss an die Feierlichkeiten sollte die Urne im kleinen Familienkreis in einem Ehrengrab der Stadt Wien beigesetzt werden.

Brauer über seine jüdische Kindheit im „Dritten Reich“

Der Wiener Künstler Arik Brauer (1929–2021) erzählt, wie er den Zweiten Weltkrieg als Kind eines jüdischen Vaters und einer nicht jüdischen Mutter in Wien erlebte. Das Bild von einer gerechten Welt wurde für den damals Neunjährigen durch den „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland jäh zerstört. Brauer erzählt, wie seine Mutter mit ihm und seiner Schwester auf der Flucht vor dem NS-Regime vergeblich versuchte, dem Vater in die Emigration zu folgen. Während sein Vater das NS-Regime nicht überlebte, entkam Arik Brauer mit viel Glück einer Deportation ins KZ und erlebte die Befreiung Wiens im Versteck als „U-Boot“. Brauer starb 2021 im Alter von 92 Jahren.

Kondolenzbücher am Vormittag in Halle 2

Die Öffentlichkeit hatte am Mittwoch ebenfalls Gelegenheit, von dem Maler, Grafiker, Bühnenbildner und Sänger Abschied zu nehmen. Zwischen 9.00 und 12.00 Uhr war die Halle 2 dafür geöffnet. Unter anderem wurden Kondolenzbücher aufgelegt. Auch dabei waren die CoV-Bestimmungen wie FFP2-Maskenpflicht und ausreichend Abstand einzuhalten. Ein Kondolenzbuch liegt auch bis 21. Februar im Jüdischen Museum (Dorotheergasse 11) auf.

Brauer verstarb am Abend des 24. Jänner im Alter von 92 Jahren. Am 4. Jänner 1929 in Wien als Erich Brauer geboren, hat er sich als großer „Universalkünstler“, wie ihn etwa auch Danielle Spera nannte, etabliert. Als Maler war er einer der Hauptvertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, Brauer reüssierte aber auch als Grafiker, Bühnenbildner und nicht zuletzt als Sänger („Sie ham a Haus baut“).