Kultur

Lockdown bis Ostern: Kultur will Perspektive

Enttäuscht fallen erste Reaktionen aus der Kulturszene zur Verlängerung des Lockdowns bis Ostern aus. Im Musikverein fordert man eine Perspektive, im Rabenhof setzt man auf Premieren nach Ostern.

Stephan Pauly, Intendant des Wiener Musikvereins, zeigte sich wegen der Lage gegenüber der APA etwas geknickt: „Wir verstehen die notwendigen Maßnahmen, sind aber zugleich traurig, dass bis Ostern keine Konzerte stattfinden können. Was die Kultur danach braucht, sind Perspektiven der Politik, wie die Kultur wirtschaftlich vertretbar wieder öffnen kann.“

Was Kernelemente dieser Perspektive sein müssen, steht für den Kulturmanager fest: „Unsere bewährten Präventionskonzepte, und prozentual festgelegte maximale Besucherzahlen, die die Eigenheiten der sehr unterschiedlichen Häuser berücksichtigen.“

Gastro-Lockerungen frühestens zu Ostern

Nach ihren Beratungsgesprächen hat die Bundesregierung am Montag bekanntgegeben, dass es derzeit keine Öffnungsschritte geben wird. Der Lockdown für Gastronomie, Hotels und Kultur geht noch bis mindestens Ostern weiter. Bis dahin will man durch ein wachsendes Angebot an Tests große Steigerungen bei den Infektionszahlen vermeiden.

Rabenhof „geht bald der Schmäh aus“

Im Rabenhof hatte man kürzlich als Protest satirisch das „Ski-Resort Erdberger Alpen“ ausgerufen, um öffnen zu können, eine Aktion, die in der Tourismusbranche nicht nur Schmunzeln ausgelöst haben soll, wie Direktor Thomas Gratzer erzählte. „Wir wären bereit. Leider haben wir keinen Schnee“, so Gratzer zur aktuellen Lage. „Jetzt geht uns aber bald auch noch der Schmäh aus.“

Sollte das Theater in Erdberg nach Ostern aber wieder aufsperren können, werde es in dieser Saison dennoch die eine oder andere Premiere geben. Viele Projekte seien jedoch bereits auf die kommende Saison verschoben worden.

IG Autoren fordert schrittweises Aufsperren

„Ein baldiges weiteres schrittweises Aufsperren ist unerlässlich“, forderte indes die IG Autorinnen Autoren. „Außer Vertröstungen auf unbestimmte Zeit und Verschiebungen von Entscheidungen hat die Politik dem Kulturveranstaltungsbetrieb derzeit nicht viel zu bieten“, beklagte Geschäftsführer Gerhard Ruiss in einer Aussendung: „Es nützt niemandem, wenn sich Kunst- und Kultur-Aktivitäten in ständigen Umplanungen, im Dauerprobebetriebsmodus und Streaming erschöpfen.“

Und auch von der IG-Kultur Wien werden dringend Perspektiven gefordert – um einen „Kahlschlag zu verhindern“. „Öffnungsschritte und Unterstützungsmaßnahmen – auch über die Pandemie hinaus – , müssen gleichrangig zu anderen Sektoren des öffentlichen Lebens umgesetzt werden. Nur dann kann die Vielfältigkeit, vor allem der besonders gefährdeten freien Kulturlandschaft in Wien erhalten bleiben(…)“, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber „Wien heute“.

Keine Öffnung wegen Gesamtsituation

„Natürlich ist die Verlängerung des Lockdowns im Veranstaltungsbereich keine gute Nachricht für die Kulturbranche in Österreich“, konstatierte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in einer Reaktion. Immerhin hätten die Kulturbetriebe aber jetzt bis Ostern Gewissheit.

„Ich weiß, dass die Kulturinstitutionen in Österreich bereit wären, aufzusperren, dass es viele fertig geprobte Produktionen gibt, die auf ihr Publikum warten, und dass sich alle im Kulturbereich vorbildlich an die gesundheitspolitischen Vorgaben halten“, konzedierte Mayer, aber: „Leider lässt die Gesamtsituation derzeit dennoch keine Öffnung zu. Ich hoffe, dass sich die Situation so entwickelt, dass wir möglichst bald weitere Schritte setzen können.“