In den Fitnessstudios dürfen wieder Gewichte gestemmt werden.
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Fitnesscentern geht die Kraft aus

Fitnesscenter und Sportstudios müssen voraussichtlich bis Ostern zu bleiben. Durch die Trainingspause geht nicht nur den Mitgliedern, sondern auch den Betreibern langsam die Kraft aus. Denn die Beiträge müssen während der Sperre laut VKI nicht bezahlt werden.

Rund 300 Fitness- und Sportbetriebe gibt es in Wien. Eines davon betreibt der Jungunternehmer Robel Tesfai. Sein neu eingerichtetes und 1.500 Quadratmeter großes Fitnesscenter in der Seestadt wurde erst im Juni vergangenen Jahres eröffnet. Seitdem stand das Fitnessstudio großteils leer.

„Wir haben im November unsere staatliche Förderung beantragt, aber bis heute keinen positiven Bescheid“, so Tesfai gegenüber „Wien heute“. Vor dem wirtschaftlichen Ruin bewahren ihn hauptsächlich seine Kundinnen und Kunden: „Wir haben 400 Mitglieder, von denen uns aktuell 70 Prozent unterstützen. Das müssten sie nicht machen, denn sie könnten auch pausieren.“

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Statt Kettlebell schwingt Tesfai in seinem Studio derzeit nur den Staubwedel

Crowdfunding soll Fitnesscenter retten

80.000 Euro braucht das Fitness-Start-up, um die kommenden sechs Monate zu überstehen. Der Clubmanager Benjamin Angel startete deshalb ein Crowdfunding. „Die ganzen laufenden Kosten wie etwa die Miete oder die Gehälter sind die größten Brocken, aber auch die Leasinggebühren der Geräte fallen ins Gewicht“, so Angel. Bisher seien 15.000 Euro zusammengekommen.

Fitnesscenter kämpfen ums Überleben

Etwa 300 Fitness- und Sportbetriebe in Wien dürfen ihre Kunden derzeit nicht trainieren lassen. Ein Fitnesscenter in der Seestadt hat jetzt eine Crowdfunding-Aktion gestartet, um über die Runden zu kommen.

Immer mehr kündigen Mitgliedschaft

Derzeit warten 200.000 Mitglieder in Wien auf die Wiedereröffnung der Fitnesscenter. Auch kleinere Sportstudios, die Yoga, Kampfsport und anderes anbieten, sind betroffen. Konzepte für die Wiedereröffnung gebe es bereits, sagte Martin Becker, Branchensprecher der Wiener Fitnessbetriebe: „Wir könnten zeitgleich 50.000 Menschen in Österreich trainieren, mit einem zugewiesenen Bereich von 20 Quadratmetern pro Teilnehmer.“ Außerdem würden alle Clubs über Eintrittssysteme verfügen, und das Vorweisen eines negativen Tests wäre für die Kundinnen und Kunden „kein Problem“. Von der Politik brauche es bei Wiedereröffnung jedenfalls eine Mehrwertsteuersenkung.

Derzeit bleibt der Branche aber nichts anderes übrig, als auf die Zahlungswilligkeit der Mitglieder zu setzen. Aber nicht alle sind bereit, ihre Beiträge auch während der Schließungen zu zahlen. 25 bis 30 Prozent der Mitglieder hätten bereits ihr Abo gekündigt.

Keine Zahlungsverpflichtung während Sperre

Die Monatsbeiträge müssen während der Sperre aus Sicht des Vereines für Konsumenteninformation (VKI) nicht bezahlt werden. Die Fitnesscenter können nicht offen haben und somit nicht ihre Leistung erbringen, sagte Juristin Beate Gelbmann.

Weiter heißt es: „Kundinnen und Kunden haben für diesen Zeitraum der Schließung einen Anspruch auf anteilige Rückerstattung, wenn sie bereits gezahlt haben, beziehungsweise auf Aussetzen der Zahlungen, wenn sie noch nicht gezahlt haben.“

Eine einseitige, vom Fitnessstudio durchgeführte Vertragsverlängerung um diesen Zeitraum ist laut Gelbmann unzulässig. Denn die Mitglieder könnten nach Ende der vereinbarten Laufzeit vielleicht kein Interesse mehr haben, in diesem Fitnesscenter zu trainieren.