Lieferwagen des Zustellers DPD
ORF
ORF
Wirtschaft

Zusteller läuten nicht: Verfahren ausgeweitet

Seit Herbst häufen sich die Beschwerden über den Paketzusteller DPD Austria. Das Problem: Die Zustellung werde nicht einmal versucht, sondern das Paket lande direkt in einem Paketshop. Die Post-Control-Kommission (PCK) hat ein Aufsichtsverfahren nun sogar ausgeweitet.

„Das ist leider schon öfter vorgekommen. Ich bin noch in Karenz und zuhause und die haben einfach nicht zugestellt“, sagte eine Frau vor einem DPD-Abholshop in der Seestadt. „Vor Weihnachten war das öfter der Fall, dass das nicht einmal versucht worden ist. Ich war zu Hause und habe Urlaub gehabt und habe dann einfach die Benachrichtigung gehabt, das Paket im Shop abzuholen“, kritisierte eine andere Kundin gegenüber „Wien heute“.

Die Post-Control-Kommission hat nun ein Aufsichtsverfahren gegen DPD eingeleitet. „Im Falle von DPD liegen aufgrund der steigenden Anzahl an Beschwerden innerhalb kurzer Zeit ausreichend Anhaltspunkte dafür vor, dass es sich bei den nicht-erfolgten Zustellversuchen nicht um Einzelfälle, sondern um ein strukturelles Problem handeln dürfte,“ hieß es in der Aussendung der Behörde.

Paketanhol-Shop des Zustellers DPD
ORF
Kunden beklagen sich, dass Zusteller nicht geläutet haben

Zumindest ein Zustellversuch muss erfolgen

Im Zeitraum von Anfang Dezember 2020 bis Ende Jänner 2021 seien bei der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) 33 neue Beschwerden zu DPD Austria eingegangen. Auch bei der Arbeiterkammer (AK) hätten sich die Konsumentenbeschwerden wegen ausbleibenden Zustellversuchen seit November 2020 gehäuft, teilte die AK mit.

Der Zusteller oder die Zustellerin „muss zumindest einen Zustellversuch unternehmen, bevor er oder sie wegen Nichtanwesenheit oder sonstigem einen Zettel hinterlegt. Das steht so im Postmarktgesetz. Da gibt es entsprechende Regelungen die einzuhalten sind“, sagte Klaus Steinmaurer von der RTR gegenüber „Wien heute“.

Beschwerden über Paketzustellung

In Zusammenhang mit der Zustellfirma DPD häufen sich Beschwerden, dass Pakete aus einem Shop abgeholt werden müssen, obwohl der Empfänger zu Hause war. Die Regulierungsbehörde ermittelt nun.

DPD verweist auf angespannte Lage am Paketmarkt

Bei DPD war niemand zu einem Fernsehinterview bereit, in einem schriftlichen Statement verwies das Unternehmen auf das im Dezember stark gestiegene Paketaufkommen. „Wir waren mit einer Paket-Mehrmenge von rund 62 % konfrontiert. (…) Wir konnten in den Monaten Dezember 2020 / Jänner 2021 rund 12 Millionen Pakete für unsere Kunden bewegen (…) Dafür gebührt allen unseren MitarbeiterInnen und ZustellpartnerInnen unser großer Dank!“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme.

Tatsächlich haben die Empfänger gegenüber DPD keine Ansprüche. Sie sind nicht Vertragspartner und können sich nur beim Absender beschweren. Vergangenes Wochenende dürfte es vielen Empfängern gereicht haben. Bei der Aufsichtsbehörde RTR gingen Samstag und Sonntag mehr als 2.000 Beschwerden ein.

„Das ist sehr außergewöhnlich“, so RTR-Jurist Wolfgang Feiel. Üblicherweise gebe es rund 200 Beschwerdefälle im gesamten Jahr. Jetzt habe man an einem einzigen Wochenende mehr als 2.000 Beschwerdem. „Das ist für uns schon ein klares Indiz, dass hier ein struktureller Mangel in der Organisation des Postdiensteanbieters vorliegen könnte.“ Das Aufsichtsverfahren wurde deshalb ausgeweitet. Zudem wird gesichtet, ob ausnahmslos alle Fälle DPD betreffen – mehr dazu in help.ORF.at.

Gewerkschaft sieht Mängel in der gesamten Branche

Gerade wegen dieser Zustellpartner gibt es immer wieder Kritik an Paketzustellfirmen, nicht nur an DPD. Laut Gewerkschaft vida arbeiten die Zusteller oft als Scheinselbstständige zu Dumping-Preisen. Beobachtet wurde, „dass die 90 Stunden in der Woche unterwegs sind. Das Doppelte eines Fahrers, der einen Kollektivvertrag unterlegen ist. Und sie kommen, wenn überhaupt, auf das gleiche Einkommen“, sagte Karl Delfs von der Gewerkschaft vida. DPD wies den Vorwurf zurück und erklärte nur mit Zustellpartnern zu arbeiten, die regelmäßig belegen können, sich auch an die Gesetze zu halten.

AK empfiehlt Betroffenen Beschwerde bei der RTR

Die AK empfiehlt betroffenen Konsumentinnen und Konsumenten, ihre Beschwerde jedenfalls auch bei der RTR zu melden. Die RTR richtete für die Beschwerden inzwischen ein eigenes Meldeformular ein. Die Beschwerden können nun ausschließlich über dieses Formular eingebracht werden.

„Je mehr Beschwerden, desto besser kann seitens der RTR gegen solche Praktiken einzelner Paketzustelldienste – wie DPD – vorgegangen werden“, so AK Konsumentenschützerin Daniela Zimmer laut Aussendung.