Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im „Wien heute“-Studiogespräch
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Hacker: Schanigarten-Öffnung „durchaus realistisch“

Für Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) ist es „durchaus realistisch“, dass die Schanigärten am 27. März aufsperren können. Der Stadtpark könnte zum Schanigarten-Areal werden. Den sogenannten Wohnzimmertests als Eintrittsnachweis kann er nichts abgewinnen.

Die Bundesregierung hatte entschieden, dass am 27. März die Wiener Gastronomie wieder öffnen darf. Allerdings ist nur ein Betrieb in Gastgärten erlaubt und auch das nur, wenn die Zahlen bis dahin nicht deutlich gestiegen sind. Am Dienstag präsentierte dann Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) die Idee zu Schanigärten an öffentlichen Plätzen. Es ist vor allem als Unterstützung für jene Lokale gedacht, die über kein eigenes Open-Air-Areal verfügen.

„Nicht ins Frühjahr gehen ohne Perspektive und Plan“

„Man kann nicht ins Frühjahr gehen ohne Perspektive und Plan. Ich bin überzeugt, wenn Schritte stattfinden können, dann unter freiem Himmel“, sagte Hacker im „Wien heute“-Studiointerview. Das sei jedenfalls „mehr vorstellbar als in Räumen jeder Art, ob das Veranstaltungsräume sind, Gastronomielokale oder ähnliches“. Eine Öffnung der Schanigärten hält er am 27. März für „durchaus realistisch“, auch wenn noch einige Fragezeichen gebe.

Fix sei jedenfalls, dass an Frühlingstagen Leute ins Freie hinausströmen würden. „Da macht es Sinn das Ganze mit Spielregeln versehen zu haben. Daher spricht nichts dagegen ein bisschen Leben in die Wirtschaft und den kulinarischen Bereich zu bringen. Es geht immer um die gleichen Spielregeln, um den Abstand um Maske tragen und um Hygienemaßnahmen“, so Hacker.

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker

Der Gesundheitsminister sagt, er ist alarmiert angesichts der Infektionszahlen in Wien. Zurecht? Diese und andere Fragen beantwortet Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ).

Auch wenn derzeit die Infektionszahlen steigen und die Belegung der Intensivbetten wieder nach oben geht, werde die „entscheidende Frage“ sein, wie gut die Impfung wirkt, sagte Hacker. „Wir sehen, dass das Impfen fantastisch gut wirkt. In den Spitälern gibt es nur mehr wenige Aufnahmen aus Pflegeheimen. In Relation jetzt mehr die Jüngeren, das ist klar“, so Hacker. Es gehe deshalb nun darum, „so rasch wie möglich so viel Impfstoff wie möglich ins Land zu bekommen“.

Antigentests weiter in hoher Zahl verfügbar?

Den Wohnzimmertests, also Selbsttests für zuhause, kann er nicht viel abgewinnen. „Ich bin kein großer Fan von Wohnzimmertests, als Spielregel für andere Konsequenzen. Wie soll Ernsthaftigkeit geprüft werden?“, fragte Hacker. Diese Tests seien vielmehr dafür, damit man „für sich selber Sicherheit gewinnen kann“.

Für Hacker steht fest, wenn man Eintrittstests in die Gastronomie machen will, „müssen genügend Testmöglichkeiten gegeben sein. Da gibt es im Augenblick den Zweifel, ob wir weiter in der Lage sind, eine so hohe Anzahl von Antigentests zur Verfügung zu haben“, sagte Hacker. Er verwies auf ein Nachschubproblem am Mittwoch und „es ist ernsthaft zu befürchten, wenn Deutschland auf die gleiche Strategie einsteigt, dass die Antigentests mit einem Schlag ausgehen“.

Die Eintrittstests seien ein Aspekt, der aber für Hacker nicht der wichtigste sei. „Das ist das Distanzhalten, Hygiene zu halten und Maske zu tragen. Wenn wir die Spielregeln einhalten unter freiem Himmel sehe ich kein großes Problem“, so Hacker.

Wochenend-Lockdowns „nach wie vor eine Idee“

Hacker hatte im Februar auch die Idee von Wochenend-Lockdowns ins Spiel gebracht. Montags bis donnerstags soll nach dem Vorschlag sogar die Gastronomie öffnen. Dafür schlug Hacker an den Wochenenden einen harten Lockdown vor. Das sei nach wie vor eine Idee, sagte Hacker, allerdings liege es an Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) Ideen aufzugreifen und weiter zu entwickeln. „Wir setzen keine Maßnahmen mehr lokal, sondern nur national, das will der Bund so“, sagte Hacker.

Ob er mehr Schwerpunktkontrollen durch die Polizei begrüße, so wie von Anschober ins Spiel gebracht, beantwortete Hacker nicht direkt. „Ich glaube, dass Menschen schon ganz genau wissen, wie ernst die Lage ist. Natürlich gibt es da ein paar Ausreißer. Dem absoluten Großteil der Bevölkerung brauchen wir nicht erklären wie ernst die Lage ist“, so Hacker.

Stadtpark als Schanigarten-Areal möglich

In Wien ist am Donnerstag die erste Gesprächsrunde zu den öffentlichen Schanigarten-Arealen absolviert worden. Details zu Konzept und Örtlichkeiten gab es vorerst nicht. Ein Standort kristallisiert sich aber schon heraus: der Stadtpark.

Stadtpark mit Gastro-Erfahrung

„Es gibt das Bedürfnis nach sozialen Kontakten“, hatte Ludwig die Einrichtung öffentlicher Schanigärten begründet. Auch würden dort die Zusammenkünfte in kontrolliertem Rahmen stattfinden – und zwar mit den entsprechenden Coronavirus-Sicherheitsmaßnahmen. Die Areale selbst könnten in Kooperation mit Veranstaltungsunternehmen betrieben werden, hieß es.

Gastbetriebe sollen dort Teile der jeweiligen Flächen nutzen können. Auch die Ausstattung mit Food-Trucks und vergleichbaren Take-away-Angeboten ist denkbar. Wo die Plätze eingerichtet werden, ist noch nicht fixiert. Medial werden aber bereits einige Kandidaten kolportiert. So könnte der Stadtpark hier zum Zug kommen. Dieser hat bereits wiederholt das vom Konzept her wohl nicht unähnliche Wiener Genussfestival beherbergt.

Wirtschaftskammer wartet auf Zeitplan

„Der Stadtpark war immer ein Zentrum, wo sich viele Menschen getroffen haben. Warum sollen wir hier nicht mitmachen?“, sagte der Gastro-Obmann in der Wirtschaftskammer, Peter Dobcak. Als eher schwierig gestaltet sich die Situation am Rathausplatz. Dort sind für die nächsten Wochen bereits Veranstaltungen gebucht, er kommt damit als Standort eher nicht infrage, heißt es.

Hilfe von der Stadt soll es für Lokale geben, die nur einen kleinen Schanigarten haben, wodurch sich der Betrieb möglicherweise wirtschaftlich nicht rechnet. „Wir werden Vorschläge einbringen, die realistisch sein müssen. Heißt, was die Anrainer betrifft, die Fußgänger und auch die Autofahrer. Ich denke schon, dass wir hier zu einer guten Lösung kommen werden, um allen wenigstens ein bisschen zu helfen“, so Dobcak.

Für den Besuch ist aber auf jeden Fall ein negativer Test erforderlich. Kein Problem für den Wirtschaftskammer-Obmann: Das habe man ohnehin von Beginn an vorgeschlagen. Einen genauen Zeitplan kennt Dobcak aber noch nicht: „Wir haben schon Anmeldungen und viele Interessenten, die fragen: Ab wann geht es los, was sind die genaueren Kriterien?“ Deshalb will die Wirtschaftskammer jetzt ein Gespräch mit Bürgermeister Ludwig.