Schüler während des Unterrichts
ORF.at/Carina Kainz
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Bildung

AHS in neuen Stadtteilen überfüllt

In den nächsten Tagen entscheidet sich in vielen Wiener Familien, wo die Kinder nächstes Semester in die Schule gehen. Beim Übergang von der Volksschule ins Gymnasium gibt es oft Platzprobleme, vor allem in stark wachsenden Bezirken.

Rein rechnerisch geht alles auf: Für rund 10.000 Plätze, die im kommenden Schuljahr an Allgemeinbildenden Höheren Schulen (AHS) in Wien zur Verfügung stehen, haben sich rund 10.400 Volksschülerinnen und -schüler beworben. Nicht alle von ihnen haben die AHS-Reife, heißt es bei der Bildungsdirektion gegenüber wien.ORF.at. Es sollte also kein Problem sein, dass alle interessierten Kinder mit AHS-Reife einen Platz in einem Gymnasium bekommen.

Zu wenig Schulplätze am Stadtrand

Es ist aber weniger die Frage, ob ein Platz zur Verfügung steht, sondern wo ein Platz zur Verfügung steht. Drei Bezirke sind laut der Wiener Bildungsdirektion heuer besonders gefragt: Simmering, Donaustadt und Liesing. In diesen Bezirken gibt es viel mehr Bewerbungen als freie Schulplätze. Das wundert Markus Michelitsch, Direktor des GRG 23 Alterlaa nicht. „Im Prinzip ist die Lage seit Jahren sehr prekär bei uns an der Schule“, sagt er im Gespräch mit wien.ORF.at.

Das GRG23 Alterlaa von außen
ORF
Im GRG 23 kämpft Direktor Michelitsch mit den steigenden Bewerbungszahlen

Er führt das vor allem auf die vielen Neubauten im Umkreis und den damit einhergehenden Zuzug vor allem aus den Innenstadtbezirken zurück. Die Bevölkerung in Liesing ist in den letzten Jahren rasant angestiegen – von rund 87.500 im Jahr 2005 auf rund 110.500 im Vorjahr. Ähnliche Zahlen finden sich auch in der Donaustadt, im selben Zeitraum gab es dort rund 50.000 Bewohnerinnen und Bewohner mehr. In Simmering waren es 22.000.

Platzsuche für bestehende Bauten

Die Gymnasien haben bei dem Tempo nicht mitmachen können. Wienweit sind seit dem Schuljahr 2005/06 neun neue Gymnasien dazugekommen, es gibt 251 Schulklassen mehr als noch vor 15 Jahren. Um den Bedarf nach Gymnasiumsplätzen zu erfüllen, versucht die Bildungsdirektion derzeit, neue temporäre Schulräumlichkeiten zu schaffen. Details gibt es noch nicht, diskutiert wird aber etwa über „Containerklassen“ oder angemietete Räume in Schulnähe.

An der Schule von Markus Michelitsch gab es heuer 225 Bewerberinnen und Bewerber. Dem gegenüber standen 166 Schulplätze. Knapp 60 müssen sich also eine neue Schule suchen. Die aufgenommenen Kinder werden im nächsten Schuljahr auf sechs Klassen mit je 27 oder 28 Plätzen aufgeteilt. „Wir haben im Normalfall immer sieben erste Klassen, aber wir schaffen es einfach von der Raumkapazität her an der Schule nicht mehr.“ Schon im aktuellen Schuljahr gibt es vier Wanderklassen ohne fixes Klassenzimmer.

Der Bildungscampus Christine Nöstlinger
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Weniger Aufnahmeprobleme gibt es bei den städtischen Mittelschulen – hier etwa im Nordbahnviertel

Ihm schwebt deshalb schon länger ein Anbau vor, an das Gelände angrenzend gebe es Platz, meint er. Die Bildungsdirektion geht weiter in ihrer Forderung. Sie will neue Gymnasien in Wien – der Andrang zeige, „dass es auch in Wien weiterhin eines intensiven Schulbaus des Bundes bedarf, um der in allen österreichischen Städten großen Nachfrage nach AHS-Schulplätzen gerecht zu werden“.

Ministerium plant Neubauten

Im Bildungsministerium heißt es auf Nachfrage, dass bis 2030 sechs neue Gymnasien geplant sind – fünf AHS mit acht Schulstufen und ein Oberstufengymnasium. Festgelegt ist das im Schulentwicklungsplan 2020. Zusätzlich sind eine HTL in der Brünner Straße und eine HAK im Süden Wiens geplant. Für jene Eltern, deren Kinder nicht im Wunschgymnasium untergekommen sind, bietet die Bildungsdirektion derzeit Beratungsgespräche an. Dabei soll sichergestellt werden, dass jedes Kind in der gewünschten Schulform unterkommt.

In der Nähe wird das nicht unbedingt sein. Michelitsch tauscht sich regelmäßig mit den übrigen öffentlichen Gymnasien in Liesing aus: auch die Draschestraße und die Anton-Krieger-Gasse sind gut nachgefragt. Den Kindern steht also möglicherweise ein weiter Schulweg bevor oder sie gehen in die Mittelschule, dort gebe es laut Bildungsdirektion nämlich kein Platzproblem.