Im Prater sprach der blaue Klubobmann von einer Regierung im „Machtrausch“, ortete eine Spaltung der Gesellschaft und „Propaganda“ bei den Medien, das gewohnte „Lügenpresse“ skandierten seine Zuhörer als Reaktion. Die EU-Gesundheitspolitik sei ein „gleichgeschaltetes Machtspiel“, denn „die da oben wollen uns beherrschen“, ließ Kickl wissen und sprach auch den Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Israel wegen der Impfstoffe am Donnerstag an: Dort herrsche eine „Gesundheitsapartheid“, das Land sei gegenwärtig eines der „Unfreiheit“. Einige antisemitische Kommentare waren daraufhin aus dem Publikum zu vernehmen.
Maskenträger in der Minderheit
Maskenträger waren auf der Jesuitenwiese in der Minderheit: Die Aufforderung der Veranstalter, diese Masken auch zu tragen und Abstand zu halten, wurde mit Gelächter quittiert. Viele Bierdosen waren dafür wahrnehmbar, und auch die Folgen des Konsums dieser auf manche der – sichtlich in Feierlaune geratenen – Teilnehmer.
Die Dimension der Großdemo in Wien dürfte ähnlich groß sein wie schon bei zwei Kundgebungen mit rund 10.000 Teilnehmern im Jänner. Im Prater kam es vereinzelt zu Auseinandersetzungen zwischen den Anti-CoV-Demonstranten und Gegendemonstranten. Die Polizei setzte laut Berichten auf Twitter auch Pfefferspray ein. Unter den Teilnehmern der Demo waren auch Vertreter der rechten Szene wie die rechtsextremen Identitären und der verurteilte Neonazi Gottfried Küssel.
Exekutive löste Versammlung auf
Die Demonstranten hatten zunächst einen ersten Treff bei der Karlskirche, wo Shirts verteilt wurden. Die Aktivitäten verlagerten sich dann bereits auf den Ring, dort gab es Zulauf von weiteren Demonstranten, die mit Reisebussen zum Ort des Geschehens gebracht wurden. Auch die Polizei war bereits im Einsatz und kontrollierte Masken und Abstand – woraus sich erste Diskussionen mit den Demonstranten ergaben. Kurz vor 14.00 Uhr wurde die Exekutive beim Maria-Theresien-Platz tätig und löste die dortige Versammlung auf, berichtete Polizeisprecherin Barbara Gass.

Kickl-Rede auf dem Heldenplatz
Auf dem Heldenplatz hielt Kickl bereits eine spontane Rede. In der von ihm als „Vorspiel“ bezeichneten Darbietung sprach er von „Corona-Stahlhelmen in den Regierungsbüros“ und „Schmuddel-Typen“ in den Ministerien. Bei der Kundgebung waren noch zahlreiche weitere Nationalratsabgeordnete der FPÖ anwesend. „Ich bin gerne auf der Seite der Bösen, wenn es darum geht, uns unsere Rechte zurückzuholen“, betonte etwas Dagmar Belakowitsch. „Kurz ist es, der mit seinen Schergen unser Land ruiniert“, befand Generalsekretär Michael Schnedlitz. „Auf in diesen friedlichen Kampf, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, das da lautet: Kurz muss weg.“
Aus Lautsprechern ertönte beim Maria-Theresien-Platz die österreichische Bundeshymne, Transparente mit den Slogans „Kurz muss weg“ und einige Österreich-Fahnen wurden bei blauem Himmel geschwungen. An einer Gegendemo nahmen vorerst ebenfalls einige hundert Personen teil, die mit Fahrrädern versuchen wollten, die Demozüge zu blockieren.

Donaukanalbrücken mussten gesperrt werden
Polizeisprecherin Gass sagte, dass zahlreiche Festnahmen bei den Teilnehmern der Demozüge unter anderem wegen Nichteinhaltung der Covid-19-Maßnahmen und dem Versammlungsgesetz vollzogen worden seien. Angaben zur Anzahl der Teilnehmer oder jener der Anzeigen gab es vonseiten der Landespolizeidirektion vorerst noch keine. Nachdem sich im Prater dann die Reihen gelichtet hatten, berichtete die Polizei, dass die Schüttelstraße stadteinwärts immer wieder gesperrt werden musste, gegen 18.00 Uhr wurden dann alle Donaukanalbrücken am Weg gesperrt, zahlreiche Demonstranten wichen daher auch zur Aspernbrückengasse aus.