Mähbooteinsatz auf der Alten Donau
APA/PID/Christian Fürthner
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Wissenschaft

Alte Donau: Pflanzen werden zu Verpackung

Im Vorjahr haben die Mähboote der Stadt Wien 2.600 Tonnen Wasserpflanzen aus der Alten Donau geholt. Forscher der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien arbeiten daran, aus den wuchernden Pflanzen Verpackungsmaterial herzustellen und sie weiter als Rohstoff zu nutzen.

Die Wasserpflanzen können in vier Wochen bis zu zwei Meter wachsen. Seit Beginn dieser Woche sind deshalb wieder die 17 Mähboote der Stadt an der Alten und der Neuen Donau unterwegs, um die Makrophyten in Schach zu halten. Diese sind zwar für die gute Wasserqualität der Gewässer wichtig, bei Badegästen und Bootsfahrern aber unbeliebt. Derzeit werden die abgemähten Wasserpflanzen kompostiert.

Forscher der BOKU haben erkannt: Wasserpflanzen eignen sich  zur Herstellung von Verpackungsmaterialien
BOKU
Forscher der BOKU haben erkannt: Wasserpflanzen eignen sich zur Herstellung von Verpackungsmaterialien

Unter der Leitung von Thomas Rosenau und Wolfgang Gindl-Altmutter haben Forscher des Instituts für Holztechnologie und nachwachsende Rohstoffe und des Instituts für Chemie Nachwachsender Rohstoffe der BOKU daran gearbeitet, das große Potenzial der Makrophyten zu nutzen. „Unser Ziel ist es, ein urbanes Bioraffineriekonzept zu entwickeln, um künftig eine nachhaltige Wertschöpfung dieses stadtnahen Rohstoffes zu ermöglichen“, erklärten die Projektmitarbeiter Armin Winter und Marco Beaumont.

Die Sieger des Energy Globe Award Niederösterreich: (v.l.) Patrick Geiger, Armin Winter und Marco Beaumont – Die BOKU-Wissenschafter erforschen, wie aus Wasserpflanzen Verpackungsmaterial werden kann
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Die BOKU-Wissenschaftler Patrick Geiger, Armin Winter und Marco Beaumont (v. l. n. r.)

Auch als Dünger vorstellbar

Die ersten Prototypen, etwa für die Einmalverpackung von Obst oder als kompostierbares Einweggeschirr, sind den Forschern zufolge „vielversprechend“. Aktuell arbeiten sie an geeigneten „Pulpingmethoden“, um die Pflanzenfasern zu trennen und aufzubereiten. In den Wasserpflanzen sind aber auch weitere wertvolle Bestandteile erhalten, die für eine stoffliche Nutzung interessant sind, beispielsweise Stärke und ligninähnliche Biopolymere.

Die Makrophyten verfügen zudem über einen hohen Proteingehalt, und ein Nebenprodukt, das bei der Verpackungsproduktion anfällt, könnte künftig als Dünger genutzt werden. Auch die Fermentation zur Biogaserzeugung ist möglich und wurde bereits getestet. Das BOKU-Projekt wurde nun mit dem Energy Globe Award Niederösterreich prämiert, teilte die Uni mit. Für die weitere Forschung an den Potenzialen der Makrophyten und die technische Umsetzung des Bioraffineriekonzeptes suchen die Wissenschaftler nun Sponsoren und Kooperationspartner.