Ein Mann sitzt auf einer Parkbank im Wiener Stadtpark mit Blick auf den Kursalon
ORF.at/Kaja Stepien
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Coronavirus

Öffentliche Schanigärten für 300 Wirte

Für die einen ein „Zeichen der Hoffnung“, für die anderen ein falscher Zugang: Die Debatte über öffentliche Schanigärten in Wien geht weiter. Wichtige Fragen bleiben offen, die Stadt treibt das Konzept aber weiter. Für 300 Wirte soll in ganz Wien Platz sein.

Der größte derartige Schanigarten soll im Stadtpark in der Wiener Innenstadt errichtet werden. Seitens der Stadt Wien will man auf Gespräche mit allen Kritikern setzen, hieß es am Dienstag. Für den Stadtpark sprächen etwa die gute öffentliche Erreichbarkeit und die Tatsache, dass es kaum Anrainer gebe. Ein Sprecher von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) versicherte, dass Gastroinseln nur auf befestigten Flächen, nicht aber auf Rasenflächen eingerichtet würden. Auch habe sich das Areal beim Genussfestival schon gastronomisch bewährt.

Der Stadtpark als Gastrostandort stößt vor allem beim ÖVP-Bezirksvorsteher Markus Figl auf wenig Gegenliebe. „Wir werden mit dem Bezirksvorsteher in Kontakt treten“, kündigte der Sprecher an. Das sei bisher nur nicht geschehen, weil das Konzept noch nicht beschlossen gewesen sei. Jetzt aber ist es das, der Finanzausschauss bewilligte 2,8 Millionen Euro. Fast 50 Gastroinseln sollen vom Stadt Wien Marketing aufgebaut werden. Andere wichtige Fragen bleiben weiter unbeantwortet, etwa wo die Schanigärten errichtet werden, wann die Aktion beginnen soll und welche Wirte sich an der Aktion beteiligen können.

Stadtpark Wien
ORF.at/Sonja Ryzienski
Der Stadtpark in einem Frühjahr vor der CoV-Pandemie

Start mit 27. März eher unwahrscheinlich

Insgesamt sollen 300 Gastrobetriebe die Möglichkeit bekommen mitzumachen. In Aussicht gestellt sind jetzt einmal drei Monate Dauer der Aktion, was es möglich machen würde, 100 Wirten pro Monat Schanigärten anzubieten. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sagte nach der Gesprächsrunde zwischen Bund und Ländern am Montag, dass man jedenfalls an der Umsetzung arbeite. Dabei kam auch heraus, dass der ursprünglich anvisierte Termin, nämlich der 27. März, angesichts hoher CoV-Infektionszahlen inzwischen eher als unwahrscheinlich gilt.

Lob für das Konzept gab es von NEOS, dem aktuellen Koalitionspartner der SPÖ: „Wir alle sehnen uns schon sehr nach gemütlichen Zusammentreffen in den Schanigärten. Die geplanten Gastroinseln sind ein Pilotprojekt, um diesen Weg in Richtung Normalität zu unterstützen“, begrüßte Wirtschaftssprecher Markus Ornig die Initiative. Diese sei ein „Zeichen der Hoffnung und des Comebacks“ und ein Schritt, die Wirtschaft wieder zu beleben.

Grüne: „Keine Freiräume verbauen“

Der ehemalige Koalitionspartner der SPÖ, die Grünen, warnte hingegen vor „Megaschanigärten“. Diese würden nur die Systemgastronomie unterstützen, sagte der nicht amtsführende Stadtrat Peter Kraus. Es sei zwar prinzipiell richtig, auf Gastro im Freien zu setzen. Wichtiger wäre es jedoch, den Zugang zu einem eigenen Schanigarten vor der Lokaltüre zu erleichtern. Vorbild könnten die „Open Streets“ in New York sein, befand er.

Die Pandemie habe bereits gezeigt, dass die Wienerinnen und Wiener den Platz in der Stadt in Anspruch nehmen wollen. „Es geht also nicht, dass die aktuell stark genutzten Freiräume und Erholungsräume wie Parks oder öffentliche Plätze zu Megaeventzonen verbaut werden und die Menschen dort verdrängt werden“, befand Kraus. Als intransparent bewertete er zudem auch das Verfahren im Zusammenhang mit der Errichtung der Lokalmeilen. Noch sei etwa nicht klar, welche Gastronominnen oder Gastronomen zum Zug kommen würden: „Hier sind noch zu viele Fragen offen.“

FPÖ hält Projekt für „völlig undurchdacht“

100 Gastronomen pro Monat entsprächen etwa 4,3 pro Bezirk, rechnete der Chef der Wiener FPÖ, Dominik Nepp, vor. Das sei nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Es sei auch „völlig inakzeptabel, dass die Lokalbesitzer nach einem Monat ihren Platz wieder räumen müssen“.

Bürgermeister Ludwig werde mit dem „überhasteten Projekt einen kapitalen Bauchfleck“ landen. Auch werde das Projekt den von der Pandemie gebeutelten Gastronomen und deren Mitarbeitern das wirtschaftliche Überleben nicht sichern. Nepp forderte Ludwig auf, „seine Spompanadeln zu beenden und die Wiener Gastronomiebetriebe so schnell wie möglich wieder kontrolliert zu öffnen“.