Großeinsatz der Polizei
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Chronik

Kriminalität: Mehr Gewalt daheim

Eine Kriminalstatistik im Zeichen der Coronavirus-Pandemie hat die Wiener Polizei für das Jahr 2020 präsentiert. Rund 152.000 Anzeigen sind der niedrigste Wert seit mehr als 20 Jahren. Angestiegen sind hingegen Gewalt in der Familie und Cyberkriminalität.

Einen besonders starken Anstieg gab es Corona-bedingt bei zwei Delikten: Bei der „vorsätzlichen Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten“ stieg die Anzahl der Fälle von 21 (2019) auf 97 (2020), bei der „fahrlässigen Gefährdung von Menschen mit übertragbaren Krankheiten“ von zwei (2019) auf 23 (2020).

Weniger Anzeigen, mehr Gewalt in der Familie

Die Kriminalstatistik für das Jahr 2020 zeigt eine gemischte Bilanz. Das Leben im öffentlichen Raum hat sich reduziert und damit auch die Kriminalität auf der Straße. Stark gestiegen ist jedoch die häusliche Gewalt um 14 Prozent.

Offenbar mehr Gewalt in den eigenen vier Wänden

Im Bereich „Gewalt in der Privatsphäre“ stieg die Zahl der Anzeigen um 12,4 Prozent. In konkreten Zahlen bedeutet das eine Steigerung von 5.704 auf 6.409 Anzeigen. Anzeigen wegen Körperverletzung in der Privatsphäre haben von 3.045 auf 3.466 zugenommen (plus 13,8 Prozent). Anzeigen wegen pornografische Darstellung Minderjähriger sind von 344 auf 402 Fälle (plus 16,9 Prozent) ebenfalls gestiegen.

Im Bereich Gewaltkriminalität insgesamt ist 2020 gegenüber dem Jahr davor ein Rückgang von 25.053 auf 23.509 Fälle (minus 6,2 Prozent) zu verzeichnen. Die Zahl der vollendeten Tötungsdelikte ist gegenüber 2019 (16 Fälle) mit 15 Fällen annähernd gleich geblieben. Anzeigen wegen Körperverletzung sind von 12.773 auf 12.228 zurückgegangen, was einem Minus von 4,3 Prozent entspricht. Die Anzeigen wegen Vergewaltigung sind gegenüber 2019 (323 Fälle) mit 318 Fällen annähernd gleich geblieben.

53.494 Anzeigen wegen Räuberischen Diebstahls

Auch im Bereich Raubkriminalität sind laut Polizei deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Die Zahl der Anzeigen wegen „Raub“ und „schwerer Raub“ ist insgesamt von 1.274 auf 982 und somit um 22,9 Prozent gesunken. Die Aufklärungsquote beträgt hier 38,4 Prozent. Gestiegen ist die Zahl der Raubüberfälle auf Banken und Postämter von drei auf neun. Verantwortlich für diese Zunahme waren u.a. Serientäter, die im Oktober 2020 festgenommen wurden.

Im zahlenmäßig größten Bereich, dem räuberischen Diebstahl, ging die Anzeigenzahl von 68.456 auf 53.494 zurück (minus 21,9 Prozent; Aufklärungsquote: 19,3 Prozent). Die Zahl der Anzeigen wegen Diebstahls ist von 42.409 Fällen auf 29.898 (minus 29,5 Prozent) gesunken.

Ein Minus von 7,9 Prozent wurde bei Anzeigen wegen Einbruchsdiebstahls vermeldet (Rückgang von 24.020 auf 22.121). Wobei die Zahl der angezeigten Einbruchsdiebstähle im Detail in Wohnungen um rund 39 Prozent und in Wohnhäuser um 25 Prozent zurückging. Bei Einbruchsdiebstahl in Keller gab es allerdings eine Zunahme von 5.392 auf 5.759 Fälle (plus 6,8 Prozent).

Bargeldlose Zahlungen im Visier

Weiter angestiegen und damit dem Trend vergangener Jahre gefolgt ist die Cyberkriminalität. Hier weist die Statistik insgesamt 13.942 Fälle im Vorjahr aus, was einem Plus von 28 Prozent gleichkommt. Besonders stark angestiegen sind Fälle von betrügerischem Datenverarbeitungsmissbrauch. Hier geht es überwiegend um Missbrauch bei bargeldlosen Zahlungen mittels NFC-Funktion. Die Zahl der Fälle stieg von 4.056 auf 6.989 oder um 72,3 Prozent im Vergleich zum Jahr davor.

Im Bereich Wirtschaftskriminalität registrierte die Wiener Polizei ein Plus von 3,6 Prozent (von 27.342 auf 28.331 Anzeigen). Rückgänge gab es hier im Bereich Betrug und schwerem Betrug", eine starke Zunahme aber bei Sozialleistungsbetrug von 1.098 auf 1.995 Fälle (ein Plus von 81,7 Prozent) Anzeigen.