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Coronavirus

Nicht dringende OPs werden verschoben

In den städtischen Spitälern ist damit begonnen worden, nicht dringende, planbare Operationen an Ordens- und Privatspitäler auszulagern bzw. Termine zu verschieben. Die Besuchsregelung wurde verschärft. Für ambulante Behandlungen braucht es nun einen CoV-Test.

„Noch nicht in großem Stil, aber die stärkere Dynamik im Infektionsgeschehen zwingt uns jetzt dazu, Maßnahmen zu ergreifen“, sagte Markus Pederiva vom Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) am Freitag. Auch die Besuchsregelung in den Spitälern wird verschärft, um sicherzugehen, dass das Coronavirus nicht in die Einrichtungen eingeschleppt wird.

Besuche und ambulante Behandlungen nur mit Test

Die Patientinnen und Patienten dürfen ab Samstag nur mehr zwei Mal pro Woche von einer Person besucht werden. Das regelt eine neue Verordnung der Stadt. Und die Besucherinnen und Besucher müssen beim Betreten der Krankenhäuser ab sofort ein negatives Testergebnis auf SARS-CoV-2 vorlegen, wobei PCR-Tests maximal 72 und Antigentests höchstens 48 Stunden alt sein dürfen. In Pflegeheimen ist das schon länger vorgesehen. Auch für ambulante Behandlungen muss jetzt ein negativer Test vorgelegt werden.

877 Neuinfektionen in Wien

Am Freitag wurden in Österreich 3.515 CoV-Neuinfektionen gemeldet – davon 877 in Wien. Österreichweit gibt es 42 neue Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus, 13 davon in Wien.

Im Bereich des WIGEV werden wöchentlich 2.500 Operationen durchgeführt. Da befürchtet wird, dass die Anzahl der Covid-19-Patienten weiter steigen wird, „müssen wir in den OP-Betrieb eingreifen. Wir sehen mit großer Besorgnis die Entwicklung der Infektionszahlen“, sagte Pederiva. Es gelte sicherzustellen, dass ausreichende Bettenkapazitäten vorhanden sind.

49 Prozent ohne Symptome

In Wien wurden am Freitag 638 Neuinfektionen binnen 24 Stunden eingemeldet, weitere 239 Nachmeldungen aus den vergangenen Tagen sorgten dafür, dass insgesamt 877 neue Fälle verzeichnet wurden. 49 Prozent der Personen, die zurzeit in Wien positiv getestet werden, sind zum Zeitpunkt des Tests ohne Symptome. Die Infektionsquelle lässt sich aktuell in 69 Prozent der Fälle klären. Rund 4,05 Millionen Testungen sind in Wien mittlerweile vorgenommen worden.

Dritte Welle fordert Intensivstationen

Die Patienten und Patientinnen auf den COVID- Intensivstationen sind offenbar jünger als jene, die noch vor Monaten dort behandelt worden sind. Das Durchschnittsalter liegt bei 40 Jahren. Auch sind jetzt wieder mehr Betten belegt, planbare Operationen werden wieder verschoben. In den Ambulanzen muss ein Negativ-Test vor der Behandlung vorliegen.

Krankheitsverläufe verschlimmern sich

Was die Infizierten betrifft, die mit einer Covid-19-Erkrankung in Wien in Spitalsbehandlung kommen, lässt sich feststellen, dass die Krankheitsverläufe sich tendenziell verschlimmern. Patienten auf Normalstationen werden im Schnitt schneller intensivmedizinisch betreuungsbedürftig.

Ausschlaggebend dafür dürfte die inzwischen starke Verbreitung der Virusvarianten sein, vermutet man beim WIGEV, der sich dabei auf Beobachtungen in den Spitälern, aber noch auf keine wissenschaftlichen Daten stützen kann. Die Intensivpatienten werden außerdem zusehends jünger.

„Ich kann Ihnen sagen von unserer Intensivstation in der Klinik Floridsdorf ist das Durschnittsalter mittlerweile rund 40, oder teilweise sogar jünger“, sagte der Leiter der Inneren Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf Arschang Valipour gegenüber „Wien heute“. Die meisten Patientinnen und Patienten mit schweren Verläufen weisen aber immer noch Risikofaktoren, wie Übergewicht, Stoffwechselerkrankung und Herzkreislauferkrankungen auf.

Rendi-Wagner warnt vor Kollaps der Intensivstationen

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner warnte am Freitag im Ö1-Morgenjournal vor einem Kollaps der Intensivstationen – in zwei, drei Wochen sei der kritische Punkt erreicht. Sie habe immer davor und vor verfrühten Öffnungen der Regierung gewarnt, jetzt sei die Situation eingetreten – verantwortet von der Regierung.

AKH und Klinik Floridsdorf „in höherem Umfang belegt“

„Die Situation in Wien allgemein und bei uns im AKH ist sehr angespannt“, sagte Intensivmediziner Thomas Staudinger am Donnerstag gegenüber Puls 24. „Eigentlich sind alle Kapazitäten voll und ausgelastet“, so der Mediziner zur Lage in den Intensivstationen. „Wir sind ungefähr da, wo wir Ende November, Anfang Dezember des Vorjahres waren.“

Es gelte sicherzustellen, dass ausreichende Bettenkapazitäten vorhanden sind, sollte die Zahl der Covid-19-Patienten weiter steigen, sagte WIGEV-Sprecher Pederiva am Freitag. Noch befinde man sich in Stufe fünf des siebenstufigen Covid-Versorgungsplans, auf den Covid-Stationen in den Spitälern seien die benötigten Kapazitäten noch vorhanden. Das AKH und die Klinik Floridsdorf sind jedoch bereits „in höherem Umfang belegt“, sagte Pederiva.

Da sich rund vier Fünftel der Pflegekräfte und ärztlichen Mitarbeiter gegen das Virus impfen haben lassen, tragen diese inzwischen nicht mehr zum Infektionsgeschehen bei. Cluster sind in diesem Bereich laut WIGEV zuletzt nicht mehr aufgetreten.