Kindergarten
ORF
ORF
Bildung

Zu wenig Personal für Kindergärten

Sowohl städtische als auch private Kindergartenbetreiber suchen händeringend nach qualifiziertem Personal. Über die Ursachen dieses Mangels sind sich die verschiedenen Trägerorganisationen zum Teil uneinig.

„Wir können nicht inklusiv und adäquat arbeiten, wenn für acht Kinder nur vier Erwachsene da sind“, sagte die ehemalige Sonderkindergartenpädagogin Nadine Kerschbaum. Vor sieben Jahren hat sie Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam in einem Kindergarten der Stadt Wien betreut. Mit einem Personalschlüssel, bei dem zu wenige Pädagoginnen und Pädagogen für zu viele Kinder zuständig sind, würden die individuellen Bedürfnisse betreuungsintensiver Kinder zu kurz kommen.

Das Problem, dass zu wenige Pädagoginnen und Pädagogen für zu viele Kinder zuständig sind, haben auch viele ihrer Kolleginnen und Kollegen. Im Sonderkindergartenbereich werden behinderte Kinder mit sehr speziellen Bedürfnissen betreut. Diese Kinder benötigen besonders viel Aufmerksamkeit und Zeit. Deshalb ist Sonderkindergartenpädagogik besonders personalintensiv. Zudem sei laut Kerschbaum die Bezahlung für eine derartig wichtige Aufgabe zu niedrig.

Zu wenig Kindergartenpersonal

Derzeit wird Kindergartenpersonal sowohl in städtischen als auch in privaten Betrieben gesucht. Warum aber gibt es diesen Mangel überhaupt?

Allgemeiner Personalmangel

Unverhältnismäßige Personalschlüssel sind ein Problem, mit dem Wiens Kindergärten allgemein zu kämpfen haben. Bei den Einrichtungen der Stadt sind aktuell 170 Stellen offen. Daniela Cochlar leitet die städtischen Kindergärten. Sie glaubt nicht, dass es an der Bezahlung scheitert: „Wien bietet ein Einstiegsgehalt für Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen mit 2.700 Euro brutto. Im Sonderkindergartenpädagoginnen-Bereich sogar mit deutlich über 3.000 Euro als Einstiegsgehalt.“

Mit einem Budget von knapp einer Milliarde pro Jahr gebe es genug Geld. Das Problem würde in der Bildung liegen, so Cochlar. Bei den elementarpädagogischen Bildungsanstalten, den BAfEPs, ist der Fokus lange auf der Ausbildung von Jugendlichen gelegen, die nach der Schule oft nicht in den Beruf eingestiegen sind. Jetzt soll in Form von Kollegs stärker auf Erwachsenenbildung gesetzt werden.

Einheitlicher Lohn gefordert

Beim privaten Kindergartenträger Kinder in Wien (KIWI) sieht man das mit der Ausbildung ähnlich. Laut der Geschäftsführerin und pädagogischen Leiterin Gudrun Kern reicht die Ausbildung als Maßnahme aber nicht: „Es ist tatsächlich so, dass wir nicht mehr die Zeit haben, zu sagen: Wir haben langfristige Lösungen, sondern wir brauchen jetzt Lösungen.“ Diese würden beispielsweise im Förderungsbereich liegen. KIWI fordert von der Stadt mehr Geld, um Löhne von Privatkindergärten auf das Niveau der städtischen Einrichtungen aufzustocken.

„Das würde für uns ein anderes Fördersystem bedeuten, sodass auch wir unseren Mitarbeitenden das gleiche Gehaltsschema wie die Stadt Wien zugutekommen lassen können“, so Kern. Im Herbst erwartet der private Träger 50 unbesetzte Stellen. Für Erwachsene, die sich für den Beruf interessieren, ist in den nächsten Wochen noch Zeit für eine Bewerbung bei der elementarpädagogischen Bildungsanstalt in Floridsdorf (BAfEP 21).