Tür mit dem Schild „Sorry, we’re closed“
APA/Barbara Gindl
APA/Barbara Gindl
Coronavirus

Oster-Lockdown sorgt für Kritik

Der Oster-Lockdown für Wien, Niederösterreich und das Burgenland sorgt für Kritik – allerdings aus sehr unterschiedlichen Gründen. Die Wissenschaft sieht die kurze Dauer des Lockdowns problematisch, der Handel beklagt Umsatzverluste.

Eine Woche Lockdown in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland würden einen Umsatzverlust von 280 Millionen Euro bedeuten, kritisierte der Handelsverband, die Interessensvertretung der österreichischen Händlerinnen und Händler. Hier hat man wenig bis gar kein Verständnis für die neuen Maßnahmen. Vor allem die geplanten Eintrittstests nach dem Lockdown kritisierte Verbandssprecher Rainer Will scharf. Laut Umfragen des Verbands lehnen vier von fünf Einkaufswilligen einen solchen Eintrittstest fürs Einkaufen von Kleidung oder Gartenartikeln ab.

1.008 Neuinfektionen in Wien

Am Donnerstag wurden in Österreich 3.124 CoV-Neuinfektionen gemeldet – davon 1.008 in Wien. Die 7-Tage-Inzidenz für Österreich liegt laut AGES bei 247.

„Es ist die Kombination aus Pest und Cholera, die den Handel hiermit trifft, denn der Handel war nie ein Corona-Hotspot“, ärgerte sich Will. Er sieht in den Schließungen über Ostern eine Bestrafung der falschen Branche. Derzeit ist geplant, dass Geschäfte – mit Ausnahme von etwa Supermärkten – an drei Werktagen rund um Ostern schließen müssen.

Lockdown laut Klimek zu kurz

Ganz anders fällt die Bewertung der Maßnahmen durch Expertinnen und Experten aus. Dass sich die drei Landeshauptleute nur zu einem kurzen – sechstägigen – Lockdown bereitfanden, beurteilte etwa der Wiener Komplexitätsforscher Peter Klimek in der „ZiB2“ kritisch. Die kurze Ruhephase werde nur reichen, um den Trend abzuflachen. Nötig wäre aber eine wirkliche Entspannung der Lage, so Klimek.

Mit zwei Wochen Lockdown könnte man zwei Coronavirus-Generationen verhindern (bei rund fünf Tagen Inkubationszeit). Damit hätte man einen Multiplikatoreffekt. Und „je schneller wir die Zahlen runterkriegen, umso schneller können wir öffnen“, konstatierte Klimek, der auch Teil des offiziellen Coronavirus-Prognosekonsortiums ist.

Analyse der Maßnahmen in der Ostregion

Komplexitätsforscher Peter Klimek, der auch in jeder Expertengruppe sitzt, die für die Regierung die Prognosen errechnet und Politikwissenschafter Peter Filzmaier über die neuen Maßnahmen.

Ludwig: „Haben schon Maßnahmen gesetzt“

Man nehme die Lage sehr ernst, verteidigte Wiens Bürgermeister Ludwig das Vorgehen im Ö1-Morgenjournal. „Wir haben ja jetzt auch schon Maßnahmen gesetzt, von denen wir hoffen, dass sie sehr stark wirken – bevor wir auch zur sogenannten Osterruhe kommen“, so Ludwig. Man habe etwa das Contact Tracing ausgebaut und viele neue Testformate entwickelt. Beim Contact Tracing habe man eine Erfolgsquote von 70 Prozent. „Das hilft uns sehr.“

Der kurze Lockdown tritt erst in einer Woche in Kraft – ab 1. April gelten in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland etwa wieder Ausgangsbeschränkungen rund um die Uhr und der Handel schließt weitgehend. „Es ist notwendig, dass wir auch die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen“, argumentierte Ludwig. Außerdem setze man zusätzliche Maßnahmen, etwa verpflichtende FFP2-Masken in Innenräumen und Tests in Betrieben.

Albertina-Direktor zu Lockdown: „Alle verunsichert“

Schließen müssen ab 1. April auch die die Museen in Ost-Österreich. Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder, der derzeit auch Vorsitzender der Bundesmuseenkonferenz ist, zeigt sich enttäuscht. Die Erholung der Kulturbranche zögere sich immer weiter hinaus: „Das verunsichert und deprimiert alle.“