Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder vor einem Kunstwerk
APA/Georg Hochmuth
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Kultur

Albertina-Direktor zu Lockdown: „Alle verunsichert“

Der Oster-Lockdown betrifft auch die Museen in Ostösterreich. Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder zeigt sich über die neuen Maßnahmen enttäuscht. Die Erholung der Kulturbranche zögere sich immer weiter hinaus: „Das verunsichert und deprimiert alle.“

Die Museen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland müssen von 1. bis 6. April schließen. Die Gleichbehandlung mit dem Handel, die im Februar den Vorteil der Wiedereröffnung gebracht hat, wirke sich nun als Nachteil aus, so Schröder, der derzeit auch Vorsitzender der Bundesmuseenkonferenz ist.

Natürlich akzeptiere man die Entscheidung, auch die Museen erneut zu schließen, Schröder kritisierte jedoch die fehlende differenzierte Behandlung in Hinblick auf die „sehr unterschiedlichen Voraussetzungen. Wir werden in einen Topf geworfen mit IKEA und ähnlichen Häusern, die Anfang nächster Woche wohl eher zur Steigerung des Infektionsgeschehens beitragen werden als zur Senkung.“

Kritik an Regelung für Kirchen

Unverständnis zeigte Schröder auch in Bezug auf die Regelung für Kirchen, „die ja gerade jetzt zu Ostern wohl stärker frequentiert werden als im restlichen Jahr“. Skeptisch ist der Albertina-Direktor auch in Hinblick auf das Zeitfenster des Lockdowns. Der 1. April sei „sehr spät, die Öffnung möglicherweise zu früh“, so Schröder.

1.008 Neuinfektionen in Wien

Am Donnerstag wurden in Österreich 3.124 CoV-Neuinfektionen gemeldet – davon 1.008 in Wien. Die 7-Tage-Inzidenz für Österreich liegt laut AGES bei 247.

Die Museen im ganzen Land seien derzeit „so leer wie seit Jahrzehnten nicht“, das wiederholte Auf- und Zusperren wirke sich „verheerend auch auf die Psychologie der Besucher aus“. Nach jedem Lockdown habe man – auf ohnehin schon niedrigem Niveau – mit einem erneuten Rückgang um zehn bis 20 Prozent zu kämpfen. Durch die vorgeschriebene Kontingentierung aufgrund der 20-Quadratmeter-Regel sei nur ein „ganz geringer Tagesbesuch erlaubt“, regelmäßig würden sich vor der Albertina und anderen Museen Warteschlangen von 100 bis 150 Metern bilden.

Besucherrückgang durch Eintrittstests befürchtet

Grundsätzlich sei zu beobachten, dass „eher die jungen Menschen“ bereit seien, sich vor dem Museum anzustellen, die älteren Besucher würden oft erst gar nicht kommen, was Schröder auf etwaige Verunsicherung zurückführt. So geht er auch davon aus, dass die geplanten Eintrittstests nach dem Lockdown für ein erneutes Sinken der Zahlen sorgen werden. „Wenn schon Friseure über einen Einbruch von 50, 60 Prozent klagen, weil Kunden keinen Test vorlegen können oder wollen, wird das bei uns nicht anders sein.“

Besuchertestungen seitens der Albertina sind für die Zeit nach der Öffnung nicht geplant, lediglich für die Mitarbeiter, die schon in den vergangenen Monaten regelmäßig getestet wurden, werde man gemeinsam mit einem der Nachbarn rund um die Albertina eine Teststraße etablieren. Ob die Person, die am Eingang die Anzahl der Besucher dokumentiert, auch noch das Kontrollieren der mitgebrachten Testergebnisse kontrollieren werde können, werde sich zeigen.

Leopold Museum schließt schon früher

Bereits reagiert hat unter anderem das Wiener Dom Museum, das in einer Aussendung auf seine zahlreichen Online-Angebote verweist. So steht am 1. April, dem ersten Lockdown-Schließtag, der Online-Rundgang „Tod, Schmerz und Hoffnung im Spiegel der Kunst“ auf dem Programm.

Das Leopold Museum hat bereits an diesem Sonntag (28. März) den vorläufig letzten Öffnungstag. Da man in Pandemiezeiten Montag und Dienstag ohnedies geschlossen hat, hätte man vor der neuerlich erzwungenen Schließung mit 1. April lediglich am Mittwoch (31. März) öffnen können, worauf man nun verzichtet, hieß es.

Protestaktion „Kunstgebung“ abgesagt

Die für Samstag in Wien geplante Protestaktion „Kunstgebung“, mit der auf den anhaltenden Lockdown im kulturellen Sektor aufmerksam gemacht werden sollte, wurde unterdessen abgesagt. Grund dafür sind die am Mittwoch bekannt gegebenen Verschärfungen im Osten Österreichs. Die veranstaltende Plattform „Dialog der Kreativität“ unterstrich aber die schon bisher geäußerten Forderungen nach einer Öffnungsperspektive.

Der Sänger und Schauspieler Gernot Kranner, der gemeinsam mit Gerhard Ruiss von der IG Autorinnen Autoren federführend den Künstlerprotest organisiert hat, betonte in einer Online-Pressekonferenz am Donnerstag: „Kunst und Kultur müssen die ersten sein, die wieder aufsperren dürfen, sobald die Infektionszahlen sinken.“ Die „Kunstgebung“ wolle man jedenfalls zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.