Am Freitag, 05. Februar 2021, wurde im Rahmen der PK „Erweiterung des Wiener Testangebots“ ein PCR-Selbsttest mittels Gurgelmethode vorgestellt. Im Bild: Mit einem Laptop wird der Gurgeltest registriert. –
APA / Georg Hochmuth
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Coronavirus

„Alles gurgelt“: Bis zu 200.000 Tests pro Tag

Die Stadt hat am Freitag mit der Wirtschaftskammer Details zur Aktion „Alles gurgelt“ präsentiert. Damit sollen ab sofort täglich bis zu 200.000 kostenlose PCR-Tests für alle Wienerinnen und Wiener möglich werden.

„Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Situation“, sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Er verwies einmal mehr auf die großen Auswirkungen der Mutationen des Coronavirus und darauf, dass immer mehr Jüngere betroffen seien. Die Ausweitung der Gurgel-Initiative sei einer der wichtigen Schritte, die nun umgesetzten würden – neben den Maßnahmen zur Osterruhe, die demnächst verordnet würden.

Nun werden die Tests großflächig ausgerollt, ergänzte der Wiener Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck. Für die nächsten Tage wurden einmal 1,5 Mio. Testkits vorbereitet, hieß es. Durch die Ausweitung soll es für alle Wienerinnen und Wiener möglich sein, selbst und in den eigenen vier Wänden mit PCR-Tests eine Infektion mit dem Coronavirus festzustellen. Bisher war die Teilnahme nur für ausgewählte Betriebe und Organisationen möglich.

„Ausweitung auf zwei Millionen pro Woche möglich“

Für die Auswertung der Probenmengen hat das Labor der Wiener Lifebrain Group die Kapazitäten ausgebaut. Im Pavillon 16 und 17 des Otto-Wagner-Areals kann das Labor derzeit im Siebentagebetrieb bis zu 200.000 Proben pro Tag (1,4 Mio. Proben pro Woche) per PCR-Test analysieren. „Eine Ausweitung auf zwei Millionen Proben pro Woche ist möglich“, hieß es.

„Alles gurgelt“: Bis zu 200.000 PCR-Tests pro Tag

Die Stadt hat am Freitag mit der Wirtschaftskammer Details zur Aktion „Alles gurgelt“ präsentiert. Damit sollen ab sofort täglich bis zu 200.000 kostenlose PCR-Tests für alle Wienerinnen und Wiener möglich werden.

Bis zu vier Tests pro Woche

„Wir rechnen damit, dass Deutschland seine Teststrategie ändert. Dann ist davon auszugehen, dass Antigen-Tests zu einem seltenen Gut werden“, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Außerdem benötige man zur Abnahme der Proben kein qualifiziertes Fachpersonal, so Hacker. Deshalb habe man sich entschieden, „Alles gurgelt“ zu entwickeln. Die Registrierung – und damit auch die Verwendung der Tests – ist ab sofort über eine Website oder die App von Lead Horizon möglich. Man bekommt dann einen Barcode. Jeder und jede könne dann bis zu vier Tests pro Woche abholen, sagte Hacker.

Pilotprojekt seit Jänner

Das Pilotprojekt „Alles gurgelt“ wurde Ende Jänner gestartet. Inzwischen haben sich schon 5.500 teilnehmende Firmen mit mehr als 330.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemeldet.

Das Prozedere sieht dabei folgendermaßen aus: Bezugsberechtigte Personen können für sich und Familienangehörige über ihre Firma oder bei einer der 152 Wiener Bipa-Filiale Testkits abholen. Der Test kann daheim vorgenommen werden, wobei er via Web-App und Videofunktion aufgezeichnet wird. Die Abgabe nach absolvierter Testung ist nun an allen über 620 REWE-Standorten in ganz Wien möglich – also bei Billa, Merkur, Bipa, Penny oder auch Tankstellen mit REWE-Shops. Letztere stehen dafür auch am Sonntag zur Verfügung.

Die Auswertung wird mit dem Wiener Gesundheits-Start-Up Lead Horizon und der Lifebrain-Laborgruppe umgesetzt. Die Testpersonen werden innerhalb von 24 Stunden digital über das Ergebnis informiert. Das entsprechende Zertifikat ist bis zu 72 Stunden nach Durchführung des Tests gültig. „Dieses Projekt ist eine logistische Herausforderung“, sagte Michael Havel, der Geschäftsführer der Lifebrain Group. Die Proben werden von der Post ins Labor geliefert.

Aktuelle CoV-Kennzahlen

Laut Landessanitätsdirektion wurden am Freitag 1.044 positive CoV-Tests in Wien gemeldet. Vor einer Woche waren es 877. Aktuell gibt es in Wien 9.245 aktive Fälle. 1.857 Todesfälle hängen mit dem CoV zusammen.

Soll „Nasenbohrertests“ in Schulen ersetzen

Das negative Testergebnis gilt als Eintrittstest etwa für körpernahe Dienstleistungen. Beabsichtigt ist laut Stadt auch, das System für die Schule zu nutzen. „Das Programm kann nach den verlängerten Osterferien für Testnachweise an Schulen genutzt werden“, hieß es. Man sei derzeit im Gespräch mit dem Bildungsministerium, sagte Hacker. Denn Ziel sei es, die „Nasenbohrertests“ bei den Schülerinnen und Schülern „zumindest in der Oberstufe“ durch die aussagekräftigeren PCR-Tests zu ersetzen, sagte der Gesundheitsstadtrat.

Personen, die nicht in Wien wohnen, aber hier arbeiten, dürfen ebenfalls teilnehmen. Allerdings können sie ihr Proberöhrchen nur in Wien abgeben.

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Lifebrain-Mitarbeiter hantieren mit „Gurgel-Tests“ am Freitag, 26. März 2021, im Rahmen der Eröffnung des neuen Lifebrain Logistik- und Laborzentrums „Alles gurgelt“ auf der Baumgartner Höhe in Wien
APA/Herbert Neubauer
Lifebrain-Mitarbeiter hantieren mit „Gurgel-Tests“ bei der Eröffnung des neuen Lifebrain Logistik- und Laborzentrums „Alles gurgelt“ auf der Baumgartner Höhe
Lifebrain-Mitarbeiter hantieren mit „Gurgel-Tests“ am Freitag, 26. März 2021, im Rahmen der Eröffnung des neuen Lifebrain Logistik- und Laborzentrums „Alles gurgelt“ auf der Baumgartner Höhe in Wien
APA/Herbert Neubauer
Lifebrain-Mitarbeiter hantieren mit „Gurgel-Tests“ am Freitag, 26. März 2021, im Rahmen der Eröffnung des neuen Lifebrain Logistik- und Laborzentrums „Alles gurgelt“ auf der Baumgartner Höhe in Wien
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Eine Lifebrain-Mitarbeiterin hantiert mit „Gurgel-Tests“ am Freitag, 26. März 2021, im Rahmen der Eröffnung des neuen Lifebrain Logistik- und Laborzentrums „Alles gurgelt“ auf der Baumgartner Höhe in Wien.
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Lifebrain-Mitarbeiter hantieren mit „Gurgel-Tests“ am Freitag, 26. März 2021, im Rahmen der Eröffnung des neuen Lifebrain Logistik- und Laborzentrums „Alles gurgelt“ auf der Baumgartner Höhe in Wien
APA/Herbert Neubauer

Ludwig kündigt verstärkte Kontrollen an

Ludwig appellierte bei der Pressekonferenz erneut an die Bevölkerung, die physischen Kontakte einzuschränken. Er kündigte an, die öffentlichen Plätze intensiv zu kontrollieren, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Der Wiener Bürgermeister geht laut eigenen Angaben zudem davon aus, dass vergleichbare Maßnahmen, wie sie nun für die Ostregion beschlossen wurden, auch in anderen Bundesländern demnächst kommen: „Ich bin überzeugt, dass das so sein wird.“

Ruck sprach sich dafür aus, einige der dabei geplanten Maßnahmen zumindest zu überdenken, also etwa die FFP2-Masken-Tragepflicht in Innenräumen. Das sei in Produktionsbetrieben nicht einfach umzusetzen. Möglicherweise könne die Pflicht ja bei Vorliegen eines negativen PCR-Zertifikats entfallen, schlug er vor. Gleichzeitig versicherte er, dass die Wiener Betriebe die geplanten Eintrittstests im Handel kontrollieren werden – mehr dazu in Kammer: Werden Eintrittstests kontrollieren

Infektionen in Schulen selten unerkannt

Seit einigen Wochen finden sich in vielen Bundesländern unter jungen Menschen prozentuell die meisten nachgewiesenen CoV-Infektionen. Der Anstieg kann aber auch ein Zeichen dafür sein, dass inzwischen mehr Infektionen bei dieser Altersgruppe erkannt werden. Darauf könnte die jüngste Runde der österreichweiten Gurgelstudie schließen lassen. Sie lieferte die bisher niedrigste Dunkelziffer seit Beginn der Studie. Mehr als 7.500 Schüler und Lehrer nahmen an der Gurgelstudie in den ersten beiden März-Wochen teil, nur 16 wurden positiv auf das Coronavirus getestet.

Die Studie wurde zum dritten Mal durchgeführt. Die Zahl der Infektionen war bei den ersten beiden Durchgängen im Herbst noch deutlich höher. Die Erklärung der Studienautoren der Universitäten Wien und Graz: Durch die verpflichtenden Tests vor dem Präsenzunterricht in den Schulen werden Infektionen jetzt schneller gefunden.

Ein Drittel der Fälle in Schulen entdeckt

Auch das Bewusstsein der Eltern für Symptome sei besser geworden. Kinder und Jugendliche würden deshalb aus Angst vor Quarantäne öfter daheim gelassen. Insgesamt wird der Studie zufolge etwa ein Drittel der Infektionen von Schülern bei Antigen-Tests in der Schule entdeckt, der Rest außerhalb. Eine positive Reaktion kam von ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann. Das System Schule sei nun besser kontrolliert, zwei weitere Durchgänge der Studie seien bereits veranlasst worden.