Zwei Wecker auf 2.00 und auf 3.00 Uhr gestellt
APA/HELMUT FOHRINGER
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Chronik

Es ist wieder Sommerzeit

Die Abschaffung ist schon lange Thema, große Mehrheiten in Österreich und in der EU sind dafür, doch in der Realität bleibt vorerst alles beim Alten: In der Nacht auf Sonntag wurden die Uhren um 2.00 Uhr auf 3.00 Uhr gestellt: Damit hat die Sommerzeit wieder begonnen.

Die mehr als 200 öffentlichen Uhren in Wien empfangen das Zeitsignal über Funk und stellten sich automatisch um. Dasselbe gilt für die 361 Uhren auf den Bahnhöfen der ÖBB. Zugreisende, die während der Umstellung unterwegs waren, kamen bei gleicher Fahrtdauer eine Stunde später an. Das betraf in Wien beispielsweise den NightJet nach Bregenz sowie einige Verbindungen im Nah- und Regionalverkehr.

Sommerzeit bedeutet eine zusätzliche Stunde an abendlichem Tageslicht. 84 Prozent der Frauen und 77 Prozent der Männer wollen sie für Aktivitäten im Freien nutzen. Nicht ganz zwei Drittel der für eine repräsentative Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Akonsult befragten Österreicher haben mit der Zeitumstellung keine Probleme. Hingegen klagen aber 61 Prozent des verbleibenden Drittels über Probleme wie Müdigkeit, Schlafstörungen und Antriebslosigkeit.

Schaukeln im Sonnenuntergang
APA/dpa/Hauke-Christian Dittrich
Viele wollen die Mehrstunde an Tageslicht im Freien verbringen

EU-Länder können sich nicht einigen

Die Diskussion über die Sinnhaftigkeit der Zeitumstellung ist in etwa so lang wie es die Zeitumstellung gibt. In den letzten Jahren ist der Wunsch nach einer Abschaffung aber immer deutlicher geworden. So sprachen sich in einer EU-weiten Umfrage 84 Prozent für die Abschaffung aus. In einer aktuellen Umfrage in Österreich sind es fast drei Viertel der Bevölkerung. Das offizielle Österreich bevorzugt eine ständige Sommerzeit als Standardzeit.

Das Europaparlament hatte im März 2019 mit großer Mehrheit für die Abschaffung per 2021 gestimmt – oder ein Jahr später, wenn es Schwierigkeiten für den Binnenmarkt geben sollte. Doch bisher geschah nichts, es fand sich bisher noch keine mehrheitliche Zustimmung auf eine Variante. Je nach Lage wollen einige Länder die Sommerzeit beständig einführen, andere wieder die Normalzeit behalten. Doch einen Fleckerlteppich bei der Zeit will die EU unbedingt verhindern.

Seit 1973 wird umgestellt

Eingeführt wurde die Sommerzeit 1973 in Europa anlässlich der Ölkrise und mit dem Hintergrund, Energie zu sparen. Mit der Zeitverschiebung sollte eine Stunde Tageslicht für Unternehmen und Haushalte gewonnen werden. Frankreich machte damals den Anfang. Österreich beschloss die Einführung erst 1979 wegen verwaltungstechnischer Probleme und weil man eine verkehrstechnische Harmonisierung mit der Schweiz und Deutschland wünschte.

Diese beiden Länder führten die Sommerzeit erst 1980 ein. Allerdings gab es in Österreich bereits im Ersten Weltkrieg schon einmal die Sommerzeit. Im Jahr 1916 galt sie für die Monarchie vom 1. Mai bis 30. September, wurde dann aber wieder eingestellt. Ein zweiter – auf Dauer erfolgloser – Versuch wurde in den Jahren 1940 bis 1948 unternommen. 2021 ist jedenfalls sicher, dass am letzten Wochenende im Oktober wieder auf die Normalzeit (MEZ) zurückgewechselt wird. Nicht sicher ist, ob sich die EU-Staaten bis dahin auf eine einheitliche Lösung des Zeitproblems geeinigt haben werden.