Chronik

87 Mio. weg: Vermögensverwalter vor Gericht

Am Wiener Straflandesgericht beginnt am 28. April ein kleiner Teil eines mutmaßlich viele Millionen schweren Wirtschaftskrimis. 400 Anleger vertrauten einem Vermögensverwalter 87 Mio. Euro an. Der Mann kommt nun wegen Untreueverdachts vor den Strafrichter.

Das Geld sei verschwunden, der angeklagte 64-jährige Unternehmer – ein gebürtige Tiroler – sitze seit 14. Mai 2020 in Untersuchungshaft, schreiben die „Salzburger Nachrichten“ (Freitag). Der Angeklagte bestreite die Vorwürfe.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft dem Beschuldigten Untreue vor. Er soll, so die Zeitung, in den Jahren 2017 und 2018 in Zusammenhang mit „Savira pharmaceuticals GmbH“ 35 Investoren um knapp 769.000 Euro geschädigt haben. „Dieses Beteiligungsprodukt der ,Schilling’-Gruppe steht beispielhaft für über 30 weitere, bei denen der Verdacht besteht, dass Gelder treuwidrig verwendet wurden“, wird der Wiener Rechtsanwalt Georg Kudrna zitiert. Er vertritt knapp die Hälfte der Geschädigten.

Unübersichtliches Geflecht an Firmen

Unter dem Konstrukt „Schilling Wirtschaftsberatung“ und „Schilling Treuhand“, mit dem sich seit Jahren Anwälte, Gerichte und Kreditschützer beschäftigten, habe der Angeklagte seit Anfang 2000 ein unübersichtliches Geflecht an Firmen geschaffen, mit denen in Unternehmen wie „Savira pharmaceuticals GmbH“ investiert worden sei. Unternehmensgegenstand: Vermögensberatung und -verwaltung.

Viele dieser Unternehmen seien mittlerweile in Konkurs. Rund 400 geschädigte Anleger haben laut „SN“ im Insolvenzverfahren Forderungen in Höhe von 86,9 Mio. Euro angemeldet. Sie dürften durch die Finger schauen, bestenfalls können sie mit einer minimalen Quote ihres Treuhandgelds rechnen, heißt es im Bericht: Matthias Schmidt, Insolvenzverwalter der „Schilling Treuhand“, berichte von „Masseunzulänglichkeit“. Der aktuelle Massestand betrage gut 7.100 Euro.

Millionen von einzelnen Anlegern

Einzelne Anleger sollen sogar Millionen investiert und für Versprechungen bis zu 8 Prozent jährlicher Rendite sogar Kredite aufgenommen haben. „Es war eine Art Pyramidenspiel“, sagte eine KSV-Insolvenzexpertin der Zeitung. Unterlagen und Abrechnungen gebe es kaum.

Der 64-jährige, der zu den Anschuldigungen schweigt, ist laut Zeitung das „Mastermind“ hinter der „Schilling“-Gruppe, die er nicht nur als Geschäftsführer geleitet habe, sondern die ihm auch wirtschaftlich zur Gänze zuzuordnen sei. Seit Jahren habe der Beschuldigte mit einer „Loch-auf-Loch-zu“-Taktik die wahren Vermögensverhältnisse in seiner Unternehmensgruppe verschleiert.