Der Präsident des Behindertenrats Herbert Pichler
APA/Hans Punz
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Politik

Trauer um Behindertenrat-Präsident Pichler

Herbert Pichler, der Präsident des Österreichischen Behindertenrates, ist in der Nacht auf Samstag tödlich verunglückt. Sein Ableben sorgt für Betroffenheit. Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) bezeichnete ihn als „eine der prägendsten Persönlichkeiten der österreichischen Behindertenpolitik“.

„Mit Herbert Pichler verliert Österreich einen engagierten Kämpfer für Inklusion, also dafür, dass Menschen mit Behinderung in vollem Umfang gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können“, zeigte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen „tief betroffen über den schrecklichen Unfall“.

Er habe Pichler zumindest jährlich bei der Weihnachtsfeier in der Präsidentschaftskanzlei getroffen und mit ihm die aktuellen Herausforderungen besprochen. „Heuer wird Herbert Pichler dabei fehlen und eine große Leerstelle hinterlassen – bei der Weihnachtsfeier, aber vor allem beim Engagement für Inklusion in Österreich“, äußerte der Bundespräsident sein Mitgefühl für die Angehörigen.

Mit Pichler verliere „die Republik viel zu früh einen herzlichen Menschen, einen leidenschaftlichen Gewerkschafter und einen unermüdlichen Kämpfer für die echte Gleichberechtigung aller Menschen mit Behinderung“, erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf Twitter.

Bei Autounfall getötet

„Wir haben auf tragische Weise einen Freund verloren“, berichtete der Obmann des Behindertenberatungszentrums BIZEPS, Martin Ladstätter, „geschockt und zutiefst traurig“ über den tödlichen Unfall in Wien-Donaustadt. Pichler wurde laut Polizei in den Morgenstunden beim Aussteigen aus seinem Pkw vom Auto eines 33-jährigen Lenkers erfasst und so schwer verletzt, dass er am Unfallort starb. Der 33-Jährige hatte laut ersten Ermittlungen keinen Führerschein und stand unter Drogeneinfluss.

Michael Svoboda, Vizepräsident des Österreichischen Behindertenrats, hob die Leistungen Pichlers hervor: „Er kämpfte unermüdlich und mit vollem Herzblut für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Dass er jetzt so plötzlich und so brutal aus dem Leben gerissen wurde, ist für uns kaum zu begreifen.“

Gedenken über Parteigrenzen hinweg

„Herbert Pichler war jemand, der sein Leben dem Kampf für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen gewidmet hat und sich mit aller Kraft für ein besseres Leben für Menschen mit Behinderungen eingesetzt hat“, sprach Anschober im Namen der Ministeriumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter größten Dank und Anerkennung aus.

Tief erschüttert zeigte sich auch ÖVP-Arbeitsminister Martin Kocher in einer Aussendung. „Herbert Pichler war eine beeindruckende Persönlichkeit, die sich unermüdlich für Menschen mit Behinderung starkgemacht hat.“

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann würdigte Pichler als „Wegbereiter- und -begleiter in der Entwicklung der inklusiven Bildung in Österreich – unermüdlich, konsequent und mit großem persönlichen Engagement“. Der Verstorbene sei „kein Dogmatiker, sondern eine besondere Persönlichkeit mit Visionen und Weitblick“ gewesen, so der Bildungsminister, der versprach, „die inklusive Bildung in Österreich in seinem Sinne vorantreiben und weiterentwickeln“ zu wollen.

ÖGB würdigt „unermüdlichen Gewerkschafter“

„Wir verlieren viel zu früh einen Gewerkschafter, der sich mit unermüdlichem Einsatz für Menschen mit Behinderung starkmachte“, betonte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian: „Sein Engagement und die Freude, die er hatte, wenn er Menschen weiterhelfen konnte, werden wir nicht vergessen.“ Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl zeigte sich „tief bestürzt über den plötzlichen Tod Herbert Pichlers, einem unermüdlichen Kämpfer für Gleichberechtigung und Inklusion“.

Der Wiener Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sagte: „Ich trauere um einen jahrzehntelangen Weggefährten und Freund, einen engagierten Interessenvertreter und Verbündeten in vielen Fragen moderner Behindertenpolitik.“ Gemeinsam hätten Hacker und Pichler zahlreiche Vorhaben vorangetrieben – „vom Wiener Chancengleichheitsgesetz bis zu den Wiener Wegen zur Inklusion“.

Die WKÖ-Spitze nannte Pichler einen „starken und herzlichen Partner der Wirtschaft“. Sein „besonderes Engagement für Menschen mit Behinderung“ habe in Österreich viel bewegt und wesentlich zur Inklusion von Menschen mit Behinderung bzw. mit gesundheitlichen Einschränkungen am Arbeitsmarkt beigetragen, so WKÖ-Präsident Harald Mahrer und Generalsekretär Karlheinz Kopf in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Seit 2017 Präsident des Behindertenrates

Die Grünen würdigten Pichler als „starken Kämpfer für die Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen“. „Wir verlieren einen unermüdlichen Kämpfer für Inklusion und für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung“, erklärte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner auf Twitter. Für Fiona Fiedler, die NEOS-Sprecherin für Menschen mit Behinderung, ist Pichlers „plötzliches, so sinnloses Dahinscheiden“ ein „unfassbarer Verlust“. Sie würdigte seine „positive Art“ im unermüdlichen Einsatz für die Sache.

Der im deutschen Passau geborene Pichler engagierte sich in Wien zunächst auf Bezirksebene für die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Mit unermüdlichem Einsatz und Kompetenz wurde er Präsident des Bundesverbandes für Menschen mit Behinderungen (ÖZIV) und 2017 auch des Österreichischen Behindertenrates. Im ÖGB baute er das „Chancen Nutzen Büro“ mit auf und engagierte sich als dessen Leiter speziell für die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt.