Petra Draxl im Studio von „Wien heute“
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Wirtschaft

Wiener AMS-Chefin erwartet wieder mehr Arbeitslose

Die Arbeitslosigkeit ist in Wien zuletzt leicht gesunken – das könnte sich aber schon bald wieder ändern. Die Chefin des Wiener AMS, Petra Draxl, geht davon aus, dass die Zahl der Menschen ohne Job durch den aktuellen Lockdown wieder steigen wird.

Rund 173.000 Menschen waren Ende März in Wien auf Jobsuche oder in Schulungen – das sind immer noch sehr viele, aber um 8,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Sie hoffe sehr, dass die Wiener Betriebe weiterhin die Kurzarbeit nutzten würden, um ihre Beschäftigten auch im April und Mai zu halten, so AMS-Wien-Geschäftsführerin Petra Draxl im Interview mit „Wien heute“. „Gleichzeitig sind wir natürlich in Sorge und gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit nicht weiter sinken wird, sondern wieder steigen wird.“

Ende März waren in Wien rund 100.000 Menschen in Kurzarbeit – in rund 13.000 Betrieben. Draxl erwartet, dass im April wieder 10.000 bis 13.000 Betriebe Kurzarbeit beantragen werden – für 80.000 bis 100.000 Beschäftigte. Die Zahl der Menschen in Kurzarbeit habe dann unmittelbare Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit, so Draxl. Also: Je weniger in Kurzarbeit, desto mehr ohne Job.

AMS-Chefin Draxl im Interview

Wie wird sich der Wiener Arbeitsmarkt in der Krise weiter entwickeln? Wo gibt es vielleicht sogar Chancen? Die Chefin des AMS Wien Petra Draxl ist im „Wien heute“-Studio zum Interview.

Auch Handel erwartet Anstieg bei Arbeitslosen

Einen Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet auch der Wiener Handel. „Jeder Tag ist ein verlorener Tag. Das wirkt sich umsatzmäßig extrem aus“, meint Spartenobfrau Margarete Gumprecht zum aktuellen Lockdown. „Noch weitere Wochen werden sehr, sehr viele Arbeitsplätze kosten.“ Laut Schätzungen des Handelsverbandes kostet der Lockdown allein den Handel in Ostösterreich pro Woche 420 Millionen Euro.

Auch der Wechsel zwischen Kurzarbeit und dem Zurückholen der Beschäftigten in die Betriebe werde noch Probleme bereiten, meint Margarete Kriz-Zwittkovits, Vizepräsidentin Wiener Wirtschaftskammer, „weil auch nicht mehr alle zurückgeholt werden können.“ Man könne die Umsätze nicht von einem Moment auf den anderen in der Form anheben.

Wirtschaft leidet unter CoV-Einschränkungen

Teils dramatische Umsatzeinbußen und der Abbau von Arbeitsplätzen: Die Wiener Wirtschaft leidet nach wie vor unter den harten CoV-Schutzmaßnahmen.

Viele kleine Fehler bei Anträgen für Kurzarbeit

Kritik gab es in der Vergangenheit immer wieder an einer schleppenden Abwicklung der Kurzarbeitsanträge. Ein Großteil der Betriebe, zuletzt 75 Prozent, würde bei den Anträgen „ganz kleine Fehler“ machen, erklärte dazu AMS-Wien-Chefin Petra Draxl im „Wien heute“-Interview. Das AMS müsse die Anträge daher immer wieder zurückweisen, was zur Verzögerungen führe.

„Wir wünschen uns sehr von den Wiener Betrieben, dass sie gut lesen, was im Internet steht. Hier ist alles sehr gut beschrieben“, betonte die AMS-Wien-Chefin. „Die Hauptfehler waren wirklich so etwas wie: Eine Unterschrift fehlt auf der Sozialpartner-Vereinbarung.“ Zum Teil sei auch die falsche Vereinbarung verwendet worden oder Daten hätten nicht übereingestimmt. Wenn der Antrag stimme, werde er innerhalb einer Woche genehmigt. „Das ist für jeden Betrieb positiv und für uns auch.“

2.000 offene Lehrstellen in Wien

Keine Sorgen macht Draxl, dass sich derzeit viele in der besonders krisengeschüttelten Tourismusbranche (um)schulen lassen. Rund 5.400 Menschen aus dieser Branche seien derzeit in Schulungen – dabei handle es sich jedoch zum Teil einfach um Deutsch- oder Englischkurse, die auch für die Branche gut seien.

„Ein kleiner Teil lässt sich sozusagen aus der Branche rausschulen“, so Draxl. Gleichzeitig gebe es im Zuge der CoV-Weiterbildungsoffensive auch einen Tourismus-Schwerpunkt, beispielsweise mit einem Lehrabschluss. Unabhängig davon gibt es in Wien derzeit übrigens 2.000 offene Lehrstellen, vom Einzelhandel bis zu Binnenschifffahrt.