Junge Menschen beim Training im Kurpark Oberlaa
ORF.at/Dominique Hammer
ORF.at/Dominique Hammer
Bewusst Gesund

Morgensport kann das Krebsrisiko senken

Regelmäßige Bewegung kann das Risiko an Krebs zu erkranken reduzieren. Der Wiener Forscher Jakob Weitzer kommt zur Erkenntnis, dass sich das Risiko deutlich senken lässt, wenn man in der Früh Sport betreibt. Auf Frauen wirkt sich das noch deutlicher aus als auf Männer.

Die Störung von unseren zirkadianen Rhythmen ist eine mögliche Ursache für Krebs. Der zirkadiane Rhythmus stellt den Wechsel zwischen Wachsein und Schlaf dar. Es ist unsere innere Uhr, die unseren biologischen Rhythmus reguliert. Studien zeigen, dass ein möglicher Zusammenhang zwischen Störfaktoren für unsere zirkadianen Rhythmen, wie zum Beispiel Lichtexposition in der Nacht oder abendlich späte Nahrungsaufnahme und Krebsrisiko besteht.

Bewegung senkt Krebsrisiko um bis zu 20 Prozent

Weiters haben Studien wiederholt belegt, dass regelmäßige moderate körperliche Aktivität das Krebsrisiko erheblich senken kann, sagte der Epidemiologe Jakob Weitzer, der für die MedUniWien die Studie erstellt hat. Bewegung ist gesund und reduziert unser Krebsrisiko um zehn bis 20 Prozent, weil Sport unser Körpergewicht reguliert „und das ist schon mal ein Faktor, der zum Krebsrisiko beiträgt und der zweite Faktor ist, dass Sport unser Immunsystem stärkt, das heißt, unser Immunsystem kann dann schon in einer frühen Phase die Krebserkrankung verhindern“.

Jakob Weitzer
ORF
Studienautor Jakob Weitzer

Dieser positive Effekt könnte besonders stark sein für Sport am Morgen. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie der Abteilung für Epidemiologie am Zentrum für Public Health der MedUni Wien in Zusammenarbeit mit dem Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal), die nun im Top-Journal International Journal of Cancer publiziert wurde.

Morgensport noch wirksamer als Abendsport

„Was wir wissen ist, dass Sport unsere innere Uhr beeinflussen kann und diese innere Uhr beeinflusst dann wiederum hormonelle Rhythmen in unserem Körper und diese Rhythmen beeinflussen das Krebsrisiko“, erklärte Studienautor Weitzer. Er untersuchte, ob sportliche Aktivität am Morgen das Prostata- und Brustkrebsrisiko möglicherweise stärker senken kann als sportliche Aktivität, die zu anderen Tageszeitpunkten stattfinden.

Die Hypothese beruhte auf Ergebnissen einer experimentellen Studie, in der gezeigt werden konnte, dass körperliche Aktivität am Nachmittag oder am Abend den Melatonin-Rhythmus zeitlich nach hinten verschieben kann. Das Hormon Melatonin wird vom menschlichen Körper hauptsächlich in der Nacht produziert und wurde in einigen Studien mit einem geringeren Krebsrisiko in Verbindung gesetzt.

Effekt bei Frauen deutlicher als bei Männern

Das Ergebnis der Studie konnte zeigen, dass der schützende Effekt von Sport auf das Risiko, an Prostata- und Brustkrebs zu erkranken, möglicherweise am stärksten ist, wenn die körperliche Betätigung morgens von 8.00 bis 10.00 Uhr stattfindet. Bei Männern war dieser Effekt allerdings ähnlich stark auch bei regelmäßiger sportlicher Betätigung am Abend zwischen 19.00 bis 23.00 Uhr.

Entscheidend scheint auch zu sein, ob man ein Morgen- oder Abendmensch ist, sagte Weitzer: „Was wir gesehen haben ist, dass die Morgenaktivität besonders für die Menschen, die am Abend aktiv sind, gut scheint“. „Der Zeitpunkt der körperlichen Aktivität kann sich offensichtlich auf den Sexualhormon- und Melatoninrhythmus auswirken sowie auf den Nährstoffmetabolismus. Das könnte unsere Ergebnisse erklären“, betonte er.

Weitzer und seine Mitautorinnen und Mitautoren können aufgrund dieser neuen Erkenntnisse zwar noch nicht genau sagen, zu welcher Tageszeit man nun am besten körperlich aktiv ist, um sein Krebsrisiko optimal zu senken. Jedoch gilt generell, dass man sein Krebsrisiko erheblich senken kann, indem man einfach zumindest 150 Minuten moderater körperlicher Aktivität pro Woche in den Alltag einfließen lässt, wie es auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt.